Berliner Plätze

Berlin Alexanderplatz in Bildern: Zeitreise im Zentrum der Stadt

Berlin Alexanderplatz: geschäftiger Ort, wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Mythos. Die Geschichte des Platzes reicht weit zurück, bis zu den historischen Anfängen der Stadt. Wir zeigen euch 12 Bilder vom liebevoll „Alex“ genannten Platz, die seine Geschichte erzählen: von der Zeit unter Königen und Kaisern über den Wiederaufbau zu DDR-Zeiten mit Centrum Warenhaus und Weltzeituhr bis in die Gegenwart.


Vor dem Ersten Weltkrieg

Berlin Alexanderplatz: Blick auf den Alexanderplatz vor dem Ersten Weltkrieg.
Blick auf den Alexanderplatz vor dem Ersten Weltkrieg. Foto: Imago/Arkivi

Bereits im 17. Jahrhundert begann die dichte Bebauung des Areals. Die Spandauer Vorstadt wucherte, man handelte hier mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten. Geschäftsleute siedelten sich nach und nach an, und teilweise wurde der Platz für Paraden genutzt. Ebendort fanden im Jahre 1805 die Zeremonien anlässlich des Besuchs von Zar Alexander I. statt. Zu Ehren des russischen Monarchen gab der preußische König Friedrich Wilhelm II. dem Platz seinen neuen Namen: Alexanderplatz.

Seitdem entwickelte sich der Alexanderplatz zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Erst Pferdeomnibusse und später die Eisenbahn, U-Bahn und Straßenbahnen liefen dort zusammen. Drum herum entstanden Manufakturen, Geschäftshäuser und Theater.


Berliner Märzkämpfe

Berlin Alexanderplatz: Berliner Märzkämpfe. Minenwerfer auf dem Alexanderplatz, 1919.
Berliner Märzkämpfe. Minenwerfer auf dem Alexanderplatz, 1919. Foto: Imago/Arkivi

Der Alexanderplatz war niemals so glanzvoll wie der Potsdamer Platz, ihm fehlte die mondäne Eleganz des Kurfürstendamms oder die kulturbeflissene Stimmung der Friedrichstraße, auch als Symbol für Preußens Macht konnte er nicht herhalten. Er war groß, unübersichtlich, hektisch, nicht unbedingt schön und behaglich, eher ein sozialer Brennpunkt.

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Berliner Märzkämpfe ausbrachen und die vom Sozialismus beflügelten Arbeiter den Aufstand probten, wurde auch auf dem Alexanderplatz gekämpft. Die Revolution kam nicht, doch Berlin wandelte sich in der Weimarer Republik zu einer modernen Metropole. Und der Alexanderplatz gab den Rhythmus vor.


Die moderne Mitte

Blick auf den Alexanderplatz um 1935.
Blick auf den Alexanderplatz um 1935. Foto: Imago/Arkivi

Der Triumph großer Kaufhäuser begann kurz vor dem Ersten Weltkrieg, diese setzten sich aber in den 1920er-Jahren so richtig durch. Legendäre Unternehmer wie Wertheim und Tietz errichteten spektakuläre Konsumtempel rund um den Alexanderplatz. Der Bahnhof wurde erweitert und es kam die U-Bahn hinzu.

In den Goldenen Zwanzigern stieg der Alexanderplatz (neben dem Potsdamer Platz) zum Innbegriff des pulsierenden Lebens in Berlin auf. Die Leuchtreklamen erhellten die schlichten, modernen Fassaden. Döblin veröffentlichte 1929 seinen legendären Roman „Berlin Alexanderplatz“, viele Jahre später nahm sich Rainer Werner Fassbinder das Buch noch einmal vor und adaptierte 1980 den Stoff fürs Fernsehen. Zuletzt hat Burhan Qurbani „Berlin Alexanderplatz“ ihn noch einmal fürs Kino umgesetzt – und auf außergewöhnliche Weise ins Heute übertragen.

Bereits 1927 verewigte der Regisseur Walter Ruttmann in seinem experimentellen Meisterwerk „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ auch den Alexanderplatz. Amerikanische Investoren stiegen ein und bauten mit dem Alexanderhaus und dem Berolinahaus zwei architektonisch Aufsehen erregende Gebäude. Die Stadt wurde schneller, voller, elektrischer. Alles war neu und aufregend, immer mehr Menschen zogen nach Berlin. Und mittendrin war der Alexanderplatz.


Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

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Schlacht um Berlin, auch der Alexanderplatz wurde zerstört, Aufnahme vom Mai 1945.
Schlacht um Berlin, auch der Alexanderplatz wurde zerstört, Aufnahme vom Mai 1945. Foto: Imago/ITAR-TASS

Der Zweite Weltkrieg veränderte alles. Unter dem Alexanderplatz hat die Reichsbahn einen der größten Luftschutzbunker der Stadt gebaut. Die berühmte Berolina-Statue, die Personifikation der Stadt Berlin, deren Bildnis am Alexanderplatz stand, wurde zu Kriegszwecken eingeschmolzen, und im April 1945 wurden bei der Schlacht um Berlin auch große Teile des Alexanderplatzes zerstört.


Symbol des Sozialismus

Festumzug auf der Karl Marx Allee, während der Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestages der DDR in Ost-Berlin, Aufnahme von 1969.
Festumzug auf der Karl-Marx-Allee, während der Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestages der DDR in Ost-Berlin, Aufnahme von 1969. Foto: Imago/Stana

Nach dem Krieg entstand auf den Ruinen des Alexanderplatzes ein florierender Schwarzmarkt. Die Polizei musste immer wieder eingreifen, doch das illegale Geschäft mit dringend gebrauchten Waren konnte lange nicht unterbunden werden. Nach der Teilung der Stadt begann der Wiederaufbau. Ein neues Verkehrskonzept, nun für die halbe Stadt, musste entwickelt werden, ebenso wie ein neuer Bebauungsplan, der sich an sozialistischer Bauweise orientierte.

Die SED ließ den Alexanderplatz zum Aushängeschild des Arbeiter- und Bauernstaates umgestalten. Ab den späten 1950er-Jahren entstanden moderne Bauten aus Beton und Fertigteilen, darunter das Haus des Reisens, das Haus des Lehrers und die Kongresshalle. Auf das Wirken von DDR-Architekten in Berlin blicken wir hier. Auf der anderen Seite des Bahnhofs, der oft für den Alexanderplatz gehalten wird, wurde das wohl berühmteste Bauwerk der DDR errichtet, der Fernsehturm. Offiziell steht er nicht auf dem Alexanderplatz, ist aber allein aufgrund seiner Dimensionen prägend, und für die meisten Berliner ist er am „Alex“.


Festspiele, Presse und Weltzeituhr

Berlin Alexanderplatz: Bunt, modern, international. Der Alexanderplatz mit Weltzeituhr, Aufnahme von 1972.
Bunt, modern, international. Der Alexanderplatz mit Weltzeituhr, Aufnahme von 1972. Foto: Imago/Gerhard Leber

Während die alten preußischen Prunkstraßen und Plätze im Ostteil der Stadt unrenoviert oder im kümmerlichen Zustand vor sich hin vegetierten, blühte der Alexanderplatz auf. Hier wurden die Verheißungen des Sozialismus für einen Moment wahr. Die farbenfrohen Mosaike an den Fassaden, die hellerleuchteten Geschäfte, allen voran das Centrum Warenhaus, der futuristische Fernsehturm und das neue Wahrzeichen des Platzes schlechthin, die Weltzeituhr, standen für eine der Zukunft zugewandte Gesellschaft, die dem Kapitalismus trotzte und stolz auf ihre Errungenschaften war.

In der Nachbarschaft regierte das SED-Regime im Palast der Republik, es gab große Hotels, Zeitungsverlage, und als die DDR 1973 die Jugend der Welt zu den Weltfestspielen rief, traf man sich natürlich auf dem Alexanderplatz.


Der 4. November 1989

Berlin Alexanderplatz: Demonstration für freie Wahlen auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin, 4. November 1989.
Demonstration für freie Wahlen auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin, 4. November 1989. Foto: Imago/Sven Simon

So sehr der Alexanderplatz die Erfolge des Sozialismus symbolisieren sollte, war er letztlich der Ort, an dem der DDR-Staat zu Grabe getragen wurde. Am 4. November 1989 fand hier die gewaltige Demonstration statt, bei der etwa eine Million Menschen für freie Wahlen, demokratische Grundrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit und gegen das SED-Unrecht protestiert haben. Zu den Rednern gehörten unter anderem Gregor Gysi, Friedrich Schorlemmer, Christa Wolf, Heiner Müller und Stefan Heym, aber auch der frühere Stasi-Chef für Auslandsspionage, Markus Wolf (der ausgepfiffen wurde). Es war einer der Höhepunkte der friedlichen Revolution in der DDR. Fünf Tage später, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer.


Schlingensief auf dem Alex

Christoph Schlingensief auf Wählerfang für seine Partei Chance 2000 auf dem Alexanderplatz.
Christoph Schlingensief auf Wählerfang für seine Partei Chance 2000 auf dem Alexanderplatz. Foto: Imago/Brigani Art/Pohlmann

Verkehr und Handel bestimmten seit jeher den Alexanderplatz, doch nicht nur während der Märzkämpfe 1919 oder der friedlichen Revolution 1989 diente er auch als Plattform für einen gesellschaftlichen Dialog. Als urbaner Ort, an dem sich Menschen aus allen Schichten begegnen, hat der Alexanderplatz auch eine kommunikative Bedeutung.

Hier werden Meinungen geäußert, Probleme werden sichtbar, und Aktivisten, Künstler und Andersdenkende nutzen die Aufmerksamkeit, um für ihre Anliegen zu werben. So etwa der Aktionskünstler, Theater- und Filmemacher Christoph Schlingensief (Foto), der 1998 mit seiner Partei Chance 2000 auf dem Alexanderplatz Wahlkampf machte. 12 Stationen in Schlingensiefs Leben haben wir hier gesammelt.


Berolinahaus und Galerie Kaufhof

Berlin Alexanderplatz: Neugestaltung des Alexanderplatzes mit dem sanierten Berolina-Haus und der Galeria-Kaufhof.
Neugestaltung des Alexanderplatzes mit dem sanierten Berolina-Haus und der Galeria-Kaufhof. Foto: Imago/PEMAX

Nach der Wende wurde auch der Alexanderplatz massiv umgestaltet, das Berolina-Haus wurde erneuert und das alte Centrum Warenhaus verwandelte sich in die Galeria Kaufhof. Auch die Bodenplatten des Platzes hat man ausgetauscht, das Konzept für die Neugestaltung der begehbaren Fläche stammte von dem renommierten Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner.

Die Sanierung des U-Bahnhofs dauerte mehr als zehn Jahre und wurde um 2008 abgeschlossen. Man erweiterte das Straßenbahnnetz am Alex, und selbst die historischen Toilettenhäuschen brachte man auf Vordermann. Der Alex erstrahlte im neuen Glanz. Vor allem aber zogen die neuen Einkaufstempel an den Platz.


Das Einkaufszentrum ist da

Einkaufszentrum Alexa wird eröffnet, Aufnahme vom Sommer 2007.
Einkaufszentrum Alexa wird eröffnet, Aufnahme vom Sommer 2007. Foto: Imago/Stöpper

2007 öffnete das kontrovers diskutierte Einkaufszentrum Alexa seine Tore. Die Architekturkritiker überschlugen sich mit Häme und zogen über den roten Moloch her. Zu eng, zu rot, zu geschlossen, überhaupt nicht an die Umgebung angepasst, waren die Kommentare. Auch wir finden: Hier steht eine der schlimmsten Berliner Bausünden. Doch die Berliner nahmen den Konsumtempel an.

Mit Saturn und Mediamarkt kamen zwei Technikriesen hinzu, Primark versorgt vom Alex aus seine Kunden mit billiger Mode, und auch das Cubix Kino und das Wohn- und Geschäftshaus Alea 101 setzen marktgerechte Impulse. Der Alexanderplatz ist zu einem modernen Shopping-Paradies geworden.


Kriminalitätsschwerpunkt Alexanderplatz

Polizeiwache am Alexanderplatz. Foto: Imago/Sabine Gudath

Wo sich viele Menschen aufhalten, die umsteigen und einkaufen, die abends in den Bars und Kneipen auch mal was trinken, auch mal etwas zu viel, und wo sich ohnehin die halbe Stadt trifft und auch noch die Touristen und abenteuerlustige Jugendliche hinzukommen, sind Probleme vorprogrammiert.

Taschendiebstahl, Gewalt, Rangeleien, Drogenkonsum, Alkoholexszesse und immer wieder auch Mord, all das gehört zum Alexanderplatz dazu. Es ist die dunkle Seite des kriminalitätsbelasteten Platzes. Seit Ende 2017 bezieht die Polizei daher mit der so genannten „Alexwache“ zwischen der Weltzeituhr und dem Brunnen der Völkerfreundschaft Position auf dem Alex.


Berlin Alexanderplatz: Wo ist die Zukunft?

Die Zukunft ist hier
Entwurf der Architekten Sauerbruch & Hutton für den Alexanderplatz. Foto: Sauerbruch Hutton

Neue Pläne und Visionen für den Alexanderplatz kursieren seit der Wende. Ein Downtown-Areal mit Wolkenkratzern sollte es werden, es gab futuristische Entwürfe, die an New York erinnerten. In der Nachwende-Euphorie legten Hans Kollhoff und Helga Timmermann einen Hochhausplan vor.

Bis das alles Wirklichkeit ist, dürfte noch viel Zeit vergehen. Die Arbeiten am Projekt des Architekturbüros Sauerbruch & Hutton ziehen sich in die Länge (und ziehen die U-Bahn-Tunnel in Mitleidenschaft). Der „Alexander Tower“ der Monarch-Gruppe sollte Ende 2023 fertig sein, ist aber stattdessen seit dem Spatenstich nur um ein paar karge Stockwerke gewachsen. Die neue Ära lässt auf sich warten.


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