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Zucker & Jagdwurst: Berlins buntester veganer Blog gibt Tipps zum Veganuary

Zucker & Jagdwurst – klingt nicht gerade vegan, meint man auf den ersten Blick. Aber der Blog von Isabelle Friedrich und Julia Stephan ist ein quietschbuntes Paradies für vegane Köstlichkeiten und alle, die sich mal in veganer Küche ausprobieren wollen. Wir haben die beiden Berliner*innen gefragt, worauf man achten muss, ihre besten Tipps fürs vegane Kochen und wie man sich motiviert, auch wenn man gerade keine Lust hat.

Julia Stephan und Isabelle Friedrich leben schon seit einigen Jahren vegan, 2016 gründeten sie den Foodblog "Zucker & Jagdwurst" – und geben jedes Jahr auch zum Veganuary Tipps für Neueinsteiger*innen.
Julia Stephan und Isabelle Friedrich leben schon seit einigen Jahren vegan, 2016 gründeten sie den Foodblog „Zucker & Jagdwurst“ – und geben jedes Jahr auch zum Veganuary Tipps für Neueinsteiger*innen. Foto: Hella Wittenberg

tip Neues Jahr, neues Glück: immer mehr Berliner*innen probieren es mit dem Veganuary, dieses Jahr verzeichnete die Webseite, auf der man sich für den veganen Monat registriert, Rekordzahlen – warum wird das Konzept immer attraktiver?

Isabelle Friedrich Ich glaube, in den letzten Jahren haben immer mehr Menschen verstanden, dass eine vegane Ernährung nichts mehr mit einem Trend zu tun hat, sondern schlichtweg sinnvoll ist für den Planeten, die Tiere und auch die eigene Gesundheit. Dementsprechend steigt natürlich auch das Interesse mal ein paar Woche ganz ohne Fleisch, Käse und Co. zu kochen. Der Veganuary bietet sich hier natürlich total an, denn viele Supermärkte, Lebensmittelhersteller*innen und Co. machen mit und erweitern in diesem Monat ihre veganen Angebote, was natürlich irre schön ist. Natürlich findet man auch besonders in diesem Monat noch mehr Informationen als sonst und eventuell sogar ein paar Freund*innen, die mitmachen wollen.

Zucker & Jagdwurst: Es gibt immer mehr vegane Angebote auch im Supermarkt

Julia Stephan Es wird auch immer einfacher, sich vegan zu ernähren – vor allem in Berlin. Die Hemmschwelle war sicher größer, als man noch nicht in jedem Supermarkt pflanzliche Milch, Aufstriche und selbst Fertiggerichte gefunden hat. Die Fridays-For-Future-Bewegung und das Auseinandersetzen mit den Folgen, die unser Handeln auf das Klima haben, helfen auch sehr dabei. Wir hören zumindest oft von Familien, deren Kinder sich jetzt vegan ernähren und die sich „zwangsweise“ auch damit beschäftigen mussten und auf einmal merken, wie unkompliziert ihnen doch das vegane Kochen im Alltag fällt.

tipBerlin Viele Leute sind unsicher und wissen nicht so recht, wo sie anfangen sollen. Was sind eure Tipps für Veganuary-Neulinge?

Isabelle Friedrich Sich erstmal entspannen. Ich kenne einige Leute, die sich total verkrampft haben bei dem Versuch sich vegan zu ernähren, um auch wirklich auf alles zu achten. Ich würde immer empfehlen das Thema langsam anzugehen und vielleicht zunächst einen guten pflanzlichen Drink zu finden, den man statt Kuhmilch nehmen kann. Danach kann man sich ja mal mit dem Thema Butter, Käse und Co. befassen. Niemand ist perfekt und das ist auch überhaupt nicht das Ziel, denn jeder Schritt zählt! Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Veganuary-Tipp von Zucker & Jagdwurst: erstmal langsam angehen lassen

Julia Stephan Es ist aber schon nicht verkehrt, sich vorzubereiten, denn sonst steht man an Tag 1 hungrig in der Küche und weiß nicht, was man kochen soll – da würden wir auch direkt schlechte Laune bekommen. Dazu reicht es schon, wenn man nach ein paar Rezepten sucht, mit denen man anfangen will oder mal eine längere Runde im Supermarkt dreht, um herauszufinden, was es eigentlich so an veganer Auswahl gibt. Klar ist das große Ziel des Veganuarys, sich einen Monat komplett pflanzlich zu ernähren, aber ich finde, es ist auch schon eine super Gelegenheit, sich überhaupt mal mit Ernährung und eigenen Essgewohnheiten auseinander zu setzen. Wenn jemanden auf einmal die große Lust auf Käse oder etwas anderes überkommt, würde ich immer empfehlen: iss es und mach danach wieder vegan. Diese kleinen Schritte sind so viel wert, dass man nicht gleich frustriert abbrechen sollte, wenn man es mal nicht durchziehen konnte. 

tipBerlin Welche Einsteigerrezepte empfehlt ihr für Neugierige?

Isabelle Friedrich Lieber erstmal entspannt anfangen und sich nicht gleich der größten kulinarischen Herausforderung stellen und mit zig unbekannten Zutaten kochen. Das deprimiert zum einen schon beim Einkauf, weil man denkt, man bräuchte unbedingt Tapiokastärke, Seitanfix und Co., die oft auch etwas teurer und nicht in jedem Supermarkt zu finden sind. Stattdessen lieber mit Basics mit viel Gemüse und wenig Ersatzprodukten beginnen und sich dann vortasten. Als zusätzliche Motivation finde ich es auch super, wenn man sich ein Gericht schnappt, das man sowieso liebt und jetzt die vegane Version davon ausprobiert.

Ein Favorit auf dem Blog: vegane "Älplermagronen", eine Schweizer Spezialität die ausgezeichnet zum Veganuary in der kalten Jahreszeit passt.
Ein Favorit auf dem Blog: „Älplermagronen“, eine Schweizer Spezialität die ausgezeichnet zum Veganuary in der kalten Jahreszeit passt. Foto: Zucker & Jagdwurst

tipBerlin Warum ist gerade Berlin so ein Veganer-Hotspot?

Julia Stephan Vielleicht ist es zu simpel, aber allein durch die Masse an Menschen ist die Wahrscheinlichkeit ja schon hoch, dass „zufällig“ recht viele Veganer*innen und aber auch Menschen, die prinzipiell für veganes Essen offen sind, hier wohnen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass in vielen Restaurants, selbst in rein veganen Restaurants, sehr viele Menschen essen, die einfach interessiert an neuen Gerichten sind und aus diversen anderen Gründen lieber Hafermilch im Kaffee trinken, ohne selbst vegan zu sein. Man ist dafür vielleicht offener als in anderen Städten. Dazu gibt es hier so viele Restaurants internationaler Esskulturen, in denen vegane Gerichte traditionell sind und die nicht aus irgendeinem „Trendgedanken“ entsprungen sind. Da kommen also wohl mehrere Dinge zusammen.

tipBerlin Wo kauft ihr in Berlin vegane Lebensmittel ein?

Julia Stephan Das kommt ganz auf die Produkte an. Auf jedem Wochenmarkt gibt es regionale und saisonale Obst- und Gemüsesorten, die sowas wie die Grundlage unseres Essensplans sind. Dazu gibt es dann Zutaten wie Pasta, Reis und Co., die man in jedem Supermarkt findet und, wer es sich leisten kann, auch gern aus dem Biomarkt besorgt. Dort findet man dann auch eher spezielle Zutaten, die man nicht jeden Tag benötigt. Die Zeit, in der man in spezielle Läden gehen musste oder nur teure Einkäufe im Biomarkt erledigen konnte, sind wirklich vorbei, was hoffentlich auch die Hemmschwelle für viele senkt, öfter mal vegan zu kochen.

Wer vegan kochen will, muss gar nicht unbedingt komplizierte Zutaten aus Spezialitätengeschäften einkaufen: ein Besuch auf dem Markt genügt, erzählt Julia Stephan von Zucker & Jagdwurst.
Wer vegan kochen will, muss gar nicht unbedingt komplizierte Zutaten aus Spezialitätengeschäften einkaufen: ein Besuch auf dem Markt genügt, erzählt Julia Stephan von Zucker & Jagdwurst. Foto: Markthalle Neun

Isabelle Friedrich Wenn wir dann doch mal „außergewöhnlichere“ Lebensmittel benötigen, gehen wir gerne bei „Veganz“ vorbei oder bestellen bei „Vantastic Foods“. Hier findet man von veganen Schokolinsen bis zu veganer Ente oder Garnelen fast alles!

Veganes Take-Away ist nicht nur zum Veganuary kein Problem

tipBerlin Und wo geht ihr am liebsten essen bzw. holt euch am liebsten veganes Take-Away? 

Isabelle Friedrich Ich habe ein großes Herz für Teigtaschen. Daher kann ich die polnischen Teigtaschen von tak tak, die chinesischen Teigtaschen von Lecker Song oder die Teigtaschen von DingsDums Dumplings sehr empfehlen. Letztere werden aus Lebensmittelüberschüssen hergestellt, was wirklich eine irre gute und nachhaltige Idee ist.

Julia Stephan Mein Favorit spricht leider nur Menschen an, die gern scharf essen, aber ich liebe, liebe, liebe ChungKing Noodles – während Corona gibt es dort ein Kochkit für zu Hause, was natürlich super ist, weil man sich die Box mit allen Zutaten tagsüber holen und abends dann frisch kochen kann. Dort gibt es ein veganes Gericht mit Pilzen und Tofu und ich vermisse es regelrecht, wenn ich es mehrere Wochen nicht gegessen habe.

Scharfe Nudel: viele Restaurants haben ein veganes Angebot – einer der Favoriten der beiden Bloggerinnen ist Chungking Noodles in Kreuzberg
Scharfe Nudel: viele Restaurants haben ein veganes Angebot – einer der Favoriten der beiden Bloggerinnen ist Chungking Noodles in Kreuzberg. Foto: F. Anthea Schaap

tipBerlin Wie bleibt man am besten dran?

Julia Stephan Ich glaube, ein bisschen Reflektion nach dem Januar wäre schon mal ein guter Anfang: was ist jemandem schwer gefallen, was war viel einfacher als gedacht und was sind Herausforderungen im Alltag, auf die man sich vorbereiten könnte. Damit kann man sich schon mal auseinandersetzen und für sich überlegen: klappt der Umstieg von heute auf morgen oder taste ich mich lieber Schritt für Schritt voran? Es ist total okay, wenn man mit einem Tag oder zwei veganen Tagen in der Woche beginnt und sich immer weiter dran gewöhnt, bis man dann auf einmal merkt: Huch, ich hab ja seit x Tagen nichts Tierisches mehr gegessen.

Zucker & Jagdwurst: „Grundsätzlich kann es jeder schaffen, seine Ernährung umzustellen“

Isabelle Friedrich Ich glaube, im Endeffekt ist das Einstellungssache. Wer ein großes Herz für Tiere oder das Klima hat, dem wird es wahrscheinlich leichter fallen als anderen. Grundsätzlich kann es jeder schaffen, seine Ernährung umzustellen – es ist nur eine Sache des Willens. Manche haben natürlich leichtere Voraussetzungen und mehr Möglichkeiten als andere, gar keine Frage.

tipBerlin Was erhofft ihr euch davon, dass immer mehr Leute den Veganuary ausprobieren möchten?

Julia Stephan Natürlich wäre es super, wenn das ein Zeichen dafür ist, dass sich allgemein in der Gesellschaft etwas tut und sich die Menschen auch in den restlichen elf Monaten bewusster ernähren und weniger Fleisch, Käse und Co. konsumieren. Mir ist ehrlich gesagt auch egal, was der genaue Grund dafür ist – die einen machen es aus Tierliebe, die anderen aus gesundheitlichen Gründen und andere für den Klimaschutz. Ich freue mich natürlich, ganz plump gesagt, wenn immer weniger Tiere gehalten und geschlachtet werden, aber im Großen helfen wir nun mal unserem Planeten immens, wenn wir weniger Fleisch, Fisch und Milchprodukte konsumieren. Wenn jeder nur ein kleines Stück des Weges geht, hilft das schon viel. 

  • Den Blog von Isabelle und Julia rund um das Thema veganes Kochen findet ihr unter www.zuckerjagdwurst.de
  • Vegan einkaufen könnt ihr in Berlin zum Beispiel bei Veganz mit drei Filialen in Berlin:
    • Veganz Warschauer Str. 33, Friedrichshain, Mo–Sa 8–21 Uhr
    • Veganz in der Marheineke Markthalle, Marheinekeplatz 15, Kreuzberg, Mo-Sa 8-20 Uhr
    • Veganz Schivelbeiner Str. 34, Prenzlauer Berg, Mo-Sa 9-20 Uhr
  • Isabelle und Julias Restauranttipps für veganes Take-Away
    • Lecker Song Schliemannstr. 19, Prenzlauer Berg, aktuell geschlossen
    • DingsDums Dumplings Wiener Str. 34, Kreuzberg, aktuell nur Lieferung über www.dingsdums.de

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