Thriller

„A Young Man with High Potential“ im Kino

Er sei ein junger Mann mit großem Potential, bescheinigt sein Professor dem Informatik-Studenten Piet. Piet ist aber auch ein Einzelgänger, der sich lieber in seinem Apartment auf dem Uni-Campus versteckt als unter Menschen zu gehen (und das wenige, was er braucht, online bestellt). Umso überraschter ist er, als ihn eines Tages seine Kommilitonin Klara bittet, mit ihm zusammen ein Referat erarbeiten zu dürfen. Schließlich gibt er ihrer Beharrlichkeit nach, was zum Beginn einer Kette verhängnisvoller Ereignisse und Entscheidungen wird.

Forgotten Film

Hat man das nicht gerade erst gesehen? Einen jungen Mann, der sich in seiner Wohnung zum Herrn über Leben und Tod aufschwingt und Unvorstellbares macht? Man hat, in Fatih Akins „Der Goldene Handschuh“. Ob es eher Zufall ist, dass „A Young Man With High Potential” zwei Wochen nach diesem in die Kinos kommt, sei dahingestellt, seine Premiere hatte er bereits vor acht Monaten beim Filmfest München – was auch zeigt, dass ein unabhängig produzierter Genrefilm es doppelt schwer hat, in Deutschland ins Kino zu kommen. Wie ihr Langfilmdebüt, den schönen Neukölln-Film „Dr. Ketel“, haben Linus De Paoli und seine Frau Anna auch dieses Werk mit ihrer Produktionsfirma Schattenkante gestemmt (und davor noch Till Kleinerts originellen „Der Samurai“ koproduziert).

Wo Fatih Akins Film durch seine akribische 70er-Jahre-Ausstattung und die Maske des Protagonisten eine doppelte Distanz zum Zuschauer herstellte, da bleibt Linus De Paolis Film ganz gegenwärtig (in seinem Protagonisten) und zugleich distanziert (in der Beiläufigkeit, mit der er das Geschehen in Szene setzt). Wie bei dem Serienmörder Fritz Honka kann man auch die Tat dieses Manes nachvollziehen. Seine vom Professor eingangs gelobte Arbeit trägt den Titel „Invisible Traces“ – ob die Spuren seiner Tat wirklich unsichtbar sind, darf am Ende bezweifelt werden. Eine Bestrafung wird dem Zuschauer allerdings nicht gegönnt, das Geschehene bleibt schmerzhaft im Raum stehen, durch Momente schwarzen Humors erträglicher, aber keinesfalls weniger eindringlich gemacht. Frank Arnold

A Young Man with High Potential D 2018, 86 Min., R: Linus De Paoli, D: Adam Ild Roweder, Pauline Galazka, Pit Bukowski, Amanda Plummer, Start: 7.3.

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