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Interview

Medium Minckee: „Nicht alles muss etwas Paranormales sein”

Minckee ist seit mehr 20 Jahren ein spirituelles Medium und Geisterjägerin. Sie kann mit dem Jenseits kommunizieren, wie sie sagt. Begonnen habe alles mit dem Tod ihrer Großmutter. Ein Gespräch über das Unerklärliche.

Foto: Minckee
Minckee arbeitet seit mehr als 20 Jahren als spirituelles Medium und Geisterjägerin. Foto: Minckee

Plötzlich sind da wieder diese unheimlichen Geräusche. Das Knirschen aus der Ecke, die Schritte im Nebenzimmer. Ist man doch nicht alleine zu Hause? Ein kalter Schauer läuft einem bei dem Gedanken über den Rücken.

Minckee weiß, dass man nie ganz alleine ist. Seit ihrer Kindheit, so sagt sie, könne sie Dinge wahrnehmen, die andere nicht sehen. Minckee heißt eigentlich Arianer Gerhold und ist ein spirituelles Medium. Das heißt, sie kann mit der jenseitigen Welt Kontakt aufnehmen und mit ihnen kommunizieren. 

Seit über 20 Jahren ist das nun auch ihr Beruf. Auf Anfrage stellt sie Jenseitskontakte her und dient als „Sprachrohr zwischen dem Diesseits und Jenseits”, wie sie erzählt. Die Berlinerin kann auch Geister erlösen und sie an ihren eigentlichen Platz zurück senden. Nebenbei macht sie noch Reiki, eine alte Heilkunst und Energiearbeit aus Japan. Eine Reiki-Behandlung besteht in der Regel aus Handauflegen auf oder über Körperstellen, die von Erkrankungen betroffen sind. 

Aber damit noch nicht genug: Minckee ist auch immer wieder in verschiedenen Sendungen als Geisterjägerin im deutschen Fernsehen anzutreffen, und auf Instagram (@Minckee) unterhält sie rund 14.000 Menschen mit regelmäßigen Livestreams. Dort gibt sie Ratschläge oder legt ihren Follower:innen die Karten.

Im Interview mit tipBerlin erzählt sie, wie sie zu ihrem außergewöhnlichen Beruf kam und wie sie sich jeweils auf einen Besuch mit Geistern vorbereitet.


Medium und Geisterjägerin Minckee im Gespräch

tipBerlin Minckee, wie sieht ein Geist aus? 

Minckee Ich sehe echte Menschen wie durch ein Milchglas. Sie tragen normale Kleidung aus ihren Epochen.

tipBerlin Und sind sie gut oder böse?

Minckee Das kommt darauf an. Je positiver man eingestellt ist, desto bessere und freundliche Geister hat man um sich herum. Bei verlassenen Ortschaften, auch Lost Places genannt, trifft man jedoch auf Spirits, also Geister, wie sie zu Lebzeiten waren. Sie verändern sich nicht.

tipBerlin Konntest du schon immer Geister sehen oder mit ihnen kommunizieren?

Minckee Von klein auf geschahen Dinge, bei denen ich dachte, dass es ganz normal sei. Beispielsweise konnte ich gewisse Dinge vorhersagen, die zeitnah wirklich passierten. Ausschlaggebend war aber der Tod meiner Großmutter. Dieses Erlebnis hat bei mir wohl eine Tür zum Jenseits geöffnet. 

tipBerlin Was heißt das?

Minckee Von da an geschahen einfach viele mysteriöse Dinge. Zum Beispiel hatte ich in meiner Wohnung dann plötzlich einen Poltergeist.

tipBerlin Einen Poltergeist?

Minckee Ja. Eines Abends hörte ich laute Schritte, die auf mich zukamen. In meiner Wohnung begann es dann plötzlich laut zu poltern. Der Lärm war so laut, dass sogar mein Nachbar Wind davon bekam und mich fragte, was bei mir los sei. Damals war ich Musikerin und mein Produzent empfahl mir, zu einer groß Reiki-Meisterin zu gehen und ihr von meinem Erlebnis zu erzählen. Ich fand das komisch, meldete mich aber trotzdem bei ihr. Sie konnte mich dann total von sich überzeugen. Denn sie konnte meine Wohnung beschreiben, obwohl sie noch gar nie da war. Sie meinte dann, dass der Geist in meiner Wohnung ein ehemaliger Soldat sei, der seine Mutter sucht. Sie half mir kostenlos, da sie davon überzeugt war, dass ich ihr in einem anderen Leben ebenfalls half. 

tipBerlin Wie hast du darauf reagiert?

Minckee Na ja, ich wusste nicht genau, was ich davon halten soll. Die Groß-Reiki-Meisterin gab mir schließlich Tipps, wie ich den Geist wegbekomme. Ich setzte mich also eines Abends auf mein Sofa und versuchte, mit dem Soldaten zu sprechen. Es geschah aber nichts. Ich musste lachen, weil mir bewusst wurde, dass ich einfach in die Luft hinaus sprach. Dann ging das Licht auf meiner Vitrine immer wieder ein und aus. Ein Zeichen, aber das war’s dann auch. 



tipBerlin Dann war der Soldat weg?

Minckee Nein, noch nicht. Ein paar Tage später verspürte ich Ruhe. Vor allem in meinem Bauch. Als hätte sich ein Knopf darin aufgelöst. Die gross Reiki-Meisterin rief mich daraufhin an und sagte, dass der Soldat nun bereit ist zu gehen. Daraufhin setzte ich mich vor meinen Schrank, sprach ein paar Worte und dann ging der Geist durch mich durch. Das war krass. 

tipBerlin Er ging durch dich durch? 

Minckee Ja, als hätte ich ihn gereinigt, bevor er wirklich gehen konnte. Danach war’s vorbei. Der Soldat fand seine Mutter und sie konnten in Frieden gehen. Die gross Reiki-Meisterin bildete mich daraufhin als Medium aus.

Je positiver man eingestellt ist, desto bessere und freundliche Geister hat man um sich herum.

Minckee

tipBerlin Und wie wurde es zu deinem Beruf?

Minckee Irgendwann meinte jemand, dass es in Berlin einen Geisterjäger gibt, der über spezielle Geräte verfügt, um mit den Geistern zu kommunizieren. Das hatte ich ja alles nicht. Also kontaktierte ich ihn und erzählte ihm von meinen Erfahrungen. So begannen wir zusammenzuarbeiten. Schon nach unserer ersten gemeinsamen Ermittlung konnte er technisch etwas Paranormales aufzeichnen, und immer mehr wurde ich eins mit meiner Berufung.

tipBerlin Sind das Geräte wie im Film „Ghostbusters“? Zum Beispiel der Staubsauger, der die Geister einsaugen kann?

Minckee Nein, natürlich nicht. Unter anderem arbeite ich mit einer „SLS Kamera”. Das ist eine spezielle Kamera, die Energien erkennt und sie auf meinem Tablet visualisieren kann. Dann gibt es noch die „Spirit Box”. Ein Lautsprecher-ähnliches Gerät, welches durch verschiedene Radiofrequenzen läuft und Wörter ausspucken kann und so auch als Kommunikationsgerät von den Spirits benutzt werden kann. Damit kann ich mit den Ghosts kommunizieren. Dann verwende ich noch viele kleine Tools wie leuchtende Bälle. Diese beginnen zu leuchten, wenn jemand draufdrückt. Um ein solches Tool zu drücken, müssen die Spirits viel Energie aufwenden. So kann sich ein Geist schließlich erkennbar machen.

Foto: Minckee
Minckee macht mindestens fünf Hausbesuche im Monat. Foto: Minckee

tipBerlin Bist du denn viel unterwegs?

Minckee Ich könnte den ganzen Monat unterwegs sein, das ist mir aber etwas zu viel. Jenseitskontakte können dir nämlich ganz schön Energie rauben. Ich mache daher mindestens fünf Hausbesuche im Monat.

tipBerlin Du hast private Klientinnen und Klienten und besuchst verlassene Orte, sogenannte Lost Places. Wie bereitest du dich jeweils auf einen Besuch vor? 

Minckee Eigentlich gar nicht. Ich schaue, dass eben meine Geräte aufgeladen sind. Dann packe ich noch Weihwasser, Salbei und Weihrauch zum Ausräuchern ein. Das hilft, um die Geister zu besänftigen und sie zu erlösen.



tipBerlin Gab es eine Klientin oder einen Klienten, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Minckee  Ich hatte einen Fall, der sehr interessant war. Ein 16-jähriger Jugendlicher hatte auf einer Auktion alte Möbel gekauft und diese dann zu Hause restauriert. Dadurch hat er aber einen Spuk mit nach Hause genommen. Beispielsweise ging immer das Telefon ab, obwohl es nicht angeschlossen war. Er und seine Mutter kontaktierten mich dann und ich konnte ihnen helfen.

tipBerlin Kann dich jeder kontaktieren?

Minckee Eigentlich ja, nur gehe ich nicht überall hin. Es ist nämlich so, dass die Leute mich vorher anrufen oder mich anschreiben, um einen Termin zu vereinbaren. Bereits da merke ich aber, ob an der Geschichte was dran ist oder nicht. Ich gehe nur hin, wenn es Fälle sind, wo ich weiß, dass ich da hin muss. Und nicht, wenn nur der Holzboden quietscht. Außerdem ist mir wichtig, dass nicht nur eine Person den Spuk erlebt, sondern es auch Zeugen gibt. Oft ist aber den Menschen schon nach unserem Gespräch geholfen, da ich ihnen die Angst vor dem Unerklärlichen nehmen konnte.

tipBerlin Dein Beruf wird oft als unkritisch wahrgenommen. Wie kritisch bist du?

Minckee Sehr. Ich denke, dafür bin ich aber auch bekannt. Ich bestehe nämlich darauf, dass nicht alles, was passiert, paranormal ist. Auch wir absorbieren Energien, die in unseren Räumlichkeiten schwingen. Auch wenn mich mögliche Kundinnen und Kunden kontaktieren, die seit mehreren Jahren um einen Menschen trauern und damit nicht klarkommen, lehne ich das Angebot ab. Denn da bin ich nicht die richtige Ansprechperson. Hier braucht es vermutlich einen Arzt oder eine Ärztin. Mein Job ist es zu begleiten. Es wäre unfair, mit Menschen Jenseitskontakte herstellen, die psychisch nicht stabil sind oder das nicht ertragen würden. 

Vor jedem Treffen mit Kritikerinnen und Kritiker hatte ich Bauchschmerzen, weil ich wusste, dass ich jetzt abliefern muss.

Minckee

tipBerlin Es gibt viele Skeptikerinnen und Skeptiker, die sagen, dass Geisterjägerinnen und Geisterjäger einfach nur an übernatürliche Phänomene glauben und diese suchen, ohne wissenschaftliche Beweise zu berücksichtigen. Wie legitmierst du deine Arbeit?

Minckee Ich war schon mit vielen Kritikerinnen und Kritiker unterwegs. Vor jedem Treffen hatte ich Bauchschmerzen, weil ich wusste, dass ich jetzt abliefern muss. Denn wenn ich erzähle, dass ich einen Geist sehe, dann ist das ja lustig. Jedes Mal konnte ich aber beweisen, dass es kein Fake ist. Zum Beispiel dadurch, dass sie auf ihrer eigenen Technik selbst Unerklärliches aufgezeichnet hatten.

tipBerlin Wie konntest du sie vom Gegenteil überzeugen?

Minckee Entweder haben sie auf ihren eigenen Kameras etwas gesehen oder etwas Paranormales erlebt. Wie eine Hand im Gesicht, laute Schritte gehört oder Ähnliches.

tipBerlin Hast du zum Schluss noch einen Tipp für mögliche Geisterjägerinnen und Jäger unter uns?

Minckee Mir wäre noch wichtig zu sagen, dass man nicht alle Rituale, die man auf TikTok und Co. findet, nachmachen sollte. Wenn man einen Lost Place besucht, sollte man immer respektvoll sein, nichts kaputt machen und keine Gegenstände von dort klauen.Man will ja auch nicht, dass irgendwelche Fremde in deiner Wohnung sind und irgendetwas mitnehmen oder kaputtmachen.

Wir durften Minckee zu einem Lost Place begleiten. Das Video dazu könnt ihr euch hier anschauen:


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