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Wie kam Club-Mate nach Berlin? Wir spüren dem koffeinhaltigen Getränk nach

Der erste Schluck Club-Mate schmeckt gelinde gesagt fürchterlich. Irgendwie rauchig. Als hätte man eine Zigarette in einem Glas Wasser ausgedrückt und es ein paar Tage stehen lassen, etwa so sieht Club-Mate auch aus, leicht bräunlich. Doch nach jedem Schluck und nach jeder Flasche schmeckt das koffeinhaltige Getränk mit Kohlensäure immer besser. Club-Mate findet man heute überall in Deutschland, auch in Berlin. Das war aber nicht immer so. Was steckt hinter dem beliebten Erfrischungsgetränk? 

Ein Kaste voll mit Club Mate. Prost! Foto: Imago/Pond5 Images
Gibt es in jedem Späti: Ein Kasten voll mit Club-Mate. Prost! Foto: Imago/Pond5 Images

Der Rohstoff für Club-Mate ist der Mate-Strauch

Der Rohstoff für Club-Mate ist der Mate-Strauch, die Pflanze stammt aus Südamerika und wird dort seit Jahrhunderten von Einheimischen als Tee getrunken. Mate soll eine heilende Wirkung haben, ist magenfreundlich, wirkt entschlackend und ist durch das Koffein besonders anregend. Heute findet man Club-Mate fast überall und der nichtalkoholische Drink erfreut sich großer Beliebtheit. In jedem Späti stehen diverse Sorten Mate herum und gerade im Sommer ist es ein perfekter Durstlöscher. Grund für den Erfolg ist wohl auch, dass Club-Mate eine gesündere Alternative zu Kaffee und anderen Süßgetränken bietet. Aber Club-Mate war nicht immer beliebt, es gab Zeiten, da kannten nur Wenige das Getränk und es dauerte viele Jahre, bis Club-Mate nach Berlin kam und schließlich weltberühmt wurde.

Foto: IMAGO / Wirestock
So wird Mate-Tee traditionell in Südamerika konsumiert. Foto: Imago/Wirestock

Von Sekt Bronte zu Club-Mate

Beginnen wir ganz am Anfang: 1898 betrieb Georg Latteier eine kleine Getränkefirma im bayerischen Dietenhofen. Auf einer Ausstellung im Jahr 1924 entdeckte er ein alkoholfreies Getränk aus Mate-Tee, das sich damals „Sekt Bronte” nannte. Latteier war begeistert und erwarb kurzerhand die Lizenz zur Herstellung und zum Vertrieb des Getränks. Er beliefert die Gasthäuser in Dietenhofen und in der näheren Umgebung, weiter schaffte es das Getränk aber nicht. Im Zweiten Weltkrieg musste die Herstellung von Sekt Bronte gestoppt werden, doch nach Kriegsende stieg die Nachfrage wieder.

1957 heiratete Hans Sauernheimer die Tochter des Chefs und trat in die Firma ein. Kurze Zeit später wurden vollautomatische Abfüllmaschinen angeschafft, die Firma erlebte einen Aufschwung. Das Getränk kam immerhin bis nach Ulm, Hamburg und Aschaffenburg. Doch so richtig ging es erst nach 1994 los, als Sauernheim die Lizenz an die Brauerei Loscher aus Münchensteinach verkaufte. Seither ist „Sekt Bronte” unter dem Namen „Club-Mate“ auf dem Markt. Aber wie kam das Getränk nach Berlin? Eine genaue Antwort gibt es auf diese Frage nicht. Auch die Brauerei Loscher kann sie nicht beantworten.

Club-Mate war und ist in der Hacker-Szene beliebt

Was man aber weiß: Club-Mate war und ist in der Hacker-Szene beliebt und die Computerfreaks sind wohl auch der Grund für die rasante Verbreitung des Getränks. Die Hacker suchten eine Alternative zu Kaffee und Cola, um nachts lange wach zu bleiben, und entdeckten irgendwann Club-Mate. Diese Geschichte kennt auch die Brauerei Loscher: „Hacker sind sehr gut vernetzt und so kann es sein, dass Club-Mate auf diesem Weg nach Berlin kam und hier verbreitet wurde.” So bekam das Getränk den Spitznamen „Hackerbrause”.

Vielleicht half dabei Frederik „Freke“ Over. Freke war Hausbesetzer, Unternehmer, Mitglied der Hackergruppe Chaos Computer Club (CCC), Politiker bei der PDS/ Die Linke und einstiges Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Er war außerdem Gründer des Getränkehandels Kohle, Gips, Bier (KGB). 1994 soll die Hausbesetzer-Szene in Hamburg Club-Mate für sich entdeckt haben. Vertrieben wurde es vom alternativen Hamburger Getränkehandel Kollektive Getränke Basis (ebenfalls KGB genannt). So entdeckte auch Freke das Getränk und brachte es erstmals im größeren Stil nach Berlin, wo er es über seinen Getränkehandel vertrieb.

Foto: IMAGO / IPON
Club-Mate wurde anfangs gerne von Nerds, Hackern und Hausbesetzern getrunken. Foto: IMAGO / IPON

Club-Mate startete durch, wurde bei der Hacker-Konferenz Chaos Communication Congress angeboten woraufhin die Berliner Techno-Szene auf das neue Getränk aufmerksam wurde und schon bald gab es Club-Mate in den Clubs. Das passte gut. Dann gab es noch „Mate-Ralf“. So nannten viele den Barmann im Club Forschung, einer ehemaligen Bar in der Nähe des Hackeschen Marktes. Mate-Ralf soll so gut wie alle Cocktails mit Club-Mate gemischt haben. Nicht weit weg von der Bar befand sich das Hauptquartier des Hacker-Vereins c-Base. Angeblich schwappte aus eben jener Bar der fränkische Tee in die Hacker-Szene hinüber. Wie es genau ablief, ist unklar, die Geschichte verliert sich in den Nebeln der 1990er-Jahre.

Das Rezept bleibt geheim

In der Brauerei Loscher kennt man Mate-Ralf jedenfalls nicht. Dafür gibt es dort eine eigene Erklärung für den Erfolg: „Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Konsumenten von Club-Mate haben das Produkt immer wieder weiterempfohlen und es zu dem gemacht, was es heute ist”, so lautet das offizielle Statement. Heute wird Club-Mate in ganz Deutschland und in 60 weiteren Ländern vertrieben, ohne dass jemals Werbung dafür gemacht wurde. Wie viele Flaschen Club-Mate die Brauerei Loscher verkauft, will man nicht verraten und auch das Rezept ist und bleibt ein Geheimnis: „Wie bei Coca-Cola kennen nur sehr wenige Menschen das Rezept von Club-Mate”, heißt es.


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