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Stadterkundung

Langer Tag der Stadtnatur 2021: Mit Rangern durch ihre Reviere

Der Lange Tag der Stadtnatur zeigt am kommenden Wochenende Familien den Großstadtdschungel auf neue Art. Und Stadtnatur-Ranger:innen führen durch ihre Reviere von Lichtenberg bis in den Wedding. Unsere Autorin Teresa Schomburg erklärt, was los ist.

Langer Tag der Stadtnatur: Naturführungen. Foto: Florian Sorge/Stiftung Naturschutz Berlin

Langer Tag der Stadtnatur: Nach Tieren gucken

„Das klingt wie ein Mäusebussard!“ Laura Damerius bleibt stehen und lauscht. Sie und ihre Kollegin Simone Völker halten nach Tieren Ausschau, schauen sich die Farbe der Baumkronen an und achten darauf, was die Spezies Mensch so treibt in ihrem Gebiet um den Plötzensee und den Volkspark Rehberge.

Die beiden sind Stadtnatur-Rangerinnen und gehören damit zum Team eines bundesweit einmaligen Modellprojekts, das seit Anfang 2020 läuft und von der Stiftung Naturschutz Berlin betreut wird.Die 24 Ranger:innen sind in Berliner Bezirken unterwegs als Vermittler:innen zwischen Mensch und Natur. „Wir sind die Augen und Ohren vor Ort für Pflanzen, Tiere und Bürger:innen,“ sagt Laura Damerius.

Zum ersten Mal auf Tour mit Publikum

Beim Langen Tag der Stadtnatur sind die Ranger:innen zum ersten Mal mit Publikumstouren durch ihre Reviere dabei, denn 2020 musste das Event wegen der Pandemie ausfallen. Auch in diesem Jahr wurde die traditionell für Juni geplante Veranstaltung in den September verschoben. Die Ranger:innen passen nun ihre Touren noch einmal genau an die Jahreszeit an. „Jetzt blühen natürlich andere Pflanzen als im Frühsommer,“ sagt die studierte Landschaftsplanerin Simone Völker. Während die beiden die – inzwischen allerdings ausgebuchte –
Eröffnungsveranstaltung bestreiten werden, wird das Spandauer Team unter dem Stichwort „Achtung, Achtung, Mensch im Wald!“ den tierischen Blickwinkel einnehmen und spielerisch zeigen, wie Menschen sich rücksichtsvoller durchs Grün bewegen können.

Langer Tag der Stadtnatur: Ein Fest für Entdecker:innen. Foto: Stiftung Naturschutz Berlin

Im Volkspark Friedrichshain werden Janet Huber und Kristina Roth unter dem Titel „Von Graureihern und Baumriesen“ den Stadtnatur-Erlebnispfad vorstellen, der hier auch über den Langen Tag hinaus zwischen Märchenbrunnen und Bunkerbergen zum Entdecken einladen wird. Gutes Durchhaltevermögen sollte mitbringen, wer auf die immerhin sechs Kilometer lange Familienwanderung „Wald und Wasser“ des Wilmersdorfer Teams entlang der Havel mitkommt.

Stadtnatur soll für die Menschen da sein

Dass die Touren am Langen Tag sehr unterschiedlich ausfallen werden, spiegelt auch die tägliche Arbeit der Ranger:innen wieder. „Unsere Kolleg:innen in Lichtenberg oder in Steglitz-Zehlendorf zum Beispiel haben viel mehr mit Wald- und Naturschutzgebieten zu tun, wir Innenstadt-Ranger:innen sprechen dafür mehr mit den Menschen,“ sagt Simone Völker. Dabei gehe es nicht darum, den Zeigefinger zu heben, wenn Teenager in einer geschützten Brutzone baden wollen oder wenn eine Familie Enten füttert. „Wir verhängen keine Verbote und Bußgelder, sondern klären auf“, sagt die auf Tierverhalten spezialisierte Biologin Laura Damerius. Zum Beispiel darüber, dass und warum das Füttern von Wildtieren seit Anfang 2020 sogar offiziell in Teilen des Bezirks Mitte verboten ist.

Seitdem durch die Pandemie immer mehr Menschen grüne Orte aufsuchen (Berlin hat ja viele schöne grüne Orte zu bieten), ist die Arbeit der Stadtnatur-Ranger:innen um so wichtiger geworden. „Es ist natürlich toll, wenn gerade Kinder solche Naturerfahrungen machen“, sagt Laura Damerius. „Zumal Stadtnatur ja auch für die Menschen da sein soll“, ergänzt Simone Völker. „Allerdings reagiert die Natur auch darauf.“ In den vergangenen Sommern haben Wasservögel auf der Suche nach ruhigen Orten verstärkt auf Balkonen oder in Regenrinnen genistet. Was für ebenerdig brütende Stockenten-Küken durchaus gefährlich sein kann.

Stadtnatur beginnt nicht erst in der geschützten Grünanlage, sondern gleich vor der eigenen Haustür, im Hinterhof oder auf dem Grünstreifen neben der Fahrbahn. Auf einer Tour lässt sich nie genau planen, ob der Mäusebussard sich blicken lässt (hier empfehlen wir 12 Orte für Vogelbeobachter:innen) oder das seltene Kraut noch an Ort und Stelle steht. Simone Völker gibt daher grundsätzlich den Tipp: „Fahrt nicht gleich nach Brandenburg, sondern haltet einfach mal hier die Augen offen und schaut, was es alles gibt.“

  • Langer Tag der Stadtnatur Sa 18.9., ab 13 Uhr bis So 19.9., 17 Uhr. Touren mit den Stadtranger:innen: in der Programmsuche in der Kategorie „Im Blickpunkt“ den Menüpunkt „Dein Kiez ist unser Revier – unterwegs mit dem Rangerteam“ anklicken. Tickets Kinder 1 €, Erw. 3 €/ erm. 2 €, www.langertagderstadtnatur.de
Langer Tag der Stadtnatur: Guck mal, wie der Teichfrosch guckt. Foto: Stiftung Naturschutz Berlin

Weitere Tipps: Politik trifft Stadnatur

Unter dem Motto „Abgeordnete in ihrer natürlichen Umgebung“ kommen ­Berliner Politiker:innen mit ins Grüne oder aufs Wasser, auch Bezirksbürgermeister:innen sind auf Führungen dabei, zum Beispiel:
Eisvögel am Westhafen – Biber an der Spree  (Schiffstour mit zwei MdAs und Wildtierexperte Derk Ehlert), Altonaer Str. 26, Am Anleger der Reederei Riedel, Tiergarten, 18.9., 15–16.30 Uhr

  • Das Wesen der Berliner Landwirtschaft: Salat, Salami, Streuobst (Wanderung mit Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst), Hohenschön­hausen, S-Bhf. Wartenberg, Ausgang Egon-Erwin-Kisch-Str., 19.9., 14–17 Uhr

Bei den Bienen

Die Honigmacher sind das wohl angesagteste Insekt. Über 100 Veranstaltungen finden sich unter dem Suchwort „Biene“ im Programm. Kein Wunder, dass auch die Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski dabei ist, wenn in Steglitz zwei Bienenvölker auf einer 500 Meter-Strecke gegeneinander antreten. Die Treptower Schul-Imker nehmen Besucher:innen mit auf ihre Bienen- Lehrpfade, servieren Honigbrote und laden zum Kerzenrollen ein. Und in Tempelhof lernen Hobbygärtner, welche Wildpflanzen auf dem Balkon Bienen anlocken.

  • Bienenwettfliegen – Welches Bienenvolk ist am schnellsten? Gartenarbeitsschule Steglitz-Zehlendorf, Haydnstr. 20, Steglitz, 18.9., 13–14 Uhr
  • Biene Maja und ihre wilden Schwestern die Schul-Imker, Akeleiweg 78, Treptow, 18.9., diverse Termine
  • Heimische ­Wildpflanzen auf dem Balkon Naturwacht Berlin e.V., Diedersdorfer Weg 3–5, Tempelhof, 18.+19.9., diverse Termine

Brachen als Utopie

Auf Brachen bildet sich meist eine sehr spezialisierte Pflanzenwelt heraus, ihr Wert wird oft unterschätzt. Auf einer Wanderung geht es zu den Brachflächen um den Bahnhof Westkreuz, wo es ­Kleingärten und ein Urban Gardening Projekt gibt, aber auch Pläne für einen Stadtpark.

  • Wie wird der neue Park aussehen? Rönnestr. 28, Treffpunkt vor der Kleingartenanlage Bahn-Landwirtschaft ­Bezirk Berlin e. V., Charlottenburg, 18.9., 15–17 Uhr

Mehr Berliner Natur:

Für die Spaziergänger:innen unter euch: Hier sind 12 schöne Routen zu Fuß durch die Stadt. Das Spazieren könnt ihr natürlich auch mit Tierbeobachtungen verbinden. Wir verraten euch, wo die wilden Tiere wohnen. Tiererlebnisgarantie gibt es für euch natürlich im Berliner Zoo und im Tierpark in Friedrichsfelde.

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