Interview

Die Berliner Post-Rock-Band Hope begleitete Depeche Mode auf Tour

Hope, ein Quartett aus Neukölln, gehört seit dem Debüt 2017 zu den innovativsten Bands der Stadt. Ihr düsterer Sound zwischen Indie, Post-Rock, Noise und Ambient/Electronic überzeugte sogar die alten Helden von Depeche Mode, die sie in diesem Jahr mit auf Stadiontour nahmen. Zuletzt erschien das zweite Album „Navel“. Wir haben mit Sängerin Christine Börsch-Supan über die Stadt als Inspiration, das Improvisieren auf großen Bühnen und Aufnahmen in klaustrophobischen Studios gesprochen. Am 12. Dezember spielt die Band im Silent Green.

Die Berliner Band Hope begleite Depeche Mode auf Tour und ist nun im Silent Green zu sehen. Foto: Joe Dilworth

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Hope ist eine der innovativsten Bands der Stadt

tipBerlin Christine Börsch-Supan, mit Hope habt ihr Depeche Mode auf Tour begleitet. Auch die legendären Engländer ließen sich in den 1980ern von der Mauerstadt inspirieren. Prägt Berlin den Hope-Sound?

Christine Börsch-Supan Für mich ist Berlin vor allem ein Freiraum, ein Ort, an dem ich viel erleben, aber mich auch zurückziehen und etwas Ureigenes entwickeln kann. Ein Ort, an dem dies nicht schräg angeschaut, sondern akzeptiert und ermutigt wird. Ich glaube, das hat unseren Sound am meisten geprägt, diese Freiheit, einfach zu machen.

tiipBerlin Diese Freiheit und der Mut zum Experimentieren macht eure Musik so interessant. Wie viel davon ist auf eine Jazz-Vergangenheit zurückzuführen?

Christine Börsch-Supan Auf Platte sind wir wirklich wie Architekten, suchen nach dem perfekten Drumfill, der unprätentiösesten Gesangslinie. Live genießen wir es, stetig kleine Dinge zu verändern – Melodien oder Songteile zu variieren zum Beispiel. Und dann gibt es wirkliche Improvisationsteile, in denen es um Klangmalerei oder sich Austoben geht. Beides ist sicherlich ein Erbe unserer Jazz-Wurzeln.

Hope über die Aufnahmen in Neukölln: „Man hörte jede Stecknadel fallen“

tipBerlin Depeche Mode nahmen in den berühmten Hansa Studios in der beklemmenden Mauerumgebung auf. Auch ihr arbeitet gerne an ungewöhnlichen Orten wie einem Berliner Fabrikhochhaus oder der ehemaligen Heilstätte Grabowsee. Welche Rolle nimmt die Atmosphäre um euch herum bei der Entstehung der Songs ein?

Christine Börsch-Supan Diese Orte waren bei der Aufnahme Katalysatoren dafür, welches Klangergebnis wir erzielen wollten und wie wir miteinander Musik machen wollten. Beim neuen Album war es ziemlich diametral: Wir wollten es geschützt und warm haben und sind in ein winziges Studio hier in Neukölln gegangen, einen akustischen Antiraum. Man hörte jede Stecknadel fallen.

tipBerlin Trotz aller Komplexität und Detailverliebtheit funktioniert der Sound nicht nur in Clubs und Theatern, sondern auch auf großen Stadionbühnen. Woran liegt das?

Christine Börsch-Supan Egal, wie groß oder klein die Bühne, uns war es immer wichtig, zu viert eine Insel zu bilden und die Musik für sich sprechen zu lassen. Ich glaube, das gibt uns Unabhängigkeit. Gleichzeitig hat die Musik eine große Ansprache und ich genieße kaum etwas so sehr beim Konzert, wie den Menschen ins Gesicht, in die Augen zu schauen.

Berliner Band Hope: „Liebe und Lebendigkeit für die Musik“

tipBerlin Ihr habt acht Konzerte mit Depeche Mode gespielt. Wie fühlt es sich an, eine Bühne mit alten Helden zu teilen?

Christine Börsch-Supan Ich habe mir Depeche Modes Konzerte an jedem Abend angeschaut und fand es unglaublich inspirierend. Sie haben Musik gemacht, keinen Show-Schnickschnack, und egal, ob es alte oder neue Stücke waren, war spürbar, wie gerne sie das tun. Sie haben jeden Abend kleine Dinge verändert. Diese Liebe und Lebendigkeit in und für die Musik hat mich wieder daran erinnert, dass das genau das ist, was ich tun möchte, und dass es möglich ist, das noch Jahrzehnte lang mit Hingabe und Freude zu tun.

  • Silent Green Kulturquartier Gerichtstr. 35, Wedding, Di 12.12., 20 Uhr, VVK 31 €, weitere Infos und Tickets hier

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