Stadtnatur

Tiere beobachten in Berlin: Die wilde Seite der Stadt erleben

Tiere beobachten kann man in Berlin vielerorts. Die Stadt ist bevölkert von großen und und kleinen Tieren, die sich im urbanen Raum teilweise sogar wohler fühlen als im Umland. Wir verraten euch, wo ihr seltene Feldhasen, Schildkröten und sogar Gottesanbeterinnen aufspüren könnt – mitten im lauten Berlin.

Tiere beobachten: Füchse fühlen sich in Berlin inzwischen ziemlich wohl. Foto: Imago/Sabine Gudath

Das Engelbecken in Kreuzberg ist Lebensraum für Rotwangen-Schildkröten

Tiere beobachten kann man in Berlin am Engelbecken: Dort leben Schildkröten. Foto: Imago/Olaf Wagner
Tiere beobachten kann man in Berlin am Kreuzberger Engelbecken: Hier fühlt sich eine Population von Rotwangen-Schildkröten zuhause. Foto: Imago/Wagner

Vom einst stolzen Luisenstädtischen Kanal zeugt heute nicht mehr viel, aber das Engelbecken ist erhalten – eine Wasserfläche in Kreuzberg, an der man nicht nur wunderbar entspannen, sondern auch wilde Tiere beobachten kann. Nicht nur Schwänen begegnet man hier, sondern auch einer ziemlich stabilen Schildkrötenpopulation. Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rotwangen-Schmuckschildkröte ist in Europa vor allem als Haustier verbreitet. Wer sie zuerst in Kreuzberg ausgesetzt hat, ist nicht bekannt, aber die Schildkröten scheinen das Engelbecken dem Terrarium vorzuziehen und leben seit Jahren hier.


Am Tegeler See und an der Greenwichpromenade lässt sich noch ungezähmte Natur beobachten

Im Tegeler Forst kann man Tiere wie die außerordentlich hübsche Mandarinente beobachten. Foto: Imago/Popow

Ein Geheimtipp, um wilde Tiere zu entdecken, ist der Norden der Stadt: im Tegeler Forst und am Tegeler See – einer der schönen, kostenlos nutzbaren Badeseen Berlins. Schön ist vor allem das Flanieren entlang der Greenwichpromenade. Zu beobachten gibt es hier unter anderem Mandarinenten, Kanadagänse und Schwäne. Besonders aufmerksame Beobachter erspähen mit ein bisschen Glück Füchse, Waschbären, Waldkäuze und Steinmarder. Letztere allerdings erst bei Dunkelheit.


Im Schlosspark Charlottenburg leben Schwäne, Gänse und Füchse fast ungestört

Vor allem in den frühen Morgen- und späten Abendstunden sind Wildtiere im Schlosspark Charlottenburg leicht zu entdecken.
Tiere beobachten in Berlin? Vor allem in den Morgen- und Abendstunden trauen sich Wildtiere im Schlosspark Charlottenburg aus ihrem Versteck. Foto: Imago/Nature Picture Library

Es spricht einiges dafür, vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang, einen ausgedehnten Spaziergang durch den Schlosspark Charlottenburg zu machen. Erstens ist der Park dann fast menschenleer, und zweitens trauen sich Wildtiere im Dämmerlicht viel eher aus ihrem Versteck. Die Tierwelt im Schlosspark Charlottenburg ist divers und viele Tiere sind vergleichsweise leicht zu entdecken. Besonders lohnt sich ein Spaziergang um den Karpfenteich, der eigentlich eher ein kleiner See ist. Hier kann man Kanadagänse sehen und Höckerschwäne beim Brüten beobachten. Mit etwas Glück sieht man auch Waschbären oder Biber. Über dem Park kreisen Habichte und Mäusebussarde. Zudem durchstreifen Füchse das Gelände.


Tiere beobachten in Berlin: Am Teufelsberg erwacht die Natur früh morgens zum Leben

Wer in Berlin Tiere beobachten will, dem sei ein morgendlicher Spaziergang zum Teufelsberg als Geheimtipp ans Herz gelegt.
Wer in Berlin Tiere beobachten will, dem sei ein morgendlicher Spaziergang zum Teufelsberg als Geheimtipp ans Herz gelegt. Foto: Imago/Hohlfeld

Wer in Berlin Tiere beobachten will, dem sei ein Aufstieg auf den Teufelsberg in den frühen Morgenstunden ans Herz gelegt. Im dicht bewaldeten Gebiet um den Berg herum kann man Wildschweine und Füchse beobachten. Um die scheuen Tiere nicht einzuschüchtern, sollte man am besten nur auf den Wegen bleiben. Von den Wildschweinen geht keine Gefahr aus, wenn man sie aus respektvoller Distanz beobachtet. Angekommen auf dem höchsten Punkt bietet sich vom Teufelsberg ein traumhaftes Panorama über die Stadt. Akustisch untermalt wird dieses vom wunderschönen Gesang von Feldlerchen und Goldammern.


Rund um den Müggelsee beeindrucken verschiedene Vogelarten mit ihrem Gesang

Am Müggelsee kann man insbesondere verschiedenste Vögel hören und beobachten.
Am Müggelsee kann man insbesondere verschiedenste Vögel hören und beobachten – also Fernglas nicht vergessen! Foto: Imago/Bluegreen Pictures

Wer einen Ausflug zum Müggelsee plant, sollte das Fernglas nicht vergessen: Wunderschön lässt sich hier vor allem die Vogelwelt hören und beobachten. Haubentaucher brüten am See, in unmittelbarer Nähe des Müggelturms. Wer Glück hat, kann dabei zusehen, wie Haubentaucher tauchen und ihre Kleinen im Nest dann mit Fischen füttern. Auch Seeschwalben sind zu beobachten. In den frühen Morgen- und späteren Abendstunden kann man die Augen schließen und dem betörenden Gesang der Nachtigallen lauschen.


Das Tempelhofer Feld ist ein Erholungsgebiet – auch für Tiere

Unterschätzter Lebensraum: Das Tempelhofer Feld ist nicht für Menschen ein Erholungsgebiet.
Unterschätzter Lebensraum: Das Tempelhofer Feld ist nicht für Menschen ein Erholungsgebiet. Foto: Imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

Wer meint, das Tempelhofer Feld sei einfach nur eine große Rasenfläche, über die ein paar Hummeln schwirren, der irrt. Für alle möglichen Tiere ist das alte Flugfeld ein echtes Erholungsgebiet. Es lohnt sich auch hier ein Ausflug in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Gerade vor Sonnenaufgang hört man auf dem alten Flugfeld Dutzende Lerchen singen – kaum anderswo in Deutschland ist der Lerchenbestand so hoch wie hier. Wer in den späten Abendstunden die Ruhe und Weite auf dem Tempelhofer Feld, das in vielerlei Hinsicht Berlins Freiluftspielplatz ist, genießt, kann vielleicht auch eine Waldohreule bei der Jagd nach Mäusen beobachten.


Zugezogen aus Südeuropa: Gottesanbeterinnen im Natur-Park Südgelände

Von den Tropen in die Hauptstadt: Wie groß die Population an Gottesanbeterinnen in Berlin ist, ist unklar.
Aus Südeuropa in die deutsche Hauptstadt: Wie groß die Population an Gottesanbeterinnen in Berlin ist, ist unklar. Foto: Imago/Nature Picture Library

Rund um alte, verwitterte Bahngleise herum hat sich im Natur-Park Schöneberger Südgelände ein Urwald entwickelt. Auf 18 Hektar tummelt sich eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten: darunter allein rund 95 Bienenarten, rund 30 Brutvogelarten wie der Buchfink, die Elster oder die Nachtigall sowie 15 Heuschrecken- und Grillenarten. In einigen Wochen, im Juni und Juli, gibt es die Möglichkeit, im Natur-Park Südgelände auf eine echte Rarität zu treffen: die Gottesanbeterin. In den 1980er-Jahren irgendwie aus südlichen Gefilden nach Deutschland gelangt, scheint sich die große Schreckenart in Berlin ganz wohl zu fühlen. Wer eine Gottesanbeterin sehen möchte, braucht aber auf jeden Fall eine große Portion Muße und Geduld. Die großen Schrecken, die teils so lang wie eine Hand sind, sind grün oder bräunlich und im Gestrüpp und Gesträuch schwer zu entdecken. Wie groß die Berliner Population insgesamt ist, ist unklar.


In Spandau/Gatow tummelt sich Dam- und Rehwild

Im Spandauer Forst oder in Berlin-Gatow lässt sich auf den Feldern Rotwild beobachten.
Im Spandauer Forst lässt sich auf den Feldern Wild beobachten. Rotwild findet sich allerdings nur noch in Gehegen am Johannisstift, Dam- und Rehwild ist aber noch unterwegs. Foto: Imago/Popow

Im Spandauer Forst sich auf den Feldern Dam- und Rehwild beobachten. Wer die Entdeckungstour mit einem Hundespaziergang verbindet, sollte seinen besten Freund unter jeden Umständen an der Leine lassen, um die scheuen Tiere nicht zusätzlich zu ängstigen. Rotwild ist nicht mehr in der freien Natur zu sehen, dafür in Gehegen am Johannisstift. Am größten ist die Chance, Rehe und Hirsche zu beobachten, in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Im Dämmerlicht fühlen sich die Tiere geschützter und zeigen sich. Bestenfalls bleibt man auf dem Weg und beobachtet notfalls mit einem Fernglas, da die Tiere schon bei größerer Distanz fliehen. 12 tolle Waldspaziergänge in Berlin zeigen wir euch hier.


Tiere beobachten in Berlin: Entspannte Tierwelt im Britzer Garten

Auch wilde Tiere tummeln sich im Britzer Garten. Sie sind die Nähe zu Menschen gewohnt und daher entspannt.
Auch wilde Tiere tummeln sich im Britzer Garten. Sie sind die Nähe zu Menschen gewohnt und daher entspannt. Foto: Imago/Kremming

Für einen Spaziergang durch den Britzer Garten muss man zwar einen kleinen Eintritt zahlen – dieser lohnt sich aber – auch, um Tiere zu beobachten! Im ganzen Park kann man eingezäunte Rinder und Schafe und auf ihren Weiden beobachten. Vor allem für Kinder schön: Im Tiergehege können Ziegen, Esel, Hühner und Kaninchen besucht werden. Auch wilde Tiere tummeln sich im Britzer Garten. Sie sind die Nähe zu den Menschen gewohnt und daher besser zu beobachten als anderswo. Füchse trauen sich daher hier auch tagsüber aus ihrem Versteck.


Im Düppeler Forst sind wilde Mufflons unterwegs

Beim Spaziergang durch den Düppeler Forst stehen die Chancen gut, Mufflons zu begegnen. Foto: imago/Metodi Popow
Im Düppeler Forst zu finden: wilde Mufflons, Wildschafe mit schönem Geweih, die ursprünglich auf Sardinien, Zypern und Korsika zuhause sind. Foto: Imago/Popow

Bei einem Ausflug in den Düppeler Forst im äußersten Südwesten Berlins kann man auf Spaziergängen Tiere treffen, die nicht wirklich heimisch in Berlin sind. Die Mufflons sind eingewanderte Wildschafe, die eigentlich auf Korsika sowie in den Gebirgsketten von Sardinien und Zypern leben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Tiere in den Berliner Forsten ausgesetzt, sie wurden gejagt. In den 1950er-Jahren wilderte man weitere Tiere aus. Heute haben sich die Mufflons mit dem fremden Habitat arrangiert. Scheu sind sie dennoch geblieben.


Im Tiergarten lassen sich majestätische Graureiher beobachten

Im Berliner Tiergarten lassen sich wunderschöne Graureiher beobachten.
Graureiher haben den Berliner Tiergarten zu ihrem Revier gemacht. Foto: imago/Hohlfeld

Der Große Tiergarten ist ein Paradies von mehr als 200 Hektar für die hiesige Tierwelt. Besonders schön lassen sich in der Parkanlage Graureiher beobachten. Diese fischen im Tiergarten und fliegen dann zum Brüten in den nahe gelegenen Zoo. Wieso? Hier haben die Reiher Ruhe, müssen keine Angst haben, dass ihre Nester kaputtgemacht werden. Außerdem greifen sie bei der Fütterung ab, was eigentlich für Pinguine und Robben gedacht war.


Ein seltener Anblick: Feldhasen fühlen sich in Lichtenberg, Lübars und Gatow wohl

Berlin hat mehrere hunder Stadthasen – am besten sichtet man sie im Osten der Stadt.
Feldhasen tummeln sich in Berlin zum Beispiel zwischen Plattenbauten in Lichtenberg. Foto: Imago/Blickwinkel

Kaninchen tummeln sich in Berlin vielerorts. Vor allem im Tiergarten, in Siemensstadt und rund um den ehemaligen Flughafen Tegel. Aber auch den selteneren Verwandten, den Feldhasen, sieht man in den letzten Jahren wieder in der Metropole. Es gibt in Berlin wieder eine stabile Population von einigen Hundert Hasen. Da die Tiere sehr scheu sind, zeigen sie sich Menschen nur sehr selten. Die besten Chancen, einen Feldhasen zu sehen, hat man in Lübars, Gatow, Kladow und Lichtenberg. Im Grunewald und im Spandauer Forst sind zudem Waldhasen zu Hause.


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