Aus der kanadischen Distanz reformieren The Dead South den urigen Bluegrass
Da oben in Kanada hat man wahrscheinlich die nötige Distanz. Von Regina, der Hauptstadt von Saskatchewan aus, kann man einen ganz entspannten Blick auf das werfen, was die Nachbarn südlich der Grenze so treiben. Und sich eben auch ein wenig darüber lustig machen, wie sie ihre Traditionen pflegen – und wie sie das Banjo spielen.
Das war jedenfalls einmal der Impetus, unter dem sich The Dead South gründeten. Als Theken-Idee, als: Das könnte doch geil werden, so eine Bluegrass-Band, die abgeht. Vorher hatten die Mitglieder Grunge-Rock gemacht, der Banjo-Spieler bezeichnet sich noch heute als Metalhead. Eingebaut in ihren Bluegrass, in dieses hüpfende, skiffelnde, irgendwie urige, aber halt auch extrem spießige Wild-West-Entertainment, ist seitdem ein ironischer Sicherheitsabstand. Und natürlich die Haltung aus dem Punk. Nicht zu vergessen: Der Geist des Karnevals, wenn sich die Band mit schwarzen Buxen, weißen Hemden, Hosenträgern und Hüten verkleidet wie eine Horde Puritaner.
Berühmt und zu „bösen Brüdern von Mumford & Sons“ gekürt wurde das Quartett mit dem Song „In Hell I’ll Be in Good Company“, einer so schwermütigen wie eingängigen Moritat von Betrug und Tod. Im dazugehörigen Videoclip führt die Band einen, nach Eigeneinschätzung, „dämlichen Tanz“ auf – und hebelt so jeden Make-America-Great-Again-Anfangsverdacht locker aus. Klamauk, da darf man sich nicht täuschen, ist das trotzdem nicht. Denn den Bluegrass, die Musik selbst, nehmen The Dead South ernst. Nur das, was dahinter steckt, das betrachten sie mit dem nötigen Abstand.
Astra Revaler Str. 99, Friedrichshain, Di 16.4., 20 Uhr, VVK 25 € zzgl. Gebühren