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Corona-Solidarität: Tresor eröffnet Club-Projekt #unitedwestream – Hilfe für Lieblingslokale

Den Auftakt hat der Tresor gemacht: Mittwochabend zeigte sich, wie wir wohl erst einmal für eine Weile feiern werden – per Livestream aus dem Club ins Wohnzimmer. #unitedweestream heißt die Aktion, bei der sich weltweit Menschen – idealerweise für eine Spende – ein paar Stunden zuschalten können, wenn aus angesagten Berliner Clubs DJ-Sets übertragen werden.

Corona-Solidarität: Monika Kruse legt für das Spendenprojekt #unitedwestream im leeren Watergate auf.
Corona-Solidarität: Monika Kruse legt für das Spendenprojekt #unitedwestream im leeren Watergate auf. Screenshot: Arte

Die Corona-Krise gefährdet die Existenzgrundlage von vielen Menschen. Besonders betroffen sind Selbstständige, Freiberufler*innen und Inhaber*innen von Kneipen und Cafés, Restaurants und Clubs. Einige haben bereits Spendenaufrufe gestartet, darunter SO36, Schwuz und About Blank. Doch nicht jede*r Restaurantbesitzer*in und nicht jede*r Ladenbetreiber*in hat das Knowhow, um so einen Aufruf zu starten. Deswegen hat der Berliner Unternehmen Karsten Kossatz eine Spontanhilfe-Plattform gegründet.

Corona-Solidarität: Senatorin unterstützt Spontanhilfe-Plattform

Auf der Plattform www.helfen.berlin können Stammgäste Gutscheine von ihren Lieblingslokalen kaufen, um ihnen kurzfristig Liquidität zu verschaffen. Denn wer in zu coronafreien Zeiten einen bestimmten Betrag in seinem Stammlokal ausgegeben hat, verfügt ja weiterhin über diese Summen – es sei denn, man ist selbst selbstständig. Wenn nicht, dann bietet die Plattform eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass man auch nach der Krise Curry und Sommerrollen essen kann und dabei auch noch vom Personal erkannt und freundlich begrüßt wird.

Clubs, Restaurants und Cafés wachsen mit ihrer Stammkundschaft, sie leben von den Erinnerungen, die Besucher*innen an diesen einen legendären Abend haben, an dem der DJ ihren Lieblingstrack gespielt hat oder von der Erinnerung an das Frühstück mit Freund*innen bei Sonne und gutem Kaffee. So gesehen hat jeder Kratzer, jedes Foto, jeder Weinfleck einen Wert. Gründer Karsten Kossatz sagt dazu: „Mein Lieblingsrestaurant und mein Lieblingsclub gehören zu meinem Leben und ich möchte, dass es sie weiter gibt. Die können nicht mal eben so hopsgehen und durch einen beliebigen anderen Club ersetzt werden.“

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop unterstützt die Initiative und hat bereits angekündigt, sich daran beteiligen zu wollen.

Clubs rufen um Hilfe und streamen aus dem Shut Down

Die Berliner Clubszene steht vor einer der größten Herausforderungen seit es das Nachtleben gibt: 9000 Mitarbeiter*innen sind dadurch, dass das öffentliche Leben auf ein Minimum runtergefahren wurde, plötzlich ohne Job, dazu erhalten zehntausende Kulturschaffende keine Aufträge mehr. Doch auch die Clubs selbst kämpfen ums Überleben. Sie sind Touristenmagneten, wesentliche Wirtschaftsfaktoren und identitätsstiftende Einrichtungen zugleich ‒ müssten sie schließen, würde das die Stadt hart treffen.

Corona-Krise: Clubs wie das Sisyphos rufen um Hilfe.
Corona-Krise: Die Clubs, unter anderem das Sisyphos, rufen um Hilfe. Foto: F. Anthea Schaap

Die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop will außerdem einen Rettungsfonds mit einem Volumen von 100 Millionen Euro für Unternehmen und Selbstständige schaffen. Für Kleingewerbe soll es zusätzlich einen Härtefallfonds geben. Ob das reicht, ist unklar. Darauf verlassen wollen sich aber anscheinend die wenigsten Clubs in Berlin.

Um sich selbst und die Laune der Partygänger*innen zu retten, haben sich unter anderem

  • Watergate
  • Tresor
  • Kater Blau
  • Rummels Bucht
  • Griessmuehle
  • Sage Club
  • Salon zur Wilden Renate
  • Sisyphos
  • Anomalie
  • Zur Klappe

unter der Schirmherrschaft der Club Commission und des Reclaim Club Culture Netzwerks zusammengeschlossen. Auf der einen Seite bitten sie mit einem Crowdfunding-Aufruf auf betterplace.org weltweit um Spenden, auf der anderen wollen sie ihren Unterstützer*innen etwas zurückgeben: Unter dem Hashtag #Unitedwestream übertragen die Clubs jeden Abend ab 19 Uhr DJ-Sets, Live-Musik und Performances sowie Filme, Gesprächsrunden und Vorträge rund um clubkulturelle Themen. Streamingpartner sind arte Concert, flux FM, radio eins und ALEX TV.

Acht Prozent der Einnahmen aus der Crowdfunding-Aktion fließen an den „Stiftungsfonds Zivile Seenotrettung“, dessen Mittel wiederum an NGOs in Griechenland und Seenotrettungsorganisationen gehen. Der Pressesprecher der Club Commission, Lutz Leichsenring, sagt dazu: „Dadurch setzt die Initiative ein zusätzliches solidarisches Zeichen: Es geht nicht nur um Clubs – Solidarität brauchen Viele!“ 

Corona-Solidarität: Schwuz bittet um Spenden

Der älteste und größte Queer-Club im deutschsprachigen Raum zeigte die Dramatik der Situation bereits am Samstag in einem Post auf.

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Liebe SchwuZ-Besucher_innen, durch eine eben stattgefundene Pressekonferenz des Landes Berlins, mit Aufforderung und ab Dienstag zwingender Beschlusslage, sieht sich auch das SchwuZ gezwungen DEN GESCHÄFTSBETRIEB MIT SOFORTIGER WIRKUNG und im Interesse der Gesundheit aller unserer Mitarbeiter_innen, Künstler_innen und Gäste EINZUSTELLEN. Wir verstehen die Gründe dafür, sehen jedoch auch die massiven Probleme vor denen wir jetzt stehen. Wir wollen es euch nicht verschweigen: Diese Schließung trifft uns hart. Unsere Solidarität gilt dabei unseren über 100 Mitarbeiter_innen, den vielen freien Künstler_innen, die jeden Monat bei uns und für euch arbeiten, den Veranstalter_innen und Dienstleister_innen und auch allen anderen, für die wir an allen Abenden unsere Türen öffnen: Migrant_innen, FLTI* und Queers aus allen Ecken der Welt – und aus unserer Stadt. Euch. Weil wir das jetzt schon die letzten 43 Jahre oft auch unter großem finanziellen Einsatz tun, und weil wir ein Ort durch und für die Community sind, hat das SchwuZ allerdings nicht die notwendigen Rücklagen, die es uns gestatten würden, jetzt unbeschadet monatelang zu schließen. Das ist für den ältesten und größten queeren Club im deutschsprachigen Raum existenzbedrohend. Wir sind darum auf eure Hilfe angewiesen!
Unterstützen könnt ihr uns sofort, indem ihr spendet – via PayPal oder per Überweisung: PayPal:
[email protected] Banküberweisung:
IBAN: DE94 7001 1110 6059 6140 78
BIC: DEKTDE7GXXY
Empfänger: SchwuZ Kulturveranstaltungs GmbH
Verwendungszweck: Spende SchwuZ Wenn ihr außerdem Ideen habt, die uns helfen können, dann schreibt uns eine E-Mail an die eigens eingerichtete E-Mail-Adresse: [email protected] Im Interesse unserer Mitarbeiter_innen, Künstler_innen, Dienstleister_innen, Veranstalter_innen und Besucher_innen werden wir natürlich kämpferisch und solidarisch mit der Community, den Verbänden und Behörden Lösungen entwickeln, die Zeit der Schließung gut zu überstehen und die Zeit nach der Wiedereröffnung noch besser zu meistern. Seid gut zueinander, achtet auf euch und andere. Unterstützt euch gegenseitig, besonders ältere Queers, die oft keine Unterstützung haben.

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Das About Blank zog am Montag nach und startete ebenfalls einen eigenen Spendenaufruf. Dazu gibt es ein Video, das zeigt, wie traurig so ein Club ohne jeden Gast aussieht und überraschenderweise mit Punk statt mit Techno unterlegt ist.

Corona-Solidarität: Kund*innen des Yorck Kino-Abos erhalten Mubi 90 Tage lang kostenlos

Cineast*innen und andere Fans guter Filme müssen zur Zeit der Corona-Krise nicht auf interessante Filme verzichten. Die Yorck-Kinogruppe hat für alle Abonnent*innen für 90 Tage einen Zugang zur Filmplattform Mubi bereitgestellt. Das Angebot gilt auch für alle, die jetzt ein Yorck-Abo abschließen. „Vielleicht gibt es ein paar Leute, die jetzt dadurch auf unser Abo aufmerksam werden oder uns durch den Kauf von Kinogutscheinen unterstützen möchten“, sagt Marvin Wiechert von den Yorck-Kinos. Wie alle anderen Kultureinrichtungen trifft die Krise die Yorck-Kinogruppe hart. Jede Unterstützung ist daher willkommen.

Die Filmplattform Mubi ist nicht einfach nur ein Streamingdienst. Die Mubi-Kurator*innen durchstöbern Filmfestivals weltweit und wählen die originellsten, aufregendsten und ästhetisch schönsten Filme für ihre Plattform aus. Neu auf der Seite ist zum Beispiel der brasilianische Film Bacurau, ein Neo-Western mit Science-Fiction Einschlag, in dem Teresa (Bárbara Colen) in ihr Heimatdorf Bacurau zurück.

Dort ist ihre Großmutter, die Matriarchin des Dorfes, gestorben und der Lokalpolitiker Tony Jr hat der Gemeinde das Wasser abgedreht. Generell scheinen die Probleme des Dorfes von außen zu kommen; innerhalb der Gemeinde herrschen solidarische Zustände. Trans Menschen und Lesben, Schwule und die Dorfhure werden alle respektiert. Die Gemeinde baut auf die Grundsätze von Gleichheit, wie man sie in der Philosophie von alten, indigenen Traditionen findet.

Corona-Solidarität: Strandbad Weißensee bittet um Hilfe

Corona ist wie älteres Kind, das uns alle ins Becken geschubst hat, ohne das wir schwimmen können. Nun brauchen die Hilfe, die sonst das Schwimmen lehren. Allen voran das Strandbad Weissensee. 2017 stand das Bad schon einmal kurz vor der endgültigen Schließung, weil der Bau von Luxuswohnungen Schäden an der Abwasseranlage verursacht hatten. Bis heute hat das Bad keine Entschädigungszahlungen dafür erhalten. Damals gab es einen Schaden von 100.000 Euro. Wie hoch er dieses Mal sein wird, ist unklar. Ebenfalls unklar ist, wann die Hilfsgelder von Bund und Ländern bei Stellen wie dem Strandbad Weissensee ankommen. Deswegen bittet das Team nun um Spenden via Paypal oder über diese Bankverbindung:

  • Strandbad Berlin Weissensee UG (haftungsbeschränkt), IBAN: DE95 1004 0000 0289 3493 00, Verwendungszweck: Spende

Corona-Solidarität: Stadtmission rät zu Telefonketten

Laut Barbara Breuer benutzten schon vor Corona zahlreiche Menschen in den Berliner Kiezen Telefonketten als nützliches Hilfsmittel, um aufeinander zu achten. Doch gerade in einer Krisensituation wie dieser sind sie besonders sinnvoll. Eine Telefonkette funktioniert so:

Namen und Telefonnummern der Teilnehmer werden gesammelt. Dann legen die Teilnehmer*innen eine feste Reihenfolge und Uhrzeit für ein tägliches kurzes Telefonat fest. Möchte man länger miteinander telefonieren, wird das für einen späteren Zeitpunkt vereinbart. Die Gruppe legt eine „Kapitänin“ beziehungsweise einen „Kapitän“ (plus Stellvertreterin) für die Telefonkette wird fest, die/der die tägliche Kette beginnt und bestimmt, wo sie endet.

Wenn ein Mitglied  das nächste in der Reihe nicht erreicht, gibt es Nachricht an die Kapitänin oder den Kapitän. Die*der setzt die Kette bei der darauffolgenden Person wieder in Gang und versucht selbst nochmal, die nicht erreichte Person anzurufen. Gelingt es über einen gewissen Zeitraum nicht, wird ein Hilfeplan in Aktion gesetzt, der vorher zu entwickeln ist.

Außerdem ruft die Stadtmission dazu auf, weiterhin an die Tafeln zu spenden und nicht zu hamstern. Breuer zufolge kommt bei den Tafeln zurzeit weniger Essen an und damit auch bei den Suppenküchen der Stadtmission. „Wir müssen dann dazu kaufen, aber wenn die Menschen Hamsterkäufe machen, fehlt uns diese Möglichkeit“, sagt Breuer. Wer egoistisch handelt und möglichst viele Lebensmittel für sich allein behalten will, schadet somit zuallererst den Ärmsten der Armen.

Corona-Solidarität: Adobe schaltet Creative Cloud weltweit für Studierende und Schüler*innen frei

Die Welt steht fast still, die Gehirne aber nicht. Selbst wenn Prüfungen wirklich und Deadlines für Hausarbeiter wirklich verschoben werden, haben viele Schüler*innen und Studierende trotzdem Angst, dass sich die Corona-Krise negativ auf ihren Abschluss auswirken könnte. Ein Problem: Weil die Unis geschlossen sind, fehlen die Lizenzen für Programme, die es zum Arbeiten braucht. Das will der Software-Hersteller Adobe nun ändern. Bis zum 31. Mai will das Unternehmen Schulen und Universitäten erlauben, ihren Studierenden Zugänge für zu Hause einzurichten. Dazu heißt es in einem Statement des Unternehmens: „Wir glauben, dass es für Studierende so möglich sein wird, an ihren Aufgaben für Kurse weiterzuarbeiten, Teamwork zu machen und generell am Ball zu bleiben.“ Adobe stellt die Zugänge auch für Lehrkräfte bereit.

Corona-Solidarität: o2, Blau und Aldi Talk stellen Drosselung des Datenvolumens ab

Die Corona-Krise verändert mit den gesellschaftlichen Einschränkungen, die damit einhergehen, die Bedürfnisse der Menschen. Jetzt, wo niemand mehr ins Kino oder ins Theater, in Cafés oder zu Hauspartys gehen darf, muss sich zu Hause beschäftigen. Das bedeutet: Die Streamingplattformen und Mediatheken ächzen unter dem verstärkten Zugriff, aber auch die privaten Datenvolumen sind wegen häufigerer Nutzung schnell aufgebraucht.

Deswegen heben Telefonica (o2 und blau.de) und Alditalk die Drosselung der Surfgeschwindigkeit zum Teil auf. Genauso schnelles Internet wie im Rahmen ihres Datenvolumens können Kund*innen aber trotzdem nicht erwarten: Die Anbieter heben die Surfgeschwindigkeit auf 384 Kbit/s an. Für die Nutzer*innen bedeutet das, dass sie weiterhin E-Mails abrufen und verschicken und Seiten aufrufen können – Videos gucken ist damit aber nicht drin. Die Anbieter wollen weiterhin ermöglichen, dass ihre Kund*innen sich in der Corona-Krise über die Verbreitung des Virus informieren können und mit Familie, Freund*innen und Kolleg*innen Kontakt halten können.

Corona-Solidarität: Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller gibt Tipps für die Krise

Freiberufliche wissen am besten, mit welchen Problemen andere Selbstständige wie Kulturschaffende zu kämpfen haben. Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat ein Papier mit Forderungen und Tipps für den Umgang mit Institutionen wie der Künstler- und Sozialkasse oder der VG Wort herausgegeben. Ein wesentlicher Tipp: Die Honorar-Ausfälle und ausgefallenen Veranstaltungen akribisch dokumentieren.

Corona-Solidarität: Virus lässt Ruf nach Grundsicherung lauter werden

Die Welle der Hilfsbereitschaft geht mit dem Ruf nach Grundsicherung einher ‒ so wurde zum Beispiel ein Petition bei change.org gestartet, in der bedingungsloses Grundeinkommen gefordert wird. Tonia Merz hat diese aufgesetzt. „Ich bin seit 19 Jahren selbstständige Modedesignerin und habe 5 Angestellte“, schreibt sie. Sie habe sichere Arbeitsplätze geschaffen. „Was mir trotz überdurchschnittlich viel Arbeit nicht gelang, ist Rücklagen zu bilden die mich und mein Team durch eine Krise, wie wir sie derzeit erleben, retten könnten.“

Corona-Solidarität: Viele Selbstständige sehen sich existenziell bedroht.
Corona-Solidarität: Gerade Selbstständige müssen jetzt noch mehr rechnen als ohnehin schon. Es wird Hilfe gefordert – vom Staat. Die Menschen helfen sich aber auch untereinander. Foto: Imago/Lucas

Ihre Forderung: „Was dem Land aber auch helfen würde, ist die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens von 800-1200€ pro Person für 6 Monate. Schnell, unbürokratisch, zeitlich begrenzt. DAS würde den soziale Absturz Tausender verhindert und gleichzeitig die Kaufkraft im Land erhalten.“ 100.000 haben bereits unterschrieben.

CoronaPort: 15-Jähriger startet Nachbarschaftshilfe

Im kleineren Rahmen will Noah Adler aus Zehlendorf helfen, er hat eine Website, den CoronaPort, geschaltet, auf der Hilfsbereite und Hilfsbedürftige vernetzt werden sollen – der 15-Jährige ermöglicht es auf der Seite, Informationen zu hinterlassen, wo man lebt und was man braucht beziehungsweise leisten kann. Er will dann mit Freunden Menschen lokal vernetzen.

„Ich habe mir überlegt, das ist eine schwierige Situation, sicherlich werden auch die Zahlen der Hilfsbedürftigen steigen.“ Damit man in der Bevölkerung auch Hilfsstrukturen habe, „fand ich es wichtig, dass man Helfer und Hilfsbedürftige vernetzt.“ Sein Projekt hat er schon in einige Gruppen bei Facebook verteilt und bekommt langsam die erste Resonanz. Alle Informationen zum CoronaPort finden sich hier.

Corona-Solidarität: Gerade älteren unnötige Gefährdungen zu ersparen, kann Leben retten.
Corona-Solidarität: Gerade älteren unnötige Gefährdungen zu ersparen, kann Leben retten. Foto: Imago/Panthermedia

Zum Vernetzen und lokalen Helfen wurde auch die Seite Gegen den Virus ins Leben gerufen. Unter anderem lassen sich hier Dokumente generieren die aufs eigene Hilfsangebot angepasst werden können.

Bei Twitter berichten immer Menschen von kleinen und großen Gesten, die anderen helfen sollen – etwa von Kindern, die für ältere Nachbarn einkaufen gehen. Und dabei dank FaceTime auch gleich noch lernen, wie man Tomaten kauft.

Corona-Solidarität: Mit kleinem Aushang große Hilfe leisten

Aber auch im eigenen Mikrokosmos kann schnell und unkompliziert geholfen werden. Der Radiosender „FluxFM“ gehörte zu den ersten Institutionen, die vereinzelte Versuche, in Wohnhäusern Hilfsangebote aufzuziehen, professionalisierten. Der Sender stellte ein PDF zum Ausdrucken ins Internet – ohne Logo oder ähnliches und damit nicht einmal zur übermäßigen Profilierung: Es geht schlicht ums Helfen.

Jeder der will, soll das Dokument ausdrucken und in seinem Wohnhaus aushängen. Dann können sich Nachbarn melden, die nicht oder nur eingeschränkt einkaufen oder mit dem Hund rausgehen können beziehungsweise wollen.

https://www.facebook.com/fluxfm/photos/a.134334001930/10157076953721931/?type=3&theater

Mehrere Menschen mit Hilfszettel-Idee

Schon vor der Aktion hing ein ähnlicher Zettel in Wien, eine Facebook-Nutzerin hatte die Idee selbst. „Gestern haben wir geredet und da wir zwei ältere und alleinstehende Nachbarn haben, haben wir uns gedacht, so ein Zettl wäre schön. Wir haben ja auch keine Kinder und zumindest am Wochenende und Abend sehr viel Zeit“, schrieb Frederika Fredi Ferková zu ihrem Aushang, in dem Hilfe angeboten wurde.

Corona-Solidarität: Senioren sind besonders gefährdet, auch im Supermarkt. Viele bieten Hilfe an.
Corona-Solidarität: Viele wollen älteren Menschen helfen. Foto: Imago/Geisser

Bei Facebook fand sie viel Zuspruch für ihre Aktion. Und machte so auch das Hashtag #nachbarschaftschallenge bekannt. Es ging um die Herausforderung, in seiner Nachbarschaft achtsam zu sein und denen zu helfen, die es brauchen.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=3567975933275906&set=a.106797706060430&type=3&theater

Auch andere Privatpersonen versuchen, zumindest Freunden und Bekannten, Hilfe anzubieten, die finanziell am Kulturbetrieb hängen – denn viele Veranstaltungen wurden wegen Corona abgesagt, Clubs und Museen geschlossen. „Wenn ihr selbstständig seid und gerade keine Jobs kommen oder so – meldet euch. Vielleicht könnt ihr auf meinen Sofa pennen und eure Wohnung kurz vermieten, oder ich koche für euch oder was auch immer“, schreibt zum Beispiel ein Spanier seinen Followern auf Instagram: „Wir müssen jetzt zusammenhalten.“

Die Bedrohung von Selbstständigen und kleinen Betrieben formuliert auch eine Petition, die schnelle und unkomplizierte Hilfe fordert.

Aufgrund dieser Freiberuflichkeit leben viele dieser Künstlerinnen und Künstler (Sänger, Instrumentalistinnen, Veranstaltungs- und Bühnentechniker, Fotografinnen, Filmkünstler, freie Autorinnen und Autoren und Journalisten etc., aber letztlich jeder freiberuflich Tätige, von der Tagesbetreuung bis hin zu vielen MitarbeiterInnen in Museen und Gedenkstätten; siehe Schlussbemerkung) ohnehin am Rand des Existenzminimums [1], aber durch die derzeitige massenhafte Absage von Veranstaltungen drohen sie über diesen Rand gestoßen zu werden. Dabei greifen auch nicht die gesetzlichen Regelungen für den Verdienstausfall [2].

Aus der Pettition.

Corona-Solidarität: „Queer Relief“ wird organisiert

Online wird der „Queer Relief Covid-19 Berlin“ verbreitet. Es ist ein Formular, mit dessen Hilfe Menschen Kontakt zu jenen aufbauen soll, die sich selbst schlechter helfen können. „Durch das Ausfüllen dieses Formulars können Menschen mit schwachem Immunabwehrsystem, chronischen Krankheiten, Asthma oder Menschen, die älter und damit gefährdeter sind Hilfe bekommen.“

Der queere Art Space Karada House hat das ins Leben gerufen, ein entsprechendes Dokument online gestellt: „Wir helfen Menschen mit einander zu verbinden für:

  • Einkäufe
  • Vorkochen und Mahlzeiten vorbeibringen
  • für Hilfe mit dem psychischen Druck, Leute finden, mit denen man reden kann
  • Hilfe, wenn keine Möglichkeiten (Gelder) mehr vorhanden sind, um sich zu versorgen (wir versuchen es zumindest)“

Corona-Solidarität: Leihrad-Anbieter „Nextbike“ verleiht seine Räder für 30 Minuten kostenlos

Was tun, wenn man weiter das Haus zum Arbeiten verlassen muss, kein Auto hat, aber sich nicht der erhöhten Ansteckungsgefahr in den öffentlichen Verkehrsmitteln aussetzen will? Radfahren! Der vom Land Berlin geförderte Leihradanbieter „Nextbike“ stellt seine Fahrräder vom 17. März bis voraussichtlich 19. April für 30 Minuten pro Ausleihe kostenfrei an.

Auf diesem Weg wolle man „zusätzliche öffentlich finanzierte Alternativen zum ÖPNV oder zum Auto zur Verfügung [stellen], insbesondere auch um Ansteckungsgefahren durch eine größere Verteilung der Mobilität zu reduzieren“, heißt es in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Nutzer*innen sollten aber darauf achten, die bekannten Hygieneregeln zu beachten und die Räder an den dafür vorgesehenen Stationen abzustellen, damit möglichst viele zur Verfügung stehen.

Merkel: „Solidarität wird auf die Probe gestellt“

Auch die Bundesregierung hofft darauf, dass in der Krise kein Egoismus vorherrscht. Angela Merkel betonte bei einer Pressekonferenz, dass es gerade auch um den Schutz älterer Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen gehe. „Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz für einander auf eine Probe gestellt.“ 

Die Kanzlerin bedankte sich beim medizinischen Personal, das heute schon „riesig belastet“ sei, sowie bei allen anderen Beteiligten, die sich für die Versorgung der Erkrankten und eine Eindämmung des Virus einsetzen.


Angst, Neuigkeiten zu Corona in Berlin zu verpassen? Alle News, die besten Tipps und Solidaritätsaktionen stehen hier. Der Senat hat eine Corona-Hotline geschaltet. Die BVG-Fahrpläne werden wegen Corona reduziert. Berlin hat seit der Pest diverse Pandemien überstanden. Hier seht ihr, wie die Stadt im Ausnahmezustand aussieht. Der Konzertveranstalter Berthold Seeliger hält einen Rettungsfonds für Clubs und unabhängige Veranstalter für dringend notwendig.

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