Feuchter Fächer und Japan-Flair: Die Fleisch. Vier Rituale mit der Oper „Ayamé“ von Kosaku Yamada
Japan-Fans, aufgepasst! Der Komponist Kōsaku Yamada (1886–1965), gründlich vergessen, gehört zu den Pionieren klassischer Musik in Asien. Er importierte klassische Klänge, so wie man sie in Europa gewohnt ist, nach Japan, seit er (bis 1914) in Berlin bei Max Bruch studiert hatte. Seinen Einakter „Ayamé“ hatte er schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs für Paris geschrieben – als „Opéra choréographique“; also mit Tanz-Akzenten, was aber eher dem stilisierten Gestus des japanischen Theaters geschuldet sein dürfte.
Musikalisch hält sich Yamada an die tonale Welt zwischen Debussy und Richard Strauss. Für ihn, aus Japan hinüberhörend, dürften die gerade exotisch genug geklungen haben. Alles geriet dann unter die Räder der Musikgeschichte. Ein Fall für die Neuköllner Oper! In 40 Jahren hat man hier 240 Ur- und Erstaufführungen herausgebracht. Und gibt immer noch keine Ruhe. Das Kammerspiel über das Mädchen Ayamé, das die Ehre seiner Familie retten will, indem sie als Prostituierte arbeitet, erinnert rührend an einige der schönsten Filme von Regisseur Mizoguchi Kenji aus den 50er Jahren.
In Wirklichkeit, so sieht man es in der Neuköllner Oper, kreist das Werk um die Frage, wem unser eigener Körper gehört. Deswegen präsentiert man „Vier Rituale mit der Oper Ayamé“, und hat ihr den grammatikalisch queren Obertitel „Die Fleisch“ gegeben. Der Abend dauert etwas über eine Stunde. Das Studio der Neuköllner Oper entpuppt sich dabei gewiss als das japanisch schmales Fächer-Etui des Hauses. Bei gern feucht-subtropischen Temperaturen.
Termine: Die Fleisch an der Neuköllner Oper Karl-Marx-Str. 131, 17–21 €