Es ist der Stoff aus dem Legenden gestrickt sind: Bernd Trautmann kommt als junger deutscher Soldat in englische Kriegsgefangenschaft, wird dort als Torhüter-Talent entdeckt und in den 1950er-Jahren der erste deutsche Fußballprofi in der höchsten englischen Liga
Bei seinem Club Manchester City avanciert er im Pokalfinale 1956 zum unvergessenen Helden, weil er nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler trotz eines angebrochenen Genicks seinem Team den Sieg festhält. Für Trautmann ist diese Verletzung Fluch und Segen zugleich. Seine Fußballer-Karriere von über 15 Jahren wurde auf ein einziges Spiel reduziert, das ihn bei den Fans unsterblich machte.
Daraus hätte ein toller Film werden können. Stattdessen verramscht das Biopic „Trautmann“ das Leben seiner Hauptfigur zu einem bieder inszenierten Tränendrüsen-Melodram über Krieg und Versöhnung. Der junge Trautmann, unscheinbar gespielt von David Kross, hat zwar auch im Film ein bisschen zu leiden unter den anfänglichen Anfeindungen in der englischen Fußballwelt, aber im Vergleich zu den Nazi-Schmähungen, die er wirklich bei seinen ersten Spielen in englischen Stadien erlebte, ist das als Ringelpiez mit Anfassen inszeniert.
Der Film vermeidet jede Idee, scheut jeden Konflikt, liefert keinen Kontext. Über die spannenden sozialen Bedingungen des Fußballs im England der 1950er-Jahre erfährt man nichts, wie auch bei dieser Förderbrei-Produktion, die in Nordirland und Bayern gedreht wurde. Auch der Umstand, dass Trautmann in Deutschland hinter vorgehaltener Hand als „Verräter“ abgestempelt und deshalb niemals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde, ist kein Thema. Warum sich ausgerechnet mit Marcus H. Rosenmüller einer der interessanteren deutschen Regisseure auf diesen Schmus eingelassen hat, bleibt ein Rätsel.
Trautmann D/GB 2018, 120 Min., R: Markus H. Rosenmüller, D: David Kross, Freya Mavor, John Henshaw