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Dahlem-Klischees: Diese 12 Typen trefft ihr im vornehmen Süden immer!

Im grünen Dahlem scheint die arme Sexyness der Stadt in weiter Ferne. Stattdessen herrschen dort Gemütlichkeit und ein entspannter und gut betuchter Charme vor. Und die Menschen? Sind natürlich nicht weniger klischeehaft als anderswo in Berlin! Wir stellen euch die schönsten Dahlemer Vorurteile vor, Charaktere, auf die ihr nur zwischen Grunewald und Steglitz trefft.


Die Louis-Vuitton-Mamis

Die klassische Louis-Vuitton-Mami aus Dahlem führt ihre 1500 Euro teure Louis Vuitton ganz selbstverständlich zum Einkauf bei Rewe aus.
Einfach mal eine Monatsmiete für die Handtasche hinblättern: Die Speedy 25 von Louis Vuitton ist das Statussymbol einer jeden Dahlemer Mami. Foto: Imago/Gstettenbauer

Eine jede Dahlemer Mutter braucht sie, eine jede Dahlemer Mutter kriegt sie: die Speedy 25 mit Schulterriemen von Louis Vuitton. Hinein kommen das neueste iPhone, die Fernbedienung für die heimische Alarmanlage, zwei Chanel-Lippenstifte, eine helle Nuance für den Tag, eine dunkle Nuance für den Elternabend. Die Speedy 25 ist nicht nur das Lieblingsaccessoire einer fast jeden Dahlemer Mami, sie ist das Statussymbol in einer Welt, in der Kosmetik- und Friseurtermine noch fett im Wochenplaner angestrichen werden. Ihr Ehemann ist zumeist Arzt oder Anwalt. Nachmittags holt sie die Kinder, Jasper und Anastasia, von der Schule ab. Sie zieht ihren Lippenstift im Rückspiegel des Mini Countryman nach, bevor sie nachhause fährt und aus dem Home Gym eine Yogaklasse über Zoom unterrichtet. Und abends, wenn die Kinder ihr Sushi gegessen haben und unter der Obhut der Nanny schlummern, geht es im Chanel-Kostüm, der Speedy 25 unterm Arm und dem Gatten im Schlepptau zum Lions-Club-Treffen.


Die reichen Rentner:innen

Die reichen Rentner:innen von Dahlem haben einen prall gefüllten Geldbeutel und einen entsprechend gemütlichen Lifestyle.
Die Rentner:innen von Dahlem haben einen prall gefüllten Geldbeutel und einen entsprechend gemütlichen Lifestyle. Foto: Imago/Imagebroker

Man trifft sie überall, vor allem dort, wo Menschen zusammenkommen, um Alltägliches zu erledigen. Und ja, auch ein Stück Torte und eine Tasse Kaffee können eine Erledigung sein. Das Reicher-Rentner-aus-Dahlem-Starterkit für die Herbst- und Wintermonate beinhaltet: einen Pelzmantel (vornehmlich Nerz oder Robbe), einen Muff, auch aus Pelz (oder Lederhandschuhe), eine auffällige Sonnenbrille von Dior oder einem anderen großen Modehaus. Für die Damen kommt noch knallroter Lippenstift hinzu. Für die Herren ein Burberry-Schal. Und für beide Geschlechter ein SUV, vornehmlich von Mercedes, Porsche oder Jeep, der 250 fahren kann, in den verschnarchten Dahlemer Straßen aber nie für mehr als 40 Sachen auf Trab gebracht wird.


Die fleißigen Studis

Die meisten Streber-Studis aus Dahlem gönnen sich nicht mal in der U-Bahn eine Lernpause.
Die meisten Studis aus Dahlem gönnen sich nicht mal in der U-Bahn eine Lernpause. Foto: Imago/Westend61

Sie steigen am U-Bahnhof Freie Universität (Thielplatz) in die Bahn. Setzen ihre Kopfhörer auf und nehmen einen Schluck aus der Thermoskanne, bevor irgendein Buch mit kompliziert klingendem Titel aufgeschlagen wird. Die berühmte Uni befindet sich in Dahlem und ist der Grund dafür, dass der Stadtteils sich doch ein wenig sozial durchmischt. Wer es abends oder vormittags überhaupt in einen der vollgestopften Waggons der Linie U3, über die ihr hier mehr erfahrt, schafft, hört möglicherweise Gesprächsfetzen wie diese: „Ich hatte mich tatsächlich schon eingeschrieben, aber habe mich dann doch für Chinastudien entschieden, weil ich ja noch zwei Wartesemester hatte.“ Die Studis von Dahlem nerven manchmal, aber sind ein angenehmes Völkchen.


Die ledigen Privatiers

Guter Wein, gutes Essen, viel Freiheit: Die ledigen Privatiers von Dahlem haben sich für ein Leben in Saus und Braus entschieden. Foto: Imago/Westend61

Ist es um die Mittagszeit zu früh, um sich zur Krabbenpasta einen halben Liter Grauburgunder zu genehmigen? Wenn es nach den ledigen Privatiers von Dahlem geht, definitiv nicht. Sie bilden eine ganz eigene, durchaus sympathische Gattung. Die Anteile an der Firma sind verkauft, und nun ist Zeit, sich zur Ruhe zu setzen. Jetzt fließen regelmäßig Spendengelder an Ärzte ohne Grenzen und das restliche Geld wird in den hauseigenen Weinkeller investiert. Wer sich den Pegel nicht anmerken lässt, der hat schließlich auch kein Problem. Und täglicher Konsum hat den positiven Nebeneffekt, dass der Porsche auch dann noch unauffällig über die Straße gleitet, wenn der Blutalkoholwert schon ausgeufert ist. Der klassische Privatier von Dahlem bewohnt allein eine historische Villa, die für zwei Familien groß genug wäre. Er war und ist noch immer Lebemann, die Frauen kamen und gingen und das tun sie noch immer. Doch die allabendlichen Stunden vor dem Kamin oder Flatscreen fühlen sich immer ein bisschen einsam an. Zum Glück kühlt jeder Schluck Grauburgunder die Kehle und hilft ein bisschen gegen die Einsamkeit.


Die Ökos von der Domäne

Kühe sind auch nur Menschen: Auf der Domäne Dahlem wird allen Tieren viel Aufmerksamkeit zuteil.
Kühe sind auch nur Menschen: Die Mitarbeiter:innen der Domäne Dahlem kümmern sich liebevoll um jedes Tier. Foto: Imago/tagesspiegel

Sie studieren Pferdewissenschaften oder Landwirtschaft an der FU und bewohnen eine kleine Studentenwohnung an der Clayallee. Diese ist schlicht und pragmatisch gehalten, genau wie ihre Garderobe. Die Domäne-Ökos brauchen nicht viel, ihr Leben spielt sich in der Natur ab. Tagsüber führen sie Kühe und Pferde auf dem Feld hinter der Domäne spazieren, misten Ställe aus und streicheln Ferkel. Sie kennen die Tiere, um die sie sich kümmern, mit Namen und tragen ihre Naturliebe gerne weiter. Sie unterscheiden sich ziemlich von den restlichen Dahlemer Typen, denn Konsum ist ihnen fremd. Stattdessen lösen sie zum Feierabend ihren Mitarbeiterrabatt im Hofladen ein und braten sich Zuhause selbstgezogene Rosenkohl-Köpfchen an.


Die Profs

Das Leben der Professor:innen von Dahlem spielt zwischen Hörsaal und Bibliothek ab.
Das Leben der Professor:innen von Dahlem spielt zwischen Hörsaal und Bibliothek ab. Foto: Imago/SuperStock

Als Universitätsstandort ist der Stadtteil Dahlem natürlich nicht nur „Zuhause“ der Studis, sondern auch der Profs. Wer die Universität auch mit Mitte 40, 50 oder sogar 60 noch nicht verlassen hat, hat wahrscheinlich einen guten Grund. Oder ein Forschungsthema, das sie oder ihn einfach nicht loslässt. Es gibt verschiedene Prof-Typen, die Verpeilten, die Strengen, die Lieblinge, die jede:r gerne im Kolloquium sitzen hat und die Jungen, die man fast für Langzeitstudent:innen halten könnte. Wenn sie nicht gerade emsig auf dem Campus umher flitzen, trifft man sie morgens mit verschlafenen Augen im Coffeeshop oder abends, mit einer Weinschorle in der Hand und überschlagenen Beinen, auf der Asta-Sause. „Leben, um zu lernen und lernen, um zu leben“, lautet ihr Motto.


Die Abiturient:innen

Ernst des Lebens beginnt. Von wegen! Für die Abiturient:innen von Dahlem geht es möglicherweise genauso entspannt weiter wie bisher.
Ernst des Lebens beginnt. Von wegen! Für die Abiturient:innen von Dahlem geht es möglicherweise genauso entspannt weiter wie bisher. Foto: Imago/Zoonar

Sie haben nur Abibuch, Mottowoche und NC im Kopf. Bald ist die Schule aus, da fühlt sich ihr Leben noch ein kleines bisschen besser an, als sowieso schon. Die Abiturient:innen von Dahlem sind dem Leben gegenüber aufgeschlossen, denn sie kommen von einer guten Schule und blicken in eine vielversprechende Zukunft. Sie sind von ihren Eltern stets unterstützt und gefördert worden, was sich auch jetzt nach dem Abi nicht ändern wird. Wenn der NC nicht passt, zahlt Vati für die Privatuni und er wird mit Sicherheit auch für das erste WG-Zimmer in Charlottenburg aufkommen ‒ schön hell und mit Stuck an der Decke, versteht sich. Ihr Taschengeld reicht aus, um regelmäßig bei Abercrombie & Fitch zu shoppen und sich trotzdem noch jeden Tag auf dem Weg zur Prüfung einen Bubble Tea zu genehmigen.


Verbindungs-Studenten

Wohl bekomms: Offiziell verfolgen Studentenverbindungen viele gemeinsame Ziele. Insgeheim wird aber vor allem gemeinsam gefeiert und exzessiv gezecht.
Wohl bekomms: Offiziell verfolgen Verbindungs-Studenten viele gemeinsame Ziele. Insgeheim wird aber vor allem ein gemeinsames Ziel verfolgt: ein ordentlicher Pegel. Foto: Imago/Design Pics

Die Welt der Studentenverbindungen ist ein Kosmos für sich. Vereinigungen mit martialisch klingenden Namen wie „Corps Teutonia“ oder „Burschenschaft Salingia“ gibt es nicht nur in Dahlem. Doch im grünen, gut betuchten Stadtteil sind sie ein recht breit gestreutes Phänomen. Zusammenschlüsse von ausschließlich männlichen Studenten, die eh schon aus gutem Hause kommen und sich durch ihre Einheit jetzt und auch künftig weitere soziale und wirtschaftliche Vorteile sichern wollen. Einige Verbindungen fechten regelmäßig, andere (die meisten) pflegen andere Traditionen, zum Beispiel den exzessiven Alkoholkonsum. Der klassische Verbindungsstudent aus Dahlem trägt auch mit 18 schon Sakko, was seine Mitschüler:innen irgendwie lächerlich finden. Er verträgt mehr Alk, als ein 60-jähriger Trucker und wird sich, welch Überraschung, wie Papa und Großpapa vor ihm, für ein Jurastudium entscheiden. Wenn am Wochenende keine Party mit den Verbindungskumpanen auf dem Plan steht, geht es zum Stammtisch der Jungen Union. Dort sitzt man zum Glück auch nie auf dem Trockenen.


Die Naturfreaks

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, darum lieb ich, alles, was grün ist, weil mein Schatz ein Natur-Freak aus Dahlem ist.
Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, darum lieb ich, alles, was grün ist, weil mein Schatz ein Naturfreak aus Dahlem ist. Foto: Imago/BildFunkMV

Zwischen Parks, der Domäne und grünen Straßen und Alleen lebt es sich in Dahlem naturverbunden. Kein Wunder also, dass die echten Naturfreaks den Stadtteil zum Wohnen auserkoren haben. Wie die Ökos von der Domäne, kleiden sie sich eher einfach und pragmatisch. Ihre Kundenkarte von Globetrotter am Rathaus Steglitz hat bereits Goldstatus. Die Wanderschuhe werden aus Prinzip auf jedem Spaziergang getragen, könnte ja sein, dass man einen Stieglitz am Wegesrand zwitschern hört, ihn aber nicht gleich ausmachen kann, ergo ins Unterholz kriechen muss. Die Naturfreaks von Dahlem gehen gerne spazieren und verweilen lange, ohne erkennbaren Grund, auf einer Parkbank. Und nach einem langen Tag an der frischen Luft schreit geradezu alles nach einem Minztee und einem Stück Torte in der Königlichen Gartenakademie.


Die Tennis-Teenies

Fünf Tage die Woche Tennisspielen: Die Tennis-Teenies von Dahlem haben kaum Zeit für Party und dürfen sich durch Zigaretten ihre Kondi nicht versauen.
Fünf Tage die Woche Tennisspielen: Die Tennis-Teenies von Dahlem haben kaum Zeit für Party, was okay ist, weil Zigaretten nur ihre Kondi versauen würden. Foto: Imago/tennisphoto.de

Während ihre Freunde Zigaretten rauchen und die Schülerhilfe schwänzen, haben die Tennis-Teenis von Dahlem kein Interesse daran, aus der Reihe zu tanzen. Tanzen ist sowieso nicht so ihr Ding. Und sie dürfen sich durch Zigaretten auch nicht ihre Kondi versauen. Lieber flitzen sie mit Head-Schläger und Dunlop-Bällen über den roten Sand. Manchmal tragen sie ihre Schweißbänder sogar im Unterricht. Gleich nach der Schule wird dann trainiert. Am Wochenende fährt Mama sie zu Turnieren durch ganz Berlin und in den Ferien geht es ins Tennis-Camp auf Gran Canaria. Wenn sie groß sind, werden sie wahrscheinlich mal Tennisclub-Ehrenmitglied oder ledige Privatiers.


Die Architekten

Sie fühlen sich gut und strahlen es auch aus: Die Architekten von Dahlem haben ihr Leben im Griff, wohnen sogar in einem selbst gebauten Haus. Wer kann das schon von sich sagen?
Sie fühlen sich gut und strahlen es auch aus: Die Architekten von Dahlem wohnen schließlich in einem selbst entworfenen Haus. Wer kann das schon von sich sagen? Foto: Imago/Everett Collection

Architektur ist ein spannendes Feld und obendrein eines, mit dem man zu Geld kommt, wenn man Talent hat und es richtig anstellt. Die Architekten aus Dahlem sind ein charakteristisches Völkchen für sich. Außerhalb der eigenen vier Wände sind sie ausschließlich mit ihrem Sportcoupé unterwegs. Sie nehmen das Auto aus Prinzip, selbst dann, wenn sie nur zum 350 Meter entfernten Supermarkt müssen. Im Sommer fühlen sie sich in einem knalligen Polohemd von Ralph Lauren am wohlsten. Sie sind selbstbewusst und zeigen sich gern in der Öffentlichkeit, noch lieber aber ist ihnen der Moment, wenn sie ihren Wagen vor dem asymmetrischen Klotz parken, den sie ihr Zuhause nennen. Selbst entworfen natürlich. Vor dem Haus plätschert ein Wasserfall an einer Blechskulptur hinab. Der Eiswürfelspender macht das Gläschen Weißwein auf Knopfruck noch leckerer und die Austern aus dem KaDeWe liegen im Kühlschrank zum Abendessen bereit.


Die Hunde-Besitzer:innen

Ein Sonntag, ganz nach dem Geschmack eines jeden Hundes: um den Grunewaldsee wackeln und viele Artgenoss:innen treffen.
Ein Sonntag, ganz nach dem Geschmack eines jeden Hundes: um den Grunewaldsee wackeln und viele Artgenoss:innen treffen. Foto: Imago/Schöning

Einige Dahlemer:innen lieben ihre Hunde fast so sehr wie ihre Kinder. Und richten (fast) ihr ganzes Leben nach den Vierbeinern aus. Sonntags geht es zum ausgedehnten Spaziergang in den Grunewald. Wenn Biggi dann genügend Auslauf hatte, wird zuhause direkt eine Dose Belcando geöffnet, bevor sich Prinzessin auf ihrer eigenen Design-Ré­ca­mi­e­re ausstrecken kann. Schnell wird noch das kleine Regenmäntelchen, das vom Ausflug in den Wald ganz schlammig ist, in die Waschmaschine geschmissen. Vom Sofa aus kann man dann die wöchentliche Spende ans Tierheim Berlin überweisen. Einige Hunde-Besitzer:innen von Dahlem haben sogar die Familienplanung auf Eis gelegt, weil Hunde einfach weniger Ärger machen als Kinder. Das eigene Vermögen geht nach dem Ableben dann wahrscheinlich an das Tierheim Berlin.


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