Drama

„Eine moralische Entscheidung“ im Kino

Gift im Fleisch: Vahid Jalilvands ­fesselndes Gesellschaftsbild aus dem Iran

Noori Pictures/ Farbfilm

Kaveh Nariman (Amir Agha’ee) ist Gerichtsmediziner in Teheran, ein verantwortungsvoller, vielbeschäftigter Arzt. Als er eines Nachts auf der Straße von einem Rüpel-Autofahrer geschnitten wird, muss er ausweichen und bringt so die vierköpfige Familie von Moosa (Navid Mohammadzadeh) auf einem Moped zum Sturz. Oberflächlich scheint nicht viel passiert zu sein, nur der achtjährige Amit klagt über leichte Kopfschmerzen. Das Angebot Kavehs, die Familie ins Krankenhaus zu bringen, lehnt Moosa ab. Am nächsten Tag muss der Mediziner feststellen, dass Amir spät in der Nacht tot eingeliefert wurde. Die Obduktion, die Kavehs Vertraute und Kollegin Dr. Sayeh Behbahani (Hediyeh Tehrani) vornimmt, zeigt, dass Amir wohl an einer Fleischvergiftung gestorben ist. Doch Kaveh macht sich weiterhin Vorwürfe: Was, wenn doch der Unfall die Todesursache war? Währenddessen begibt sich der untröstliche Moosa zu jenem Schlachthof, wo er das offenbar schlechte Hühnerfleisch gekauft hat – er will Rache.

Vahid Jalilvand erzählt diese vielschichtige Geschichte um Schuld, Verantwortung, ­Trauer und Rache sehr zurückhaltend, ohne Filmmusik, kreiert aber mit den sich aufs Wesentliche konzentrierten, in fahlen Farben ge­hal­tenen Bildern (und einer erstklassigen Be­setzung) einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Zugleich lernen wir viel über Alltag und Machtverhältnisse im heutigen Iran.

Eine moralische Entscheidung Iran 2017, 104 Min., R: Vahid Jalilvand, D: Amir Agha’ee, Navid Mohammadzadeh, Hediyeh Tehrani; Start: 20.6.

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