Baukunst

Preußische Architektur: Diese Baumeister prägten Berlin

Die Baumeister Preußens haben in Berlin klassizistische Kulturtempel, neugotische Kirchen und mondäne Schlösser errichtet. Sie prägten die Stadt, viele Bauten sind bis heute Ziele von Touristen und Architekturfans gleichermaßen. In der Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und dem Beginn der Moderne beeinflusst ihre Architektur das Stadtbild.

Wer die Stadt kennen will, sollte diese 12 Architekten kennen. Eine Stadterkundung zu den historischen Bauten von Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler, Andreas Schlüter und anderen mehr.


Andreas Schlüter (1634-1714)

Von Andreas Schlüter entworfenes Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof vom Schloss Charlottenburg. Foto: Imago/Shotshop

Man nannte den gebürtigen Danziger den „Michelangelo des Nordens“. Nach Berlin kam der Bildhauer und Architekt Andreas Schlüter im Jahre 1694, berufen von Friedrich II sollte er die aufstrebende preußische Hauptstadt in eine neue Ära führen. Beeindruckt von italienischen Baumeistern begann Schlüter mit Entwürfen für die Außenfassade des Berliner Schlosses, die Parochialkirche und die Alte Post.

Viele seiner Bauwerke wurden zerstört, aber man kann zum Beispiel noch das von Andreas Schlüter entworfene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof vom Schloss Charlottenburg bewundern. Interessanterweise war es auch Schlüter, der das legendäre Bernsteinzimmer konzipiert und entworfen hat.


Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753)

Berühmte Architekten Berlin: Staatsoper Unter den Linden in Mitte, ursprünglich erbaut nach den Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
Staatsoper Unter den Linden in Mitte, ursprünglich erbaut nach den Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Foto: Imago/Joko

Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff war ein umtriebiger Mensch. Er versuchte sich als Landschaftsgestalter und Theaterintendant, er malte und konnte auch als Dekorateur reüssieren. Doch vor allem als Freund des preußischen Monarchen Friedrich II und dessen Architekt erlangte er Ruhm. Knobelsdorff drückte der Stadt seinen Stempel auf, wie neben ihm wohl nur Schinkel. Er hat Bürgerhäuser, Schlösser, Kolonnaden und Obelisken in Berlin bauen lassen.

Von ihm stammten die Pläne zum Forum Fridericianum, einem repräsentativen Areal im Zentrum der Stadt, auf dem sich das Berliner Stadtschloss aber auch die Staatsoper, bedeutende Kirchen und Promenaden befinden sollten. Auch den Tiergarten ließ Knobelsdorff umgestalten und zu Berlins bedeutendstem Park werden. Die Schlösser Monbijou, Charlottenburg sowie das Stadtschloss Potsdam gestaltete er um und das Schloss Sanssouci war sein Hauptwerk.


Carl von Gontard (1731-1791)

Preußen und Architektur: Die markante Säulenvorhalle am Französischen Dom.
Die markante Säulenvorhalle am Französischen Dom. Foto: Imago/Joko

Der einer hugenottischen Familie entstammende Carl von Gontard kam 1764 nach Berlin. Einem Ruf Friedrich II folgend übernahm er sogleich die ins Stocken geratene Arbeit am Neuen Palais in Potsdam. Sein Stil orientierte sich am Klassizismus, was sich etwa an den Säulenvorhallen und Türmen am Deutschen Dom sowie dem Französischen Dom am Gendarmenmarkt erkennen lässt, die seinen Plänen entstammen.

Gontard baute zahlreiche Wohnhäuser, Kolonnaden sowie das Oranienburger Tor in Berlin und das Brandenburger Tor in Potsdam, wo auch sein Hauptwerk zu sehen ist, das Marmorpalais. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des Friderizianischen Rokoko.


Carl Gotthard Langhans (1732-1808)

Preußen und Architektur: Das Brandenburger Tor um 1850.
Das Brandenburger Tor um 1850. Foto: Imago/Imagebroker Berlin

Der Architekt Carl Gotthard Langhans gilt als Vorreiter des Klassizismus, wobei er auch Elemente aus der Antike sowie des Barocks in seinem Baustil kombinierte. Nach ersten Jahren in Breslau und längeren Studienreisen, natürlich nach Italien, um dort die Antike zu studieren, kam er 1788 als Direktor des Oberhofbauamtes nach Berlin.

Langhans baute mehrere berühmte Schlösser und Paläste um bzw. erweiterte diese, darunter das Berliner Stadtschloss und das Schloss Bellevue. In die Geschichte ging er als Erbauer des Brandenburger Tors ein. Mehr über Carl Gotthard Langhans lest ihr hier.


Johann Gottfried Schadow (1764-1850)

Berühmte Architekten Berlin: Eines der Wahrzeichen von Berlin stammt von Johann Gottfried Schadow, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor.
Eines der Wahrzeichen von Berlin stammt von Johann Gottfried Schadow, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Foto: Imago/Sergi Reboredo/VWPics

Kein Architekt im eigentlichen Sinne, doch als Bildhauer, Lehrmeister und Begründer der Berliner Bildhauerschule hat Johann Gottfried Schadow der Stadt einen Schliff gegeben, wie nur wenige neben ihm. Der gebürtige Berliner ging in jungen Jahren auf eine Italienreise und kam, von den klassisch-antiken Skulpturen beeindruckt, zurück in seine Heimat, wo er rasch Karriere machte. Er wirkte bei der Königlichen Porzellanmanufaktur, wurde Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste und gründete den Berliner Künstlerverein.

Dass Kunst auch im Stadtbild sichtbar ist, bewiesen seine zahlreichen Werke zu denen Grabmäler, Büsten und Skulpturen gehören, die man an vielen Orten in Berlin sehen konnte und immer noch kann. Das berühmteste Beispiel von Schadows Arbeit ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor sowie die berühmte Skulptur der Prinzessinnengruppe in der Alten Nationalgalerie.


Christian Daniel Rauch (1777-1857)

Das Reiterstandbild Friedrich des Großen, Unter Den Linden. Der Entwurf stammt von Christian Daniel Rauch. Foto: Imago/Contini

Wie einflussreich Schadow war, zeigt sich auch im Werk seines Schülers Christian Daniel Rauch. Von ihm stammten viele Denkmäler und Entwürfe für Grabstätten, etwa die des Generals von Scharnhorst, die man auf dem Invalidenfriedhof sehen kann. Auch die Blücher-Statue Unter den Linden ist ein Werk von Rauch, ebenso wie das sich ebenso dort befindende Reiterstandbild Friedrich des Großen.  


Karl Friedrich Schinkel (1781-1841)

Preußens berühmtester Architekt Karl Friedrich Schinkel hat auch das Konzerthaus am Gendarmenmark entworfen.
Preußens berühmtester Architekt Karl Friedrich Schinkel hat auch das Konzerthaus am Gendarmenmark entworfen. Foto: Imago/McPHOTO

Karl Friedrich Schinkel ist der bedeutendste Architekt Preußens. Punkt aus. Ohne ihn hätte das immer mächtiger werdende Königreich wohl anders ausgesehen. Der Baumeister und Maler, der nebenbei auch als Stadtplaner, Grafiker und Bühnenbildner wirkte, erschuf so etwas wie die preußische Corporate Identity.

Auch Schinkel bereiste Italien, unterhielt Freundschaften mit Künstlern und entwarf unter anderem das Schauspielhaus, das heute als Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu sehen ist, die Friedrichswerdersche Kirche, das Alte Museum, die Bauakademie, sowie zahlreiche Kirchen und Anlagen, sowie den Pomonatempel auf dem Pfingstberg in Potsdam und das Schloss Glienicke. Karl Friedrich Schinkel: 12 wichtige Berliner Bauten des Architekten.


Friedrich August Stüler (1800-1865)

Friedrich August Stülers Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel. Foto: Imago/robertharding/G&M/Therin-Weise

Auch Friedrich August Stüler war noch tief in den preußischen Strukturen verankert. Er entstammte einem alten Patriziergeschlecht, studierte bei Schinkel und stieg zum Hofbaurat und später Direktor der Schlossbaukomission auf. Man sieht, dass das Thema Schlossbau Berlin auch schon vor 200 Jahren beschäftigt hat.

Zu Stülers bedeutendsten Bauwerken, der die Idee der Museumsinsel umgesetzt hat und dafür die ersten Pläne (heute würde man wohl Masterplan sagen) gezeichnet hat, gehören in Berlin die Alte Nationalgalerie sowie das Neue Museum auf der Museumsinsel und das Palais Liebermann neben dem Brandenburger Tor. In Potsdam ließ er unter anderem die Orangerie und die Friedenskirche errichten.


Eduard Knoblauch (1801-1865)

Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Mitte.
Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Mitte. Foto: Imago/Westend61

Eduard Knoblauch vertrat einen etwas moderneren Ansatz der Architektur. Er reiste zwar auch nach Italien, war aber auch in Holland und Frankreich unterwegs. Er gründete den Architekturverein zu Berlin, gab Architekturzeitschriften heraus und ließ sich in Berlin als selbstständiger Architekt nieder. Er eröffnete ein Büro würde es heute heißen.

Knoblauch baute die russische Botschaft um, die heute nicht mehr existiert, er gestaltete Kirchen und errichtete Schlösser. Auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin versorgte ihn mit Aufträgen. So baute er neben der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße auch das Jüdische Krankenhaus in der Auguststraße und prägte so als Architekt das jüdische Leben in Berlin des 19. Jahrhunderts.


Ludwig Persius (1803-1845)

Preußen und Architektur: Die Heilandskirche im Potsdamer Stadtteil Sacrow an der Havel.
Die Heilandskirche im Potsdamer Stadtteil Sacrow an der Havel. Foto: Imago/epd-bild/Rolf Zoellner

Der Bürgersohn begann eine Ausbildung als Zimmerer und schrieb sich 1819 an der Bauakademie zu Berlin ein, wo er unter anderem an Vorlesungen des großen preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel teilnahm. Er leitete die Bauarbeiten am Schloss Glienicke und verwirklichte kleinere Projekte in Berliner Parks und Potsdamer Gärten.

Persius‘ Hauptwerk ist die von italienischen Kirchen inspirierte Heilandskirche mitsamt des freistehenden Glockenturms, genannt Campanile, im Potsdamer Stadtteil Sacrow.


Paul Wallot (1841-1912)

Preußen und Architektur: Reichstagsgebäude Ende des 19. Jahrhunderts, Blick von der Siegessäule.
Reichstagsgebäude Ende des 19. Jahrhunderts, Blick von der Siegessäule. Foto: Public Domain

Paul Wallot reiste als junger Architekt nach Großbritannien und Italien, er gehörte wie viele seiner Kollegen einer Freimaurerloge an und arbeitete zeitweise zusammen mit dem Berliner Architekten Martin Gropius, dessen Großneffe Walter Gropius als Gründer der Bauhaus-Schule Architekturgeschichte schrieb.

Wallot gewann 1882 den Architekturwettbewerb um das Reichstagsgebäude. 1884 begannen die Arbeiten an dem heutigen Sitz des Deutschen Bundestags, 1894 wurde der Bau feierlich eröffnet.


Alfred Grenander (1863-1931)

Preußen und Architektur: Auch der Bahnhof Wittenbergplatz wurde von Alfred Grenander geplant.
Auch der Bahnhof Wittenbergplatz wurde von Alfred Grenander geplant. Foto: Manfred Brückels/Wikimedia Commons/CC BY SA 3.0

Mit Alfred Grenander konnte sich ein ausländischer Architekt in Preußen behaupten. Zwar ließen sich die ihm vorangegangenen Baumeister allesamt von der Antike und dem italienischen Baustil inspirieren, doch die Zunft blieb unter sich. Grenander studierte in Stockholm, wechselte 1885 nach Berlin und begann 1890 in Paul Wallots Reichstagsbüro zu arbeiten.

Der Schwede orientierte sich schon früh am englischen Arts and Crafts Movement sowie am Jugendstil und gilt als Weichensteller der Berliner Architektur hin zur Moderne. An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert begann er für die Hochbahngesellschaft zu arbeiten. Grenander wirkte an der Planung und Gestaltung der meisten Berliner U-Bahnhöfe bis zu seinem Tod im Jahr 1931.

Nach seinen Entwürfen wurden ebenfalls das Verwaltungsgebäude der BVG, Industriebauten, etwa die Knorr-Werke, sowie die Gotzkowskybrücke in Moabit gebaut.


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