Frankreich gehört zu Berlin! Von den Hugenotten über die West-Alliierten bis zu den vielen Restaurants und Boutiquen kann man in der deutschen Hauptstadt French Chic genießen. Die entspannte Situation heute hat eine lange und nicht immer friedliche Vorgeschichte. Der erste intensive Kontakt der Berliner und Berlinerinnen mit dem französischen Savoire-vivre ist auf die Zeit zurückzuführen, als die Glaubensflüchtlinge nach Berlin kamen. Doch nicht nur die Hugenotten prägten die Stadt, auch die französischen Soldaten in der Nachkriegszeit hinterließen ihre Spuren. Ein Überblick über die vielfältigen Beziehungen zwischen Frankreich und Berlin – von alten Friedhöfen und spannenden Buchläden bis zu modernen Restaurants. Frankreich in Berlin, hier kann man es erleben!
Ruhepoole in Mitte: Hugenottenviertel und Französischer Friedhof
Auch wenn sich die Mehrheit der Berliner*innen nach Luther zum Protestantismus bekannte, waren zumindest die brandenburgischen Herrscher ab 1613 Calvinisten. Als solcher bot der Große Kurfürst den französischen Glaubensflüchtlingen durch das Edikt von Potsdam (1685) eine Zuflucht in Berlin. Das hugenottische Erbe wirkt bis heute nach, viele Berliner*innen haben französisch klingende Nachnamen. In Mitte gibt es neben dem Französischer Friedhof auch das Hugenottenviertel. Das liegt versteckt hinter dem Dreispitz-Center an der Friedrichstraße.
Auf dem Gelände bot die Kirche viele Wohlfahrtangebote an. Heute ist das Areal mit Wohnhäusern bebaut. Doch einige Spuren sind noch zu entdecken. So wie die in Erinnerung an das Potsdamer Edikt errichtete Pelikan-Skulptur (1994) nach Entwürfen des Künstlers Michael Klein. Zudem kann man nachvollziehen, welche französischen Worte es ins Deutsche geschafft haben – von „etepete“ bis „Karree“.
- Hugenottenviertel und Französischer Friedhof Friedrichstraße 129D (und Umgebung), Mitte
Der französische Dom auf dem Gendarmenmarkt
Rund um den Gendarmenmarkt siedelten sich Ende des 17. Jahrhunderts die meisten Hugenotten an. Friedrich I. erlaubte sowohl den Protestanten als auch den Hugenotten, auf dem Platz ihre Gotteshäuser zu bauen. So entstand der Französische Dom, der im Krieg schwer beschädigt und später wieder aufgebaut wurde. Das Hugenottenmuseum, das sich darin befindet, ist wegen Umbaus aktuell geschlossen. Mehr Infos über den Gendarmenmarkt findet ihr hier.
- Französischer Dom Gendarmenmarkt, Mitte
In der Galeries Lafayette mal ganz auf vornehm tun
Das Stammhaus in Paris ist eins der ältesten des Landes, seit 1996 gibt es einen Ableger in Deutschland, an der Friedrichstraße in Mitte. Wer mit Gucci-, Fendi- oder auch Kenzo-Ausstattung den Laden verlassen will, braucht bekanntermaßen einen ganz guten Kreditrahmen. Für alle interessant ist aber das Untergeschoss, denn dort gibt es einen französischen Supermarkt und eine große Weinabteilung. Natürlich kann man hier ruckzuck auch Unsummen in Lebensmittel investieren. Es gibt aber auch einfach ganz normale französische Alltagsprodukte, die man hier schwer bekommt, dazu gibt es Lunch- und Weinbars und einen tollen Bäcker.
- Galeries Lafayette Friedrichstraße 76-78, Mitte, mehr zur Galeries Lafayette lest ihr hier
Im Wedding: Eiffelturm und ein ganz besonderes Programmkino
So plakativ, dass es schon wieder très charmant ist, feiert man Paris im Wedding: Am Centre français begrüßt Besucher ein Miniatur-Eiffelturm. Im selben Gebäude wie das Centre befinden sich das Hôtel de France und das City Kino Wedding. Das Kiez-Kino, das seit 2014 wieder im schönen, alten 60er-Jahre-Saal des Centre untergebracht ist, zeigt nicht nur französische Filme, sondern hat sich mit seinem liebevoll kuratierten Programm zwischen Klassikern und Neuerscheinungen einen Ruf als Spitzenadresse für Filmfans verdient. Mehr über das Kino und weitere besondere Lichtspielhäuser in Berlin lest ihr hier.
- Centre français Müllerstr. 74, Wedding
Bücher kaufen in der französischen Buchhandlung Zadig
Eine üppige Auswahl an aktuellen frankophonen Büchern findet man seit 17 Jahren in Mitte: Der Exil-Franzose Patrick Suel hat seine bestens sortierte Buchhandlung Zadig nach dem Helden einer philosophischen Erzählung von Voltaire benannt. Der pflegte ja bekanntlich ein enges Verhältnis zu Berlin: als Brief- und, nunja, Busenfreund des frankophilen „Alten Fritz“.
- Zadig Gipsstraße 12, Mitte, Mo 14-19, Di-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr
Haute Cuisine auch in Berlin erleben
Schon mutig, in Zeiten der nordisch inspirierten New Berlin Cuisine ein feines Restaurant zu eröffnen, das der Auster huldigt, die Schnecke feiert und 15 verschiedene Champagnersorten auf der Karte hat. Aber das „Irma La Douce“ kriegt diese vollmundige Seligkeit einer klassischen, indes nie verstaubten Haute Cuisine so fein hin, dass es ein Plaisir ist. Lange, laue und laute Abende erwarten euch hingegen bei „3 minutes sur mer“. Gegründet als Brasserie-Ableger des Sternelokals „Bandol sur mer“ feiert das 3 minutes die Klischees frankophiler Gastlichkeit: Muscheln, Steak Frites.
- Irma La Douce Torstr. 167, Mitte
- 3 minutes sur mer Potsdamer Str. 102, Tiergarten
Französische Wohnsiedlungen: Reinickendorfs Cités
In Reinickendorf gibt es gleich mehrere Cités. Der Name ist nicht das einzige französische an ihnen, die Straßen heißen so wie in Paris und auch ihre Bewohner waren einst französisch. Erbaut wurden die Cités für die französischen Truppen, die nach dem Krieg im Norden Berlins stationiert wurden. Vor allem die Cité Foche wird derzeit stark umgebaut. Die Schwimmhalle aus Besatzungszeiten wird bald abgerissen, also nochmal schnell hin!
- Cité Foche Place Molière/Rue Racine, Wittenau
Kleine Entdeckung: Ein Gedenkstein mitten im Tegeler Forst
Am Flughafensee gibt es ein Vogelschutzgebiet. In dessen Nähe liegt versteckt südlich des Maienwerderweges, umgeben von bemoosten Steinen und einer Eisenkette, ein Gedenkstein aus Granit. Auf Französisch ist dort die Inschrift zu lesen: „Ici sont tombés sept aviateurs militaires français dans l’accomplissement de leur mission le 17 février 1953“ – „Hier sind sieben französische Militärflieger in Erfüllung ihrer Aufgabe am 17. Februar 1953 gefallen“. Auf der davor liegenden Platte, die von zwei Blumengebinden geschmückt wird, sind die Namen der Opfer zu lesen. Die Militärangehörigen wollten an jenem Tag im Februar vor 66 Jahren zu einem Kurierflug vom Flughafen Tegel aus aufbrechen. Der Pilot hatte bereits zwei Startversuche gemacht, die jedoch fehlgeschlagen waren. Kurz nach dem nächsten Start explodierte die Maschine und stürzte in den nördlich des Flughafens gelegenen Tegeler Forst. Alle sieben Insassen kamen dabei ums Leben. Alljährlich zum Jahrestag gedenken Angehörige der Katastrophe.
- Gedenkstein Tegeler Forst, Tegel
Ein bisschen Frankreich im Herzen von Berlin
Mehr Frankreich geht natürlich kaum als in der französischen Botschaft. Wobei die Mehrheit der Menschen in Berlin wohl eher am Rande mit ihr zu tun hat. Gesehen haben dürften sie aber doch recht viele – denn die Franzosen haben sich eine Filet-Lage gesucht, deren Adresse kaum passender sein könnte. Die französische Botschaft liegt, richtig, am Pariser Platz, direkt zwischen Brandenburger Tor und Adlon und weiteren wichtigen Adressen. Wie der Pariser Platz früher hieß und wie er zu seinem Namen kam.
- Französische Botschaft in Berlin Pariser Platz 5, Mitte
Mehr Frankreich in Berlin
Jede Menge Berliner Sehenswürdigkeiten zeigen und erklären wir euch hier. In Berlin gibt es natürlich noch mehr französische Lokale – die wichtigsten haben wir hier aufgelistet. Cappuccino und Croissant, mehr braucht der Franzose nicht zum Frühstück. In diesen sonnendurchfluteten Cafés gibt es richtig guten Kaffee.