Pop

Sarah McCoy – Die Anti-Adele singt im Maze

Nur 120 Millionen Platten weniger: Warum ist Adele berühmt? Und Sarah McCoy nicht? Ist nur schwer zu verstehen

Foto: God Save The Screen

Wie überall ist auch in der Popmusik die Verteilung von Erfolg und Misserfolg eine höchst willkürliche Sache. Wie kann es etwa angehen, dass (die fraglos wunderbare) Adele ein Weltstar ist, während eine so begnadete Sängerin wie Sarah McCoy bislang ein Mauerblümchendasein fristet? Gut ein Jahr nach Veröffentlichung hat das Video zu ihrem grandiosen Song „Boogieman“ knapp 82.000 Aufrufe. So viel hatte Adeles „Hello“ nach einem Wimpernschlag.

Dabei hat die 34-Jährige ja nicht nur eine umwerfende, auch ohne irreführende Vergleiche mit Billie Holiday unvergessliche Stimme und eine vehemente Bühnenperformance zu bieten, sondern auch eine bewegte Biografie, die sich prima als Narrativ einer Außenseiterkarriere ausschlachten ließe: Die Tochter einer Ex-Nonne und eines Kriegsveteranen verbringt ihre Kindheit in South Carolina zwischen „Alligatoren und Kokosnüssen“, schlägt sich jahrelang ohne festen Wohnsitz mit Straßenmusik durch und findet Seelenverwandte in New Orleans, der Hauptstadt aller schrägen Vögel Amerikas, wo sie ihr Talent in halbleeren Kaschemmen verschwendet. Doch was heißt verschwendet? Vermutlich ist es genau diese harte Schule des Lebens, die Sarah McCoys Lieder außergewöhnlich machen.

Mittlerweile lebt sie in Paris, hat Chilly Gonzales als Mentor und Produzent an ihrer Seite und ein Album auf dem renommierten Blue-Note-Label veröffentlicht. Was fehlt zur nächsten Adele? 120 Millionen verkaufte Platten. Kann ja noch werden.

Maze Mehringdamm 61, Kreuzberg, Do 5.12., 20 Uhr, VVK 23 € zzgl. Gebühren

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