Auch wenn es die meisten wahrscheinlich ungern zugeben würden: Menschen lieben es, Menschen zu beobachten. Ob ungeniert oder heimlich, mit dem Ziel eines Flirts oder einfach nur so. Vielleicht lästern wir dabei mit Freund:innen über ein fürchterliches Outfit oder bewundern die Vorbeigehenden. Außerdem macht es nach Monaten der reduzierten Kontakte gleich doppelt Spaß. In Berlin kann man natürlich überall gut die vorbeigehenden Menschen auf sich wirken lassen. Aber es gibt Orte, an denen das besonders gut funktioniert. Wir haben sie zusammengestellt.
An der Ankerklause
Es gibt so einige Gründe, in die Ankerklause zu gehen, wie dass es leckeres Bier gibt, die Gläser gut gefüllt sind oder dass es, anders als in vielen anderen Kneipen, etwas zu Essen gibt (zum Beispiel schön fettige Pommes). Ein anderer Grund, der nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass auf der Kottbusser Brücke ein beständiges Treiben herrscht.
Die Mischung der Menschen, die hier an einem vorbeieilen (oder -schlendern), ist typisch Berlin: Familien mit dem unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen folgen schillernden Persönlichkeiten, denen man ansieht, dass sie sonst performen, angetrunkene Ur-Berliner:innen kommen Party-Kids, die wahrscheinlich nicht geschlafen haben, entgegen. Wenn man sich in der Ankerklause einen zur Straße gewandten Stuhl schnappt, wird einem in der Ankerklause gewiss nicht langweilig. Übrigens: Ein Stück um die Ecke, sozusagen direkt auf der Kottbusser Brücke, sind die Premium-Plätze wenn’s ums Beobachten geht.
- Ankerklause Kottbusser Damm 104, Neukölln, tgl. ab 10 Uhr, online
Auf dem Hang im Mauerpark
Der Hang im Mauerpark ist eine Tribüne und die gepflasterte Straße davor ein Laufsteg – allerdings kein normierter, wie jene in der Mode-Welt, sondern einer, auf dem Touris und Berliner:innen jeden Alters, jeder Größe und Körperform und den unterschiedlichsten Stilen flanieren. Wenn man relativ weit unten sitzt, kann man die Menschen auf der Straße besonders gut beobachten, weiter oben ist es abends länger sonnig – und man hat die vielen Menschen auf dem Hang mit im Blickfeld. Wer eine andere Grünanlage sucht: Hier sind Berlins schönste Parks.
Gegenüber vom Bode-Museum im Monbijoupark
Die Beach Bar Mitte gibt es zwar nicht mehr, sitzen lässt es sich an der Spreepromenade gegenüber vom Bode-Museum im Monbijou-Park trotzdem noch gut. Dort scheint nämlich vor allem abends schön die Sonne hin. Und während man ein kaltes Getränk die Kehle hinunterlaufen lässt (der nächste Späti ist in der Oranienburger Straße in Richtung Hackescher Markt) läuft die tyische Mitte-Mischung an einem vorbei: Büroleute im Feierabend, joggende, ganz besonders sportliche Berliner:innen, die danach wahrscheinlich ein Work-Out auf dem Trainingsplatz ein paar Meter weitermachen und junge Menschen, die ihr Rennrad auf der Schulter tragen.
Im Zenner
Seit ein paar Wochen ist das Haus Zenner zurück. Nicht mal annähernd so lange hat es gedauert, bis sich der Biergarten, der von den auch in der Berliner Partyszene bekannten Tony Ettelt und Sebastian Heil betrieben wird, zum beliebten Treffpunkt für alle gemausert hat, die kein Bock auf herkömmliche Biergärten haben, aber draußen mit vielen Menschen gezapftes Bier trinken wollen. Allein das sind schon beste Voraussetzungen, um Menschen zu studieren. Obendrauf kommt, dass der Treptower Park, vor allem die Spreepromenade, ausgesprochen beliebt bei Spaziergänger:innen jeder Couleur sind. Die besten Plätze sind deswegen natürlich die direkt am Gehweg.
- Zenner Bier- und Weingarten Alt-Treptow 15, Alt-Treptow, Mo-Fr ab 12 Uhr, Sa+So ab 10 Uhr, Küche von 10-22 Uhr
Auf dem Tempelhofer Feld
Einer der Orte, an denen sich regelmäßig die meisten Menschen versammeln, ist das Tempelhofer Feld und deswegen gehört es auch unbedingt in diese Liste. Auf dem Tempelhofer Feld fährt und läuft, hüpft und segelt auf einer riesigen Fläche alles durcheinander, was man sich so vorstellen kann. Manche sehen aus, als wären sie mit ihren Sportgeräten verwachsen, machen einen Trick nach dem anderen. Andere sehen aus, als würden sie jeden Moment hinfallen. Bei beiden jedenfalls macht es Spaß, zuzugucken. Und am Ende entsteht ein riesiges Wimmelbild, das man von den Rändern oder auch von mittendrin aus auf sich wirken lassen kann. 12 Typen auf dem Tempelhofer Feld, die uns nerven – und die wir lieben.
Auf dem Vorplatz der Schaubühne
Alte Herren aus Charlottenburg in beiger Kleidung und mit Markenbrillen auf der Nase, ältere Damen mit langen grauen Haaren und wallenden Kleidern, junge Pärchen, Schulklassen: Die Mischung an Menschen, die sich abends vor der Schaubühne in Wilmersdorf versammelt, ist eine einzigartige. Deswegen ist schon die Zeit, bevor sich die Türen der Theatersäle öffnen und man sich noch mit einer Weinschorle die Zeit vertreibt, eine unterhaltsame. Denn während sich die anderen Theaterzuschauer:innen über das Stück unterhalten, das sie sehen wollen, kann man selbst raten, was sie hierher verschlagen hat.
- Schaubühne Kurfürstendamm 153, Wilmersdorf
Am Plötzensee
Nicht nur für jene, die im Wedding wohnen, ist der Plötzensee ein Ort, der eine besondere Anziehungskraft ausübt. An schönen Tagen im Sommer ist es ziemlich voll an dem langgezogenen See im äußersten Nordwesten des Stadtteils – sowohl im Strandbad, als auch auf der anderen Seite des Sees. Dann umgibt den See eine Kakophonie aus Musik, die aus mitgebrachten Boxen schallt, Stimmengewirr und kreischenden Kindern. Auf den Wegen schlängeln sich Fahrradfahrer:innen zwischen Fußgänger:innen hindurch, auf den Slacklines wackeln Körper hin und her. Menschen spielen Beachball, Frisbee oder Volleyball. Im Wedding gibt es kaum einen besseren Ort, um Menschen beim Spaß haben zuzugucken. Die besten Badeseen in Berlin: Klassiker und neue Ufer.
Im „The Barn“ am Ku’Damm
Das Café Kranzler war eine Institution in West-Berlin. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten des alten Cafés zwar nicht mehr das originale Kranzler, sondern ein Ableger der Kaffeerösterei The Barn, der Ku’Damm mit all seinem Trubel und den flanierenden Touris und Berliner:innen befindet sich aber immer noch direkt davor. Und auch die altbekannte rot-weiße Markise überspannt weiterhin den Balkon. Von hier lässt man am besten den Ku’Damm, West-Berlins wichtigsten Boulevard, auf sich wirken. Der Kaffee schmeckt hier übrigens vorzüglich!
The Barn at Café Kranzler Kurfürstendamm 22, Charlottenburg, tgl. 11-18 Uhr
Am Boxhagener Platz
Ein Restaurant neben dem anderen, dazwischen Bars und Spätis: Den Boxhagener Platz kann man getrost als gastronomisches Zentrum von Friedrichshain bezeichnen. Auf der Wiese und der Betonfläche in der Mitte des Platzes sitzen im Sommer bis spät abends Jugendliche und andere Menschen, die noch keine Lust haben, nach Hause zu gehen. Diese Mischung macht den Boxi zu dem Ort in Friedrichshain, an dem man am besten Berliner:innen beim Leben zuschauen kann.
Im Umsteiger an der Hermannstraße
Die Kneipe „Zum Umsteiger“ an der Hermannstraße in Neukölln ist eine jener Eckkneipen, in denen das Bier günstig und gut ist und die Bedienung eigentlich immer freundlich – aber eben auch ein bisschen mit Berliner Schnauze. Im Sommer lohnt es sich, sich draußen hinzusetzen. Denn dann kann man von seinem Platz aus die Menschen beobachten, die zur S-Bahn-Station Hermannstraße eilen, gerade bei Rewe einkaufen waren oder sich einen Gemüsedöner holen wollen – und sich dabei vor Augen führen, wie schön und divers Neukölln ist.
An der Greenwich-Promenade
Besonders im Frühling, wenn die Stadt erwacht und die Tulpen blühen, zieht es viele Menschen an die Greenwich-Promenade am Tegeler See. Wenn man dann eine der Bänke ergattert, kann man den Blick sehr gut über den See schweifen lassen – oder über die vielen Menschen, die an einem vorbeiströmen. Noch besser wird’s nur, wenn man dabei ein Eis von L’Angolo del Gelato schleckt – das Eiscafé ist zum Glück direkt um die Ecke. Schöne Orte am Wasser in Berlin: 12 Tipps von Urbanhafen bis Neu-Venedig.
Admiralbrücke
Die Admiralbrücke gehört inzwischen wohl zu den Orten, bei dem viele Berliner:innen genervt mit den Augen rollen, wenn ihr Besuch dorthin möchte. In dieser Liste darf sie trotzdem nicht fehlen. Denn an kaum einem anderen Ort in Berlin treffen sich so viele Menschen und entscheiden sich zu bleiben, wie hier. Eigentlich ist das auch kein Wunder, denn von der Admiralbrücke aus kann man nun mal die Sonne ganz besonders schön untergehen sehen. Dazu spielt meistens irgendjemand Musik, es gibt genug Spätis in der Nähe – und eben auch viele (schöne) Menschen, die entweder hier lang laufen oder sich entscheiden, etwas zu verweilen. 12 wichtige Brücken in Berlin: Schön, nützlich und historisch.
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