Biopic

Die Elton-John-Story: „Rocketman“ im Kino

Fest der Sinne und zugleich Seelenstripteas

Ein Mann in einem roten Teufelskostüm betritt einen Raum, in dem sich eine Therapie­gruppe versammelt hat. Bereits diese erste Szene zeigt, wie sich „Rocketman“ von „Bohemian Rhapsody“ unterscheidet: Der Film von Dexter Fletcher nun verlässt gerne die reine Erzählebene, verwandelt sich zum puren Musical und findet so Tableaus mit eindrucksvollen Choreografien und Kamerafahrten, um die ganze Kraft der Musik von Elton John zu zelebrieren – und zugleich das Innere des Künstlers nach außen zu stülpen.

Denn hier wird uns – Elton John fungiert als ausführender Produzent – ein veritabler Seelenstriptease präsentiert. Schon der kleine Reginald Kenneth Dwight, so Johns richtiger Name, beweist Talent am heimischen Klavier, bekommt Unterricht und feiert dann als junger Mann den Durchbruch. Immer an Elton Johns Seite: sein Texter und „Bruder“ Bernie Taupin. Doch der Ruhm und das viele Geld können es auf Dauer nicht kaschieren: Der schwule Elton John ist ein schon vom Vater verstoßener, zutiefst einsamer Mensch, der sich hinter abgefahrenen Brillen und Kostümen versteckt und bald jede erdenkliche Art von Droge konsumiert – und Ende der 80er-Jahre gerade noch so die Kurve kriegt.

Auch wenn diese Leidensphase sehr ausführlich gerät, findet der Film dank der john’schen Musik stets den passenden emotionalen Ton. Hauptdarsteller Taron Egerton singt alle Songs selbst und kann sich schon jetzt den Termin der nächsten Academy Awards notieren.

Rocketman GB 2019, 120 Min., R: Dexter Fletcher, D: Taron Egerton, Jamie Bell, Richard Madden, Bryce Dallas Howard, Start: 30.5.

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