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„Union – Die besten aller Tage“: Wie kultig ist der Kultverein?

Fußball ist ein gigantisches und aalglattes Geschäft. Meistens zumindest. Immer wieder gibt es Widerstand und Träume von einem anderen Fußball. Der 1. FC Union Berlin aus Köpenick ist anders als viele Vereine – und doch muss er nach den Regeln spielen. Wie kultig ist der Kultverein wirklich? Annekatrin Hendel hat sich dieser Frage angenommen – und mit der Fußballdokumentation „Union – Die besten aller Tage“ auch gleich einen schönen Berlin-Film gedreht.

„Union – Die besten aller Tage“: Auch so geht Fußball. Foto: ITWORKSMedien

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„Union – Die besten aller Tage“: Es geht nicht nur um Fußball

Fußball ist für viele Menschen die hauptsächlichste Hauptsache der Welt, und nicht nur die wichtigste Nebensache, wie man oft gern sagt. Aber es gibt auch Widerstand, denn Fußball ist ein gigantisches Geschäft, und zuletzt kam von Fanseite mehrfach deutlich die Hoffnung: „Ein anderer Fußball ist möglich“. Ein anderer als der großkapitalistische, der am liebsten alle Spiele nach Saudi-Arabien zu den Ölmilliarden verlegen würde.

Nicht nur Union-Fans dürften bei den Aufnahmen der Alten Försterei Gänsehaut bekommen. Foto: ITWORKSMedien

Der 1. FC Union Berlin aus Köpenick (ursprünglich einmal SC Union Oberschöneweide) ist ein Club, der genau das Gegenteil immer vertreten wollte: authentische Lokalkultur, solides Gekicke, eiserne Fans. Da passt es gut, wenn sich jetzt eine ausgewiesene Dokumentarfilmerin wie Annekatrin Hendel die Sache einmal näher angeschaut hat: Ist an dem Kult rund um Union etwas dran? Der Film „Union – Die besten aller Tage“ bestätigt im Wesentlichen die Klischees, allerdings nicht als Klischees, sondern als eine alltägliche Wahrheit dahinter. Hendel hat über einen längeren Zeiträum bei Union mitgefilmt, sie kam mit ihrem Projekt zu einem Zeitpunkt daher, als große Dinge passierten: Aufstieg in die erste Liga, dann sogar Qualifikation für die Champions League.

„Union – Die besten aller Tage“: Klischees und Alltag

Leben für den Fußball: „Union – Die besten aller Tage“. Foto: ITWORKSMedien

Das ergibt den einen oder anderen Höhepunkt, doch daran ist Hendel gar nicht so interessiert. Sie zeigt den Alltag, vom Büro des Präsidenten Dirk Zingler bis zu der Mannschaftsleiterin (früher hätte man gesagt: Zeugwartin). Und sie lässt Union tatsächlich Gestalt annehmen. Ohne dabei der manchmal kitschigen Fan-Mythologie von der letzten Bastion gegen den Kommerz auf den Leim zu gehen, legt sie doch eine spezifische Kultur frei. Und damit wird „Union – Die besten aller Tage“ auch zu einem schönen Berlin-Film. Bert Rebhandl

  • Union – Die besten aller Tage D 2024; 120 Min.; R: Annekatrin Hendel; Kinostart: 4.4.

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