Catherine Deneuve liefert unermüdlich Jahr um Jahr meist sehenswerte Filme ab, und wenn auch nur deshalb, weil sie mitspielt. Hier gibt sie die Madame Claire, eine wohlhabende reifere Dame (bei der Deneuve mag man einfach nicht „alt“ sagen), die der festen Meinung ist, heute den letzten Tag ihres Lebens zu verbringen.
Deshalb soll in ihrer mit Antiquitäten vollgestopften Villa klar Schiff gemacht werden – alles muss raus, vom Ahnenporträt über alten Briefen bis zur Sammlung mit den wertvollen mechanischen Puppen. Erst nach und nach zeigt sich, dass die sich immer noch sehr mondän gebende Madame ab und zu einen geistigen Aussetzer hat. Über ihre Gegenwart schieben sich immer wieder Szenen aus der Vergangenheit, wie es bei älteren Herrschaften öfters mal so geht. Kaum steht der Trödel im Garten, trifft die von einer Freundin alarmierte Tochter Marie ein, die einst im Groll das elterliche Haus verließ. Mutter und Tochter verbindet eine Familientragödie, die der Film in sanften Bildern und Rückblenden enthüllt … Julie Bertuccellis Mutter-Tochter-Melodram ist tief in die gepflegte Melancholie schöner und weniger schöner Erinnerungen getaucht, nur allmählich erfahren wir von den noch schlimmeren Geschehnissen in der Vergangenheit, die eine Ehe und eine Familie zerstört haben.
Dazu plinkert ein Piano, sagen nette Leute nette Sätze. Wir schauen dem gehobenen Kitsch zunächst interessiert, doch schon bald etwas gelangweilt zu. Aber die Deneuve ist wieder mal sensationell.
La dernière folie de Madame Claire (OT) F 2019, 94 Min, R: Julie Bertuccelli, D: Cathérine Deneuve, Chiara Mastroianni, Alice Taglioni, Start: 2.5.,