Berlins Beste

100 Berliner Musikerinnen

Es war nicht einfach. Es war richtig schwer. ­Immer kam jemand mit noch einem Namen mehr. Aber irgendwann war sie dann doch fertig, unsere Liste mit den 100 aktuell wichtigsten, besten, tollsten Berliner Musikerinnen. Die vor allem eins beweist: Wie lebendig und aufregend gerade Frauen die Musikszene dieser Stadt machen. Aber natürlich fehlen bei unseren 100 immer noch viele. Da hinten ruft ­jemand: Und was ist mit Jazz? Chanson? Jemand ­anderes: Zu wenig Punk! Lasst uns reden…

Annette Humpe, Foto: Kasskara

1. Annette Humpe
Von den Neonbabies und Ideal bis Ich + Ich – Annette Humpe hat mehr als eine Ära in der deutschen Popgeschichte entscheidend geprägt. Und das nicht nur als Sängerin und Musikerin, sondern auch hinter den Kulissen als Songschreiberin und Produzentin, verantwortlich für Udo Lindenberg, Die Prinzen, Nena, Lucilectric oder erst unlängst Max Raabe.

2. Judith Holofernes
Hat mit Wir sind Helden die Song­autorin als Erfolgsmodell und den Musik-Mutterschutz etabliert.

3. Nina Hagen
Lebt seit Jahrzehnten irgendwo im Weltraum, bleibt aber für immer Berlinerin.

Gudrun Gut, Foto: Mara von Kummer

4. Gudrun Gut
Blixa Bargeld und Frieder Butzmann nannten sie, unabhängig voneinander, die „modernste Frau der Welt“. Gudrun Guts Einfluss ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie war Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten und von DIN A Testbild. Mit ihren Bands Mania D. und vor allem Malaria! schrieb sie Geschichte. Auch als Radiomacherin, Produzentin und Labelbetreiberin (Moabit, Monika Enterprise) prägt sie Berlin bis heute.

5. Ellen Allien
Als DJ und Labelbetreiberin (BPitch Control) prägend.

6. Joy Denalane
Hat sich erfolgreich emanzipiert von ihrer Rolle als Ehefrau und Duettpartnerin von Max Herre. Über Joy Denalanes Album „Willpower“ und ihr Berlin-Konzert 2023 lest ihr hier mehr.

7. Balbina
Bürgerlich Balbina Monika Jagielska, ist in Warschau geboren und lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Berlin. Ende der 90er-Jahre begann sie Musik zu machen und bewegte sich im Umfeld des HipHop-Labels Royal Bunker. 2011 veröffentlichte sie ihr Debütalbum „Bina“, einer größeren Öffentlichkeit wurde sie 2015 bekannt, als sie mit „Über das Grübeln“ in die Charts kam. Auch das Nachfolgewerk „Fragen über Fragen“ (2017) konnte sich in den Charts platzieren. Am 21. April spielt sie in Potsdam im Nikolaisaal.

8. Sookee
Muss der Öffentlichkeit ständig HipHop und Sexismus erklären, kann aber auch rappen.

Kat Frankie, Foto: Sabrina Theissen

9. Kat Frankie
Gebürtige Australierin. Wollte 2004 eigentlich nur für ein Jahr nach Berlin kommen. Blieb dann hier hängen. Tauchte 2007 in Uli Schueppels Musik-Doku „BerlinSong“ auf. Sang mit Olli Schulz, veröffentlicht mittlerweile auf eigenem Label, wurde berühmt als Duettpartnerin von Clueso, ist aber vor allem eins: eine sehr großartige Songschreiberin.

10. Peaches
Nach Jahren in der Diaspora ist die Kanadierin wieder zurück in Berlin.

11. Inga Humpe
Die kleine Schwester von Annette war mit Neonbabies und 2raumwohnung selbst groß.

12. Bettina Köster
Eine Legende seit Malaria!, dann in der weiten Welt – und jetzt zurück mit einem Comeback-Album.

13. Sophie Hunger
Selbst Schweizer Popstars flüchten aus Zürich nach Berlin.

14. Mary Ocher
In Russland geborene Pop-Avantgardistin mit Hang zu Psychedelia.

15. Christiane Rösinger
Längst die Grumpy Old Woman des Diskurs-Pops, relevant wie nie.

Dillon, Foto: Joseph Kadow

16. Dillon
Unterkühlter, minimalistischer DIY-Electro-Pop, in dem es knarzt, blubbert, pulsiert – und eine Stimme irgendwo zwischen Björk und Regina Spektor: Mit mittlerweile drei Studioalben seit 2011 (zuletzt: „Kind“, 2017) kreiert Dominique Dillon de Byington, gebürtige Brasilianerin, mit 19 aus Köln in eine Berliner WG gezogen, eigensinnig schwebende Klang-Sphären. Zum Sich-Verlieren schön.

17. Barbara Morgenstern
Progammiert Electronica und leitet den Chor im Haus der Kulturen der Welt.

18. Dota Kehr
Musik mit Botschaft muss nicht peinlich sein.

19. Mieze Katz
Überstand mit Mia. sogar eine Nationalismus-Diskussion.

20. Dear Reader
Die Südafrikanerin Cherilyn MacNeil hat von Berlin aus die Welt erobert.

21. Laurel Halo
Eine spannendere Soundforscherin hat Berlin derzeit kaum zu bieten. Die gebürtige US-Amerikanerin Ina Cube alias Laurel Halo interessiert sich schon seit Jahren nicht mehr für handelsübliche Tanzmusik – sondern dafür, diese zu dekonstruieren. Spätestens seit ihrem herrlich formwandlerischen Album „Dust“ (2017) ist ihre verkopfte Avantgarde-Electronic nicht mehr nur ein Fall für Bescheidwisser.

22. Monika Kruse
DJ-Pionierin, Labelmacherin, Ikone.

23. Lady Bitch Ray
Rap ist Sex. Muss man ja mal sagen dürfen. Oder müssen.

Cäthe, Foto: Sony

24. Cäthe
Catharina Sieland ist in Staßfurt in Sachsen-Anhalt geboren und aufgewachsen, lebte in Baden-Württemberg, Hamburg und nun Berlin. Sie lernte Gitarre mit zwölf und stand schon als 14-Jährige auf der Bühne. Ihr Debüt „Ich muss gar nichts“ (2011) machte sie bekannt, 2012 bekam sie den deutschen Musikautorenpreis. Es folgten die Alben „Verschollenes Tier“ (2013) und „Vagabund“ (2015).

25. Doctorella
Feministischer Diskurs-Pop, den die Grether-Sisters als Journalistinnen und Schriftstellerinnen begleiten.

26. Theresa Stroetges
Elektronische Klangwelten mit Golden Diskó Ship und Soft Grid.

27. Mo Loschelder
Berliner Techno-Schlüsselfigur und Künstleragentur-Chefin (Media Loca).

28. Naima Husseini
Ist in Hamburg geboren und groß geworden. Sie wuchs in einer ­musikalischen Familie auf und ­lernte Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Husseini war Sängerin der Hamburger Band Silvester, die sich 2008 gründete, aber kurze Zeit später wieder auflöste. In Berlin startete sie ihre Solokarriere, als sie 2011 „Naima Husseini“ veröffentlichte. Ihr zweites Album ­„Immer alles“, auf dem eine ­Mischung aus TripHop, Pop, R&B und Soul zu hören ist, folgte 2016.

29. Perel
Veröffentlicht demnächst als erste Musikerin aus Deutschland bei den legendären DFA Records, Labelkollegen: LCD Soundsystem.

DJ Ipek, Foto: Melis Oezdil

30. DJ Ipek
Eine Institution als DJ und Resident der „Gayhane“-Partys im SO36.

31. Haiyti
Auch der allerneueste Rapstar lebt seit wenigen Wochen in Berlin.

32. Kitty Solaris
Unterschätzt als Popmusikerin, geschätzt als umtriebige Labelmacherin.

33. Masha Qrella
Als Sängerin der Bands Mina und Contriva sowie als Solistin eine verlässliche Indie-Kraft.

34. SXTN
Sie „ficken deine Mutter ohne Schwanz“: Juju und Nura sind die Girls vom Block, die besser rappen, heftiger feiern und härter dissen als ihre Machokollegen. Bei aller Liebe für wortreiche (und ja, auch sexistische) Schmähungen kommentieren SXTN immer wieder ihre Rolle im männerlastigen Rapbusiness – selbstbewusst, unbeugsam und jenseits abgehobener Phrasen aus dem Genderseminar.

Maike Rosa Vogel, Foto: Joe Dilworth

35. Maike Rosa Vogel
ist in Frankfurt/Main geboren und aufgewachsen, ihre Eltern machten sie mit linken Liedermachern vertraut. Sie spielte als Jugendliche in einer Punkband und studierte zwischen 2004 und 2008 an der Mannheimer Popakademie, 2008 erschien auch ihr Debüt „Golden“. Die Singer-Songwriterin veröffentlichte seither vier weitere Alben, zuletzt „Alles was ich will“ (2017). Sie lebt seit zehn Jahren in Berlin.

36. Charlotte Brandi
Theatralischer Dreampop mit Me And My Drummer, gemeinsames Projekt mit Kat Frankie.

37. Miss Platnum
Die Balkan-Pop-Königin.

38. Anja Schneider
DJ und mit ihrer Radiosendung „Dance Under The Blue Moon“ prägend für die Party-Szene.

39. Annette Berr
Singt wenig prüde Chansons für die Subkultur.

40. Aérea Negrot
Die gebürtige Venezolanerin bringt jede Menge Glamour nach Berlin.

41. Yvonne Ducksworth
Als die Metal-Band Jingo de Lunch Ende der 80er zum Aushängeschild des wilden Kreuzbergs wurde, gab es wohl keinen, der mit der charismatischen Sängerin Yvonne Ducksworth nicht gern ein paar Schultheiss vernichtet hätte. Nach dem Aus der Band war die Kanadierin unter anderem VIVA-Moderatorin, heute brüllt sie wieder: bei den Sludge-Metallern von Treedeon.

42. Nina Kraviz
Nach dem Zahnmedizinstudium in Moskau bohrt sie nun sehr deepe Deep-House-Bretter.

Dena, Foto: Hanna Sturm

43. DENA
Landete 2012 mit „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ einen lässigen Hit, neue Songs kommen bald.

44. Steffi
Als Resident-DJ in der Panorama Bar, Produzentin und Labelmacherin prägt die Niederländerin die Berliner Techno-Szene.

45. Bernadette La Hengst
Einst Die Braut haut ins Auge in Hamburg, heute oft Theaterregie und Kinderlieder.

46. Jennifer Rostock
Punkrock für den Mainstream, aber mit politischer Haltung.

47. Planningtorock
(Performance-)Künstlerin, die das Spiel mit geschlechtlicher Ambivalenz liebt.

48. Ulla Meinecke
Liedermacherin, Feministin, ganz alte Schule, ganz wichtig.

49. Danielle de Picciotto
Die Amerikanerin kann alles und war überall dabei, von Love Parade bis Avantgarde-Folk.

50. Sky Deep
DJ, Festival-Kuratorin, Lichtgestalt im queeren und politischen Nachtleben.

Prada Meinhoff, Foto: Vollmond Konzertfotografie

51. Prada ­Meinhoff
Spitzen-Popbandname, Spitzen-Pop. Aber Christin Nichols und René Fischer wollen mehr, nämlich die Weltherrschaft. Ob das klappt mit diesem grandios lakonischen Mix aus Punkrock und Electro? Die Songs funktionieren aber dermaßen gut auch auf der akustischen Gitarre, dass wir dem Duo – vor allem auch dank seines Modebewusstseins – eine steile Karriere prophezeien.

52. Shirley Holmes
Stromgitarren, sagen sie. Wir sagen: die deutschen L7.

53. Elif
Auf gutem Weg, der erste deutsch-türkische Popstar zu werden.

54. Justine Electra
Lebt in Neukölln, stammt aus Australien, lässt LoFi ganz groß klingen.

55. Chica Paula
Elektro-Produzentin und DJ aus Gudrun Guts Monika-Kosmos.

56. Angie Reed
Im Elektro-Underground zwischen Patric Catani und Stereo Total beheimatete Sängerin und Produzentin.

57. Mona Mur
Taekwondo-Kämpferin und Sängerin, Schwester der Einstürzenden Neubauten im Geiste.

58. Sasha Perera
Einst Sängerin von Jahcoozi, nun als Solistin Perera Else­where unterwegs.

Francoise Cactus, Foto: Stefanos Notopoulos

59. Francoise Cactus
Sie brachte französische Nonchalance und Laissez-faire an die Spree. 1964 in der Region Burgund geboren, kam sie 1985 nach Berlin, wo sie Punk, Sixties-Beat und Feminismus zum explosiven Cocktail verrührte. Nach ihrer Anfangszeit mit den Lolitas formte sie mit ihrem Weggefährten Brezel Göring Stereo Total und erfand einen ganz eigenen Berliner Pop. Zudem schreibt Cactus tolle Bücher.

60. Susie Asado
Selbsterklärte „Nichtmusikerin“, die aber nicht nur Lyrik kann.

61. Emika
Ema Jolly aus Bristol hat mal Musiktechnologie studiert. Das kann man heute hören.

62. Elke Brauweiler
Als Sängerin von Paula ein Popstar.

63. Alice Phoebe Lou
Die Südafrikanerin macht Straßenmusik aus Überzeugung, obwohl sie mittlerweile auch große Hallen füllt.

64. Agnes Obel
Millionen Streams sammelt die Dänin für ihre so komplexen wie filigranen Songminiaturen.

65. Marianne Rosenberg
Die Heldin der Queers ist mit 63 Jahren immer noch aktiv.

66. Nic Endo
Die Stimme von Atari Teenage Riot, aber auch Solistin und Remixerin.

67. JJ Weihl
Filmemacherin und Mastermind von Fenster, Berlins bester Hippie-Band.

68. Marusha
Hat den Berliner Techno miterfunden, Radio gemacht und in Casting-Show-Jurys gesessen.

69. Eunique
Ein Major-Deal, Job als Testimonial eines großen Sportartiklers, auch schon eine wöchentliche YouTube-Reality-Show, demnächst dann Darstellerin in der kommenden Staffel von „4 Blocks“ – und rappen und singen kann sie auch noch. Vater aus Trinidad, Mutter aus Ghana, aufgewachsen in Hamburg, jetzt mit 23 Jahren ab nach Berlin. Hier wird gerade ein Star geboren.to

70. Annika Line Trost
Geboren in Spandau, schrieb Songs für ihre Band Cobra Killer, aber auch für Die Prinzen.

71. Andrea Schroeder
Bringt wohlige Nick-Cave-Düsternis nach Berlin.

72. Kitty Hoff
Die Rettung des Chanson.

73. Islaja
Finnische Folk-Schamanin in der Tradition von Nico und Björk.

Lisa Bassenge, Foto: Juergen Schabes

74. Lisa Bassenge
Micatone, Nylon, das eigene Trio und Gastsängerin allüberall.

75. Nicola Rost (Laing)
Ist morgens gar nicht so müde, dafür abends umso wacher.

76. Jovanka von Wilsdorf
Wurde bekannt mit der Electropopband Quarks, heute: Songwriterin für Tim Benzko oder Johannes Oerding.

77. Pilocka Krach
Technomusikerin mit Hang zum Experimentellen.

78. Anna R.
Gestern: Rosenstolz. Heute: Gleis 8.

79. Gurr
Die Shootingstars der Berliner Garage-Szene spielten sogar schon beim SXSW-Festival in Texas.

80. Pyranja
Die einst beste deutsche Rapperin feierte kürzlich ihr Comeback.

81. Bibi Bourelly
Die 23-Jährige Berlinerin macht Karriere in den USA und schreibt für Rihanna oder Selena Gomez.

82. Julie Miess
Die Horrorfilm-Expertin spielt bei Britta, Jens Friebe und Half Girl.

83. Lydia Daher
Eigentlich Dichterin, schreibt aber auch großartige Popsongs.

84. Peggy Gou
Die Südkoreanerin ist nicht nur Producer und DJ: Sie ist auch das coolste It-Girl, das Techno derzeit zu bieten hat. „Manchmal werden Männer in dieser Industrie unsicher, wenn sie mit einer unabhängigen Frau konfrontiert werden“, witzelte sie jüngst im Interview mit dem „Mix Mag“ – Peggy hat ziemlich dicke Eier, die ihren catchy Clubsound, ja, sogar eine ganze Subkultur irre bereichern.

85. Ulrike Haage
Geniale Zuarbeiterin bei den Rainbirds, aber auch Theatermusik und Soloarbeiten.

86. Die Toten Crackhuren im Kofferraum
Sind nicht immer nur lustig.

87. Louise Gold
Eleganz hat einen Namen.

88. Desiree Klaeukens
Giving Liedermaching a good name.

89. Fran
Arbeitete früher in der Psychiatrie, singt heute berückend schöne Dance-Pop-Songs.

90. Missincat
Singer/Songwriterin, aber die elektronische Sorte fürs 21.Jahrhundert.

91. Gina D’Orio
Electro-Revoluzzerin, die nach den Neonbabies u.a. mit EC8R und Cobra Killer reüssierte.

92. Lisa Who
Intelligenter Mainstream-Pop.

93. Cora Frost
Singt Chansons und Balladen, steht aber für viel mehr als einfach nur Kleinkunst.

94. Lary
Von Gelsenkirchen nach New York – und von dort dann nach Berlin, um Karriere zu machen.

95. Miss Kenichi
Berliner Queen of America(na).

96. Toni Kater
Fragiler Pop.

97. Toksi
Was Clueso kann, kann diese junge Milde mit HipHop-Beats schon lange.

98. Diane Weigmann
Früher Lemonbabies, heute vor allem Kinderlieder.

99. Femme Krawall
Feministischer Punkrock.

100. Frida Gold
War mal fast nackt im TV – und fast auch mal ein echt großer Popstar.

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