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Neue Synagoge Berlin: Wissenswertes über das jüdische Gotteshaus in Mitte

Die Neue Synagoge Berlin in Mitte ist das bedeutendste architektonische Zeugnis des Judentums in der Hauptstadt. Sie blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück: von der Entstehung im 19. Jahrhundert, der Eröffnung unter Anwesenheit von Otto von Bismarck bis hin zur Pogromnacht 1938 und dem Wiederaufbau ab 1988. Heute ist die denkmalgeschützte Synagoge mit dem Centrum Judaicum zentraler Anlaufpunkt jüdischen Lebens.

Dank Restauration besitzt die Neue Synagoge Berlin an der Oranienburger Straße eine prachtvolle Außenfassade. Foto: Imago/imagebroker
Dank Restauration besitzt die Neue Synagoge Berlin an der Oranienburger Straße eine prachtvolle Außenfassade. Foto: Imago/imagebroker

Neue Synagoge Berlin bietet mehr Platz für wachsende Gemeinde

Geschichte Die heutige Synagoge war nicht die erste in Berlin. Zuvor war die Alte Synagoge in der Heidereutergasse in der Nähe des Hackeschen Marktes vor Entstehung der Neuen Synagoge das einzige jüdische Gotteshaus in Berlin. Als diese in den 1850er-Jahren jedoch keinen ausreichenden Platz mehr für die stark wachsende Gemeinde in Berlin bot, wurde ein Architekturwettbewerb für den Entwurf und Neubau einer neuen Synagoge ausgeschrieben.

In der Wettbewerbskommission saß auch Eduard Knoblauch, einer der wichtigsten Architekten des preußischen Berlin. Er übernahm nach vielen wenig überzeugenden Entwürfen schließlich selbst die Planung. Die Neue Synagoge gilt als sein wichtigstes Werk der Stadt.

Der befreundete Architekt Friedrich August Stüler übernahm die Bauarbeiten, nachdem Knoblauch 1859 schwer erkrankte. Stüler führte den Bau nach Knoblauchs Vorstellungen weiter, entwarf die Gestaltung des Innenraums, beendete das Bauwerk jedoch nicht. Lediglich sechs Jahre später, 1865, verstarb Stüler selbst, und seine Söhne beendeten den Bau. Zu dessen Fertigstellung am 5. September 1866 – der Tag des jüdischen Neujahrsfestes – erschien sogar der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck.

Diskussionen um die goldglänzende Kuppel

Nach Fertigstellung der Neuen Synagoge erhob sich Kritik aus den eigenen Reihen der jüdischen Bevölkerung. Die Architektur und Ausstattung des Gotteshauses sowie der neue Ritus durch den reformorientierten Rabbiner Joseph Aub spalteten die Gemeinschaft. Zudem sahen Antisemiten die Kuppel als Provokation an. Unzufriedene Mitglieder traten 1872 aus der Gemeinde aus und gründeten die Israelitische Synagogengemeinde.

Für die Mehrheit der jüdischen Gemeinde symbolisiert jedoch nicht nur die Architektur, sondern auch die Lage in der Mitte Berlins die Zugehörigkeit der jüdischen Gemeinde zur deutschen Gesellschaft.

Die goldene Kuppel der Synagoge spaltete die jüdische Gemeinde. Foto: Imago/Jürgen Ritter

In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Nur durch das Eingreifen des Reviervorstehers Wilhelm Krützfeld, der auf den Denkmalschutz der Synagoge aufmerksam machte und die Feuerwehr rief, konnten größere Schäden verhindert werden.

Seit 1939 wurde die Neue Synagoge durch verschiedene Institutionen missbraucht: die Wehrmacht nutzte die Synagoge als Lagerhalle, später wurde das Nebengebäude von der Gestapo als Gefängnis und Folterort genutzt.

Zerstörung und Wiederaufbau der Neuen Synagoge Berlin – Centrum Judaicum

Das Gebäude an der Oranienburger Straße wurde 1943 von Bomben getroffen und lag nach 1945 als Ruine im sowjetisch besetzten Teil der Stadt. Nach mehr als zehn Jahren wurde der Synagogenhauptraum, der als der am schwersten beschädigte Teil der Synagoge galt, mit der Zustimmung der Ostberliner Jüdischen Gemeinde kontrolliert gesprengt. Der besser erhaltene Gebäudeteil, welcher direkt an der Straße gelegen ist, gilt mit der Gedenktafel bis heute als Mahnmal.

Eine Gedenktafel ziert den Eingang der Neuen Synagoge Berlin an der Oranienburger Straße.    Foto: Imago/Schöning
Eine Gedenktafel ziert den Eingang der Neuen Synagoge Berlin an der Oranienburger Straße. Foto: Imago/Schöning

Wissenswertes Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum begann den Wiederaufbau des jüdischen Gotteshauses ab 1988, dem Gründungsjahr der Stiftung und dem 50. Jahrestag der Pogromnacht. Da es zu kontroversen Diskussionen über die Wiederherstellung in den Originalzustand gab, wurde entschieden, sowohl die prachtvolle Architektur als auch die gewaltsame Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg sichtbar zu machen. So wurde die Straßenfront mit der Hauptkuppel originalgetreu rekonstruiert.

Die Sanierungsarbeiten an der Neuen Synagoge Berlin begannen 1988. Foto: Imago/Detlev Konnerth

Heute ist die Synagoge mit dem Centrum Judaicum zusammengefasst und funktioniert als Museum und Mahnmal. Im Innern wird mit der Dauerausstellung „Tuet auf die Pforten“ über die Geschichte der jüdischen Bevölkerung informiert. Weitere spannende Orte der Vergangenheit und Gegenwart des jüdischen Berlin haben wir hier für euch zusammengefasst. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin nutzt die Räume der Neuen Synagoge für Veranstaltungen, Seminare und mehr; auch einen Betraum gibt es in dem Gebäudekomplex.

Wichtige Informationen für den Besuch des Centrum Judaicum

Öffnungszeiten Das Centrum Judaicum kann bis auf Samstag – der Shabbat ist Ruhetag – täglich besucht werden, die Öffnungszeiten variieren je nach Saison wie folgt:

Sommer:

  • Mo–Fr 10–18 Uhr
  • So 10–19 Uhr

Winter:

  • So–Do 10–18 Uhr
  • Fr 10–15 Uhr

Derzeit kann die Kuppel nicht besichtigt werden.

Preise Die Eintrittspreise liegen regulär bei 7 Euro, ermäßigt bei 4,50 Euro, ein Familienticket kostet 20 Euro. Zudem werden Führungen durch die Neue Synagoge und das Museum gegeben, die Preise variieren je nach Dauer der Führung. Ein Audioguide wird für Einzelbesuchende für 3 Euro zur Verfügung gestellt.

Anfahrt Die Neue Synagoge befindet sich im Bezirk Mitte an der Oranienburger Straße, unweit des Monbijouparks. Der Eingang liegt direkt an der Oranienburger Straße und der gleichnamigen S-Bahn-Station. Dort halten die Linien S1, S2, S25 und S26, zudem halten die Trambahnen 12, 50, M1 und M5. Auch von dem nahegelegenen Bahnhof S Hackescher Markt erreicht man die Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum innerhalb von zehn Minuten zu Fuß. Wer mit dem Auto kommt, muss sich auf eine längere Parkplatzsuche einstellen: Das nächste Parkhaus befindet sich in der Nähe des Hackeschen Markts am James-Simon-Park.

In der Nähe Von der Neuen Synagoge aus ist es nicht weit bis zur Friedrichstraße, dem Hackeschen Markt und der Museumsinsel. Auch der Alexanderplatz mit dem Berliner Fernsehturm ist in einigen Minuten zu Fuß erreichbar.  

  • Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Oranienburger Str. 28-30, Mitte, online


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