Schwarzer Humor 

„Under the Tree“ im Kino

Ein schöner Baum. Viele davon gibt es auf Island nicht, hier wurde vor langer Zeit schon weiträumig gerodet. Das verdunkelnde Problem: ­Besagte Pflanze wirft ihren Schatten vom Grundstück des Ehepaares Inga und Baldvin auf jenes von Konrad und seiner deutlich jüngeren Frau Eybjorg, besonders sie fühlt sich beim (in Reykjavik nicht so oft möglichen) Sonnenbad gestört.

Netop Films

Der eher harmoniebedürftige Baldvin wollte den Baum stutzen, doch seine ver­bitterte Gattin Inga hält das für ein No-Go. Während sich diese nachbarliche Baumfehde genüsslich hochschaukelt und ­bizarre Ausmaße annimmt, plagen Atli, Sohn von Inga und Baldvin, Sorgen der etwas anderen Art: Er wurde beim Sichten eines selbstgedrehten Sexvideos mit einer lange Verflossenen von Gattin Agnes ­erwischt, daraufhin hat sie ihn vor die Tür gesetzt und will ihm auch den Umgang mit seiner kleinen Tochter verbieten.

Genüsslich führt Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurðsson in teils kontrastierend schönen und deshalb irritierenden Bildern vor, wie das wohlgeordnete Leben seiner Figuren stufenweise, dann aber vollständig aus den Fugen gerät. Zugleich zeigt er auf, wie dünn die zivilisatorische Decke mitunter sein kann und was passiert, wenn das Tier im Menschen ausbricht. Makabren Humor muss man allerdings schon mitbringen, um sich über diesen bitterbösen Film amüsieren zu können. Dann allerdings erlebt man unvergess­liche ­Momente aus dem filmisch seit Jahren ­immer wieder herausragenden Island mit seinen 350.000 Einwohnern.

Under the Tree ISL/DK/POL/D 2017, 89 Min., R: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson, D: Steinþór Hróar Steinþórsson, Edda Björgvinsdóttir, Start: 16.5.

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