Manche Berliner*innen schielen, was Konzerte angeht, schon auf 2021: Björk, Nick Cave, die Pet Shop Boys. Na klar! Doch auch 2020 wird noch sehr viel möglich sein. Darunter ein Dutzend Konzerte, auf die wir uns schon jetzt wie Bolle freuen. In der Hoffnung, dass sie eben doch noch stattfinden. Und selbst wenn nicht – reinhören lohnt sich trotzdem.
Anna Burch im Acud
Bei Detroit denken wir hier in Berlin ja schnell an House und Techno. Dabei gibt’s auch graziles Songwriting aus dem Staate Michigan, etwa von Anna Burch, mit der man sich sommerlich-gechillt in die Sixties träumen kann.
30.9.20, Acud
KUF in der Kantine am Berghain
Dieses Trio ist so ziemlich das Geilste, was zurzeit aus Berlin kommt – mit seiner einzigartigen Acid-Jazz-Mixtur aus analogem Kontrabass und Schlagwerk einerseits und ausufernd digitalem Voice-Sampling andererseits. Man fühlt sich trotz elektronischer Beats wie in einem Jazzkeller, in dem der Schweiß von der Decke tropft. Das hat uns gefehlt. Wenn diese Jungs von KUF nicht international groß rauskommen, wissen wir auch nicht mehr weiter.
5.10.20, Kantine Am Berghain
Fenne Lily im Hole 44
Wer sich von der phantastischen Stimme der 23-jährigen Britin nicht berühren lässt, sollte vielleicht mal sicherheitshalber einen Test machen (lassen), ob er schon ein Zombie ist. Wer auf erstklassiges Songwriting steht, wie von Aimee Mann und Laura Marling, ist auch bei dieser Newcomerin goldrichtig.
11.10.20, Hole 44
Thundercat im Astra
Man munkelt, die Wabbelbass-Grooves des Kaliforniers und passionierten Katzenpapas namens Thundercat würden mitunter als besonders rhythmische Sex-Soundtracks verwendet. Ob da etwas was dran ist? Fest steht: Bei diesem Funk funkt’s.
13.10.20, Astra
Westerman im Acud
Der junge Londoner trifft mit seinem an Manchen Stellen geradezu kuschelig-choralen Midtempo-Pop sicherlich den Nerv so vieler Menschen zurzeit, denn der Tenor dieses Tenors lautet, grob simplifiziert: Kopf nicht in den Sand stecken! So sieht’s nämlich aus.
25.10.20, Acud
Douglas Dare im Silent Green
Viele, die irgendwann nach Berlin gezogen sind, hatten keine so coole Kindheit – weil sie zu nerdy für die Kleinstadt waren. Der schwule britische Songwriter Douglas Dare arbeitet sich in seinem aktuellen von der Autoharp her gedachten Album „Milkteeth“ an Kindheitstraumata und Kindheitsträumen ab. Wir wissen, Milchzähne sind eine blutige Angelegenheit, wenn man sie irgendwann rausdrehen muss.
28.10.20, Silent Green
Yaeji im Austra
Die südkoreanische Amerikanerin von 26 Jahren hat im Berghain gespielt, auf dem Coachella und auch für die Boiler Room Sessions. Sie hat Drake und Robyn geremixt. Mit ihren experimentell-energetisch treibenden Hip-House-Beats, ultrahohen Vocals und ihrer radikal melodischen Herangehensweise hat Yaeji aus Brooklyn wenig vom glatten K-Pop à la BTS, aber viel von ihrer kanadischen Kollegin Grimes – wenn auch in weniger ADHS-überdreht. Super Sache zum Tanzen!
8.11.20, Astra
Austra im Metropol
Manchmal muss man ja fast froh sein, dass Jugendträume nicht in Erfüllung gehen. Austra wollte eigentlich Opernsängerin werden. Aber was würden wir dann ohne ihren melodisch-tanzbaren Pop machen, der sich um Queerness, „Star Trek“-Utopien, aber auch toxische Beziehungen dreht? Die Kanadierin wurde sogar schon von unserer Berliner Queer-Ikone Peaches mit einem Remix beauftragt. Und ganz unter uns gesagt: Allein schon das Metropol am Nollendorfplatz ist als 2019 frisch renovierte Kult-Location, wo einst Marlene Dietrich ins Kino ging, einen Trip wert.
15.11.20, Metropol
Tempers im Urban Spree
Das New Yorker Electro-Duo fährt genau das auf, was uns in den letzten Monaten so schmerzlich gefehlt hat: Synthpop, gerade so düster, dass man ihn sich noch prima in der Panorama Bar im Berghain denken kann. Wie der Shoegaze von Beach House, aber in tanzbar. Die Stimmungsschwankungen der Tempers werden so kathartisch für uns sein, zumal im Urban Spree, das immer was von runtergerocktem Keller hat.
18.11.20, Urban Spree
Die Corona-Verordnung wird immer lockerer – allerdings sind Clubs und Konzerte noch immer ein schwieriges Thema. Gerade für die Clubs ist die Lage nach vielen Wochen ohne Veranstaltung existenzbedrohend. Gleichzeitig setzen viele neue Konzepte um, etwa das About Blank mit seinem Sektgarten.