Das Business-Festival Hub.Berlin findet Ende Juni in der Station Berlin in Kreuzberg statt. Ein Schwerpunkt des zweitägigen Festivals ist die Mobilität von Morgen. Zum Beispiel Busse, die ohne Fahrer fahren. Es ist nur eines von vielen Zukunftsthemen an den beiden Tagen.
Hub.Berlin: „Future Mobility“ ist ein Schwerpunkt
Dass die Berliner Verkehrsbetriebe derzeit händeringend nach Fahrer:innen für ihre Bus- und Bahn-Flotte suchen, weiß jeder, der mit offenen Augen im Berliner Straßenverkehr unterwegs ist. Da wird die Ausbildung zum Busfahrer schon mal auf dem Frontdisplay der Busse beworben. Weil der Fachkräftemangel aber auch in Zukunft keinen Bogen um die Fahrerkabinen machen wird, verfolgt die BVG darüber hinaus das Ziel, bei einem Teil ihrer Fahrzeugflotte ganz ohne Lenkpersonal auszukommen. In einem Pilotprojekt will die BVG bis 2025 gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin und dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) eine fahrerlose Kleinbusflotte durch den Berliner Nordwesten schicken.
Es wäre der nächste Schritt beim autonomen Fahren im ÖPNV, mit dem die BVG bereits seit 2017 experimentiert. Dieses ist eines der großen Themen auf der Businessmesse Hub.Berlin, die der Digitalverband Bitcom am 28. und 29. Juni in der Station Berlin in Kreuzberg veranstaltet. „Future Mobility“ wird dabei einer der wichtigsten Schwerpunkte sein.
Denn die Suche nach Alternativen zum motorisierten Individualverkehr ist in ziemlich vielen Großstädten gerade ein ganz gewaltiger Trend. Und andere Metropolen wie Paris oder Kopenhagen sind dabei schon deutlich weiter als Berlin – wo der neue Senat aus CDU und SPD zudem nicht gerade den Eindruck macht, als hätte er es wahnsinnig eilig mit dem unter dem Vorgängersenat forcierten Umbau des Verkehrs.
Hub.Berlin: Mehr als 5.000 Besucher:innen im vergangenen Jahr
Aber auch auf diesem Gebiet tut sich nicht zuletzt beim autonomen Fahren einiges. Seit im Sommer 2021 das Gesetz zum automatisierten Fahren in Kraft trat, dürfen automatisierte Systeme im öffentlichen Straßenverkehr Fahrzeuge steuern. Allerdings muss ein menschlicher Fahrer oder eine Fahrerin immer noch daneben sitzen und aufpassen, dass der digitale Fahrschüler nicht aus Versehen irgendwo gegenkachelt.
2012 noch unter dem Namen „Trendkongress“ gestartet, findet die Messe Hub.Berlin in diesem Jahr zum neunten Mal statt. 2018 war die Hub.Berlin wegen des damaligen Wechsels vom Winter in den Sommer ausgefallen, 2020 und 2021 musste sie aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Im vergangenen Jahr zählte die Messe mehr als 5.000 Besucher:innen.
In diesem Jahr werden mehr als 200 Sprecher:innen erwartet. Angekündigt sind unter anderem Keynotes von Boschs Chief Digital Officer Tanja Rückert und Telekom-Chef Timotheus Höttges. Die Politik wird unter anderem durch zwei FDP-Mitglieder aus der Bundesregierung vertreten sein: Finanzminister Christian Lindner und sein Kollege aus dem Ressort für Digitales und Verkehr, Volker Wissing.
Weitere Konferenzthemen: Künstliche Intelligenz und digitale Nachhaltigkeitstechnologien
Neben der Future Mobility werden auf der Konferenz aktuelle Debatten um Künstliche Intelligenz, digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit, digitale Souveränität und die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter vorangetrieben. Es gibt neben dem Konferenzprogramm aber auch einen interaktiven Ausstellungsbereich und ein Digital Arts Lab zu sehen. Zum Finale kann das Networking dann auf einer Clubnacht vertieft werden.
Vor der Clubnacht jedoch steht nichts weniger als die „Mobilitäts-Revolution“ im Fokus des zweiten Festivaltages. Da diskutieren internationale Expert:innen in Podiumsdebatten und in Keynotes die Perspektiven digitaler Mobilität. Angekündigt sind dafür zum Beispiel Oliver Mackprang, CEO des Carsharing-Unternehmens Miles, und Ellen Kugelberg von der schwedischen Firma Einride, das auf autonomen elektrischen Transport setzt. Verkehrsminister Wissing hält zum Abschluss eine Keynote. Auf den Podien geht es unter anderem um die Digitalisierung beim Transport von Waren und Gütern, die Bedeutung von Daten für die Mobilisierung und eben die Perspektiven autonomen Fahrens im Alltag.
Denn auch im öffentlichen Nahverkehr sind selbstständig fahrende Busse nur eine Variante. Schließlich könnten perspektivisch auch S- und U-Bahnen ganz ohne Fahrer über die Berliner Gleise rollen. Dafür dann aber in kürzerem Takt. Wenn der nicht an anderen Gründen als dem fehlenden Personal scheitert.
Bleibt nur die Frage, wer in einigen Jahren die Fahrgäste mit dem legendär-rotzigen Berliner Busfahrer-Humor versorgt. Daran muss doch jegliche KI krachend scheitern.
- Station Berlin Luckenwalder Straße 4–6, Kreuzberg, 28.+29.6., Infos, Zeitplan und Tickets hier
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