Der Indie-Rock hat sich verändert: Mitski weiß, wohin die Reise geht
So richtig unter dem Radar agierte die Songwriterin Mitski schon lange nicht mehr. Dennoch: Dass Mitski im letzten Jahr den Titel „Album des Jahres“ beim hochrelevanten US-Musikmagazin Pitchfork erringen konnte, als Nachfolgerin von Superstar Kendrick Lamar, damit war nicht unbedingt zu rechnen.
2012 erschien ihr Debüt als Neo-Klassik-Komponistin am Klavier, kurz darauf entdeckte sie die verzerrten Gitarren von Garage und Indie. Dabei wurde sie schnell zu einer Frontfrau eines neuen Indie-Rocks – einer Generation von Songwriterinnen, oft weiblich und of colour, die dem Genre seinen weißen Ennui ausblasen wollten. Zwischen Musikerinnen wie Vagabon oder Japanese Breakfast verhandelte auch die in Japan geborene Mitski Miyawaki spätestens mit ihrem Album „Puberty 2“ nicht nur Teenage Angst und Love-Dramen, sondern eben auch, wie sie nicht richtig hereinpasst in die amerikanische Gesellschaft.
Und dann eben: „Be The Cowboy“ ihr übergroßes Album von 2018, das sie auch im Heimathafen betourt. Ihr energetischer, aber doch ironisch distanzierter Indie-Rock zwischen Folk und Distortion wächst über die Songwriterin hinaus. Statt ihre Position identitätspolitisch auszuleuchten, reklamiert sie nun den amerikanischsten aller Helden gleich für sich. Einsam und gefährlich, romantisch und machistisch, das alles kann eben auch eine japanisch-amerikanische Songwriterin sein, in diesen Tagen. Völlig zurecht also: Hier spielt die Speerspitze dessen, was Gitarrenmusik heute noch spannend macht.
Heimathafen Neukölln Karl-Marx-Straße 141, Neukölln, Do 15.8., 21 Uhr, VVK 22,70 € zzgl. Gebühren