Familiendrama

„Verlorene“ im Kino

Missbrauchsdrama mit starker Maria Dragus

W-Film

Der deutsche Regisseur Felix Hassenfratz (Jahrgang 1981) nimmt uns in seinem Kino-Debüt mit in ein, wie er es nennt, „süddeutsches Siebenhundertseelen-Dorf“. Eingefangen hat Hassenfratz „Verlorene“ in der Nähe seines Heimatdorfes im badischen Kraichgau. Das Drehbuch zum Film war von Beginn im Dialekt der Region verfasst. Die starke lokale Verortung prägt den Erstling denn auch gleichsam von der ersten Minute an.

Hassenfratz erzählt von einer dreiköpfigen Familie – zwei Schwestern, die ungleicher kaum sein könnten, sowie der von Clemens Schick verkörperte Vater. Nach dem frühen Tod der Mutter, deren Abwesenheit der 90-Minüter immer wieder auf schmerzhafte Art spürbar macht, ist der 18-jährigen Maria (Maria Dragus) die Aufgabe zugefallen, für so etwas wie familiären Zusammenhalt zu sorgen. Während sich der wortkarge Vater als Zimmermann verdingt, hegt Marias kleinere Schwester Hannah längst den Plan, der örtlichen und familiären Enge ein für allemal den Rücken zu kehren.

Erst nach und nach offenbart Hassenfratz dem Kinobesucher, auf welch fatale Weise der Vater Marias Bereitschaft, die verstorbene Mutter zu ersetzen, auszunutzen gewillt ist. Vor allem Maria Dragus prägt den Film – einen Film, der abschnittsweise an ihre bisher vielleicht prägnanteste Kinorolle denken lässt: ihren letztjährigen Auftritt als blinde Pianistin Maria Theresia Paradis in Barbara Alberts Drama „Licht“. Auch diesmal spielt Musik eine gewichtige Rolle, gleich eine der ersten Szenen zeigt Dragus an einer Kirchenorgel. Seine Premiere feierte Hassenfratz in der Nachwuchsreihe der Berlinale. In Sachen Eindringlichkeit vermochte bei der Perspektive Deutsches Kino 2018 kaum eine andere Erzählung mit „Verlorene“ mitzuhalten.

Verlorene D 2018, 91 Min., R: Felix Hassenfratz, D: Maria Dragus, Anna Bachmann, Clemens Schick, Start 17.1.

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