Essen & Trinken

Wem gehört der Bagel? Über Ideenklau in der Gastronomie

Wer die erste Frikadelle gebraten oder den ersten Donut gebacken hat, bleibt wohl auf alle Zeiten ungeklärt. Das bedeutet jedoch auch, dass es leider oft zur gastronomischen Realität gehört, dass Investmentfirmen erfolgreiche Konzepte abkupfern, statt neue Ideen gedeihen zu lassen. tipBerlin-Autorin Aida Baghernejad schreibt hier über den Ideenklau in der Gastronomie.

Bagel (Symbolbild): Unsere Autorin fragt, was mit einer Stadt passiert, wenn die guten Ideen von großen Firmen mit viel Geld abgekupfert werden. Foto: Imago/Wirestock

Es geht um Investitionen, um Ideenklau, immer um Geld

Wem gehört der Donut? Wem der Bagel? Wer hat als erster in Berlin eine Frikadelle auf dem Grill flachgedrückt und als Smash Burger verkauft? Fragen von Herkunft, Authentizität und wer das Recht hat, wie und was zu kochen, sind in der Foodszene schon seit einigen Jahren virulent – insbesondere, wenn es um Fragen der kulturellen Aneignung geht.

Doch auch, wenn es gerade mal nicht emotionale Fragen um Herkunft und kulturelle Identität sind, die am Esstisch ausgefochten werden, bleibt das Thema ein Aufreger. Denn: Es geht auch um Innovation und Kreativität, um Investitionen und Ideenklau und letztendlich immer um – Geld. Ein Beispiel: Nach dem Erfolg der veganen Berliner Donutkette Brammibal’s schossen plötzlich Donutläden wie Pilze aus dem Boden, die zufällig auch alle reich verzierte und befüllte vegane Donuts anboten. Einige Jahre zuvor waren es Burgerläden, in denen die Burger vor lauter Toppings himmelwärts wuchsen.

Danach waren es Smash Burger, zwischendurch Fried Chicken, israelische Restaurants, neapolitanische Pizzen – die Liste ließe sich fortsetzen. Jüngster Fall: Eine Berliner Gastronomin wirft einem Kollegen vor, ihre Produkte beim Fotoshooting für sein neues Imbisskonzept verwendet zu haben. Worum es genau geht, ist dabei nebensächlich – viel spannender ist die Frage, was es mit einer Stadt macht, wenn unabhängige, kleine Betriebe ohne Kapitalabsicherung im Rücken eigene Wege gehen und Innovationen entwickeln, aber diese Ideen dann von Kettengastronomen, von Investmentfirmen, die Dark Kitchens finanzieren, und finanzstarken Unternehmen kopiert werden.

Denn wer von kreativer Leistung, wie es auch die Konzeption neuer kulinarischer Erlebnisse ist, leben muss, muss darauf vertrauen, nicht einfach so kopiert zu werden. Und schlimmer noch, dabei von der kopierenden Konkurrenz im Preis unterboten zu werden.

Ideenklau: Tech-Firmen im Food-Sektor

Doch mit diesem Geschäftsgebaren sehen sich immer mehr Berliner Gastro-Innovator:innen konfrontiert. Das liegt auch daran, dass zunehmend auch Investment- und Tech-Firmen in die Gastronomie drängen. Und wo es ihnen an eigenen Ideen mangelt, käuen sie nur wieder, was schon in der Stadt funktioniert und versuchen die Originale dann mit schier unerschöpflichen Finanzreserven aus dem Markt zu drängen. Die Gewinne versickern üblicherweise auch in Aktienportfolios und Steueroasen, statt wieder in den Wirtschaftskreislauf der Stadt gesteckt zu werden.

Doch wohin entwickelt sich die kulinarische Landschaft, wenn es sich nicht mehr lohnt, Neues zu wagen, in Kreativität zu investieren, mit frischen Gedanken ein Risiko auf sich zu nehmen und Berlin von sich zu überzeugen? In eine Stadt, in der Gleichförmigkeit siegt – und sich alsbald Langeweile am Gaumen breit macht. Dabei kann eine Kopie nie mit der Patina, der Lust am Experiment, der Wahrhaftigkeit eines Originals mithalten. Und wer hat schon Lust auf ewig Wiedergekäutes?


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