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Wie ein junger Nigerianer im Strandbad Tegelsee schwimmen lernte

Daniel Osawe ist 2018 aus Nigeria nach Berlin gekommen. Für einen Ferienjob im Strandbad Tegelsee hat der Elftklässler in nur wenigen Wochen schwimmen gelernt. Der gemeinnützige Verein Neue Nachbarschaft/Moabit bietet kostenloses Schwimmtraining an dem Berliner Gewässer an. Inzwischen hat sich Osawe sein Bronzeabzeichen verdient und arbeitet im Strandbad. Doch seine Schwimmkarriere hat gerade erst begonnen.

Vor einem Jahr noch Nichtschwimmer, jetzt schon Turmspringer: Daniel Osawe hat große Ziele. Foto: F. Anthea Schaap

Daniel Osawe aus Nigeria: Vom Nichtschwimmer zum Strandbad-Allrounder

Auf dem Tegeler See, zwischen Inseln, Segelbooten, Sand und Uferwald, treibt eine Wasserrutsche. Seit Jahrzehnten befördert sie Planschbegeisterte mit Affenzahn in die Fluten des Gewässers am Stadtrand. Daniel Osawe steht in Badelatschen am Ufer des Tegeler Sees und blickt auf das reflektierende Wasser. Eine Fähre tuckert zur Insel Scharfenberg, ein sonnengebräunter Rettungsschwimmer stolziert über den blau-weißen Holzsteg des Strandbads Tegelsee, und die ikonische Wasserrutsche schaukelt einladend vor sich hin. 

Der Tegeler See ist ein Naturidyll in Berlin. Das Strandbad wird von Geflüchteten und Ehrenamtlichen betrieben. Foto: Lena Ganssmann

„Diese Rutsche hat mich sofort fasziniert“, sagt Osawe, „nur war sie für mich unerreichbar, weil ich nicht schwimmen konnte.“ Seit 2018 lebt der Nigerianer mit seiner Familie in Wedding. Zurzeit besucht er die elfte Klasse einer weiterführenden Schule. In seinem Geburtsland sei er nie baden gewesen, sagt er. Auf der Suche nach einem Ferienjob stieß er im vergangenen Jahr auf das Strandbad am Tegeler See, das seit Ende 2020 durch den gemeinnützigen Verein Neue Nachbarschaft/Moabit mit Hilfe von ehrenamtlichen und geflüchteten Menschen wiederbelebt wird.

Daniel Osawe über das Strandbad Tegelsee: „Ich wollte einfach zu dieser Rutsche gelangen“

„Ich bin zum Chef Udo gegangen und meinte, dass ich hier arbeiten will“, erzählt Osawe, „er hat geantwortet, dass ich hier arbeiten kann, wenn ich schwimmen kann. Die Herausforderung habe ich natürlich angenommen.“ Daraufhin sei er in den Sommerferien jeden Tag zum See gefahren. Schon nach zwei Wochen hat er sich ohne Schwimmweste über Wasser halten können. „Ich wollte einfach zu dieser Rutsche gelangen, der Bademeister hat an mich geglaubt“, sagt Osawe, „und plötzlich stand ich da oben, nass und überglücklich. Ein unglaubliches Gefühl: Ich rutsche ins Wasser und tauche wieder auf.“

Die Rutsche des Strandbads Tegelsee war für Daniel Osawe unerreichbar. Inzwischen gelangt er problemlos zu ihr. Foto: F. Anthea Schaap

Kurze Zeit später erhält er das Bronzeabzeichen. Seit ungefähr einem Jahr arbeitet der Elftklässler nun schon im Strandbad Tegelsee – und weiterhin an seiner Schwimmkarriere. „Diesen Sommer will ich Silber machen, das ist mein Ziel“, sagt Osawe grinsend, „nächstes Jahr bin ich dann vielleicht schon Rettungsschwimmer.“

Nigerianer lernt im Strandbad Tegelsee schwimmen: „Dieser Ort bedeutet Hoffnung und Leben“

Daniel Osawe aus Nigeria hat im Strandbad Tegelsee seine Liebe zum Wasser entdeckt. Foto: F. Anthea Schaap

Im Strandbad macht er so ziemlich alles: Im Winter restauriert er die historischen Boote, im Sommer hilft er oft am Kiosk und bei Events. Der Tegeler See ist für den Jungen aus Nigeria viel mehr als ein Arbeitsort: „Das Strandbad und der See geben mir Hoffnung, dass nicht alles schlecht ist“, sagt Osawe, „das Wasser, die Bäume, alles lebt, die Leute spielen Volleyball, planschen, haben eine gute Zeit, und ich kann dabei helfen, einen Tag schöner zu gestalten. Udo und alle anderen Leute hier haben mir so viele Chancen gegeben, haben mir geholfen und jetzt kann ich schwimmen und glücklich leben. Dieser Ort bedeutet Hoffnung und Leben. Für mich und viele andere auch.“ Ohne Zögern springt er ins Wasser, schwimmt zur Rutsche und winkt zurück, bevor er mit einem Riesenplatscher im Tegeler See eintaucht.

  • Strandbad Tegelsee Schwarzer Weg 95, Tegel, tgl. 9-20 Uhr, Bus: 222, online

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