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„The Fall Guy“: Bühne frei für die gute, alte RomCom

Ryan Gosling und Emily Blunt als verkapptes Liebespaar, er Stuntman, sie Regisseurin – diese Kombi verspricht beste Unterhaltung in Form der klassischen RomCom, garniert mit einer gehörigen Action-Prise. tipBerlin-Kritiker Bert Rebhandl verrät, ob „The Fall Guy“ dieses Versprechen auch einlöst.

Colt Seavers (Ryan Gosling) und Jody Morena (Emily Blunt) fällt es schwer, bei der Arbeit nicht über ihre Beziehungsprobleme zu sprechen. Foto: Universal Studios

„The Fall Guy“: Beziehungsstreits am besten beim Filmdreh diskutieren

Wenn ein Mann und eine Frau etwas zu bereden haben, dann setzen sie sich gern hin, lassen vielleicht einen guten Wein und etwas zu essen kommen, Kerzen schaden manchmal auch nicht. Oder sie gehen spazieren, denn Bewegung schadet nie, und man kann sich besser aufeinander konzentrieren, wenn man den Blick gelegentlich schweifen lassen kann.

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Bei Colt Seavers und Jody Moreno, den beiden Hauptfiguren in der Actionkomödie „The Fall Guy“, ist es hingegen so, dass sie über ihre Beziehung am besten dann sprechen können, wenn gerade eine höllisch komplizierte Szene für einen Film gedreht wird. Jody ist nämlich Regisseurin, und Colt ist Stuntman. Er muss also dauernd irgendwo wild herumhetzen, hinunterfallen, draufprallen, während eine rasende Kamera hinter ihm her ist, und hinter der Kamera Jody mit dem Megaphon. Wenn Colt sich dann gerade wieder einmal mit einer Hand irgendwo über einem Abgrund festhält, dann erreichen auch die Dialoge eine gewisse Brisanz, dann reden Jody und Colt über die Liebe. Jedenfalls in Andeutungen oder in einer raffinierten Verschlüsselung. 

Hommage an den Beruf des Stuntmans: „The Fall Guy“ ist voller rasanter Action-Momente. Foto: Universal Studios

„The Fall Guy“ ist in Hollywood ein Wort für einen Stuntmann, also für einen, der die Teile übernimmt, die für einen richtigen Filmstar zu gefährlich sind. Zum Beispiel aus dem 30. Stock in ein Foyer stürzen, das kann man einem Tom Cruise nicht zumuten, obwohl der viele Stunts selber macht. Im aktuellen Fall heißt der Stuntman eben Colt Seavers, der Name ist geläufig aus einer Serie aus den 1980er-Jahren mit dem Titel „Ein Colt für alle Fälle“.

„The Fall Guy“ ist eine Neuauflage des Kult-Klassikers „Ein Colt für alle Fälle“

Hollywood plündert ja gern die alten Bestände der Unterhaltungsindustrie. Hier lag eine Neuauflage auch deswegen nahe, weil Stuntleute so ziemlich das Coolste sind, was Schauspieler sich vorstellen können. Das sieht man schon daran, dass auch Brad Pitt, der sich ja als Definition of Cool sieht, bei Quentin Tarantino in „Es war einmal in Hollywood“ einen solchen Stellvertreter gespielt hat: Cliff Booth, spezialisiert darauf, von Pferden zu fallen, ohne sich den Hals zu brechen, in den späten Tagen der Westernfilme. 

Wer misst sich am ehesten mit Brad Pitt? Nicht viele, aber Ryan Gosling mit Sicherheit. Seit er als Ken in „Barbie“ sein Image so richtig zum Explodieren brachte, kann er im Grunde machen, was er will. Und man wusste es ja schon vorher, was er am liebsten macht: coole, lässige Typen spielen, manchmal darf auch ein bisschen Drama dazu, im Falle von „The Fall Guy“ ist das aber nicht nötig. David Leitch bereitet Gosling und Emily Blunt in der zweiten Hauptrolle eine bewegliche Bühne für eine gute, alte RomCom. Der Rest ist Dialogturnen. Und macht Spaß. 

  • The Fall Guy USA 126 Min., R: David Leitch; D: Emily Blunt, Ryan Gosling, Aaron Taylor-Johnson; Kinostart: 30.4.

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