Nachtleben

Corona-Lockerungen im März: Was heißt das für Berliner Clubs?

Die am 16. Februar beim Bund-Länder-Treffen beschlossenen Corona-Lockerungen mögen besonders das Berliner Nachtleben erfreuen. Zu dem Stufenplan gehört nämlich auch die lang ersehnte Wiedereröffnung der Berliner Clubs. Was bekannt ist, wie, wann und wo gefeiert werden darf und welche Probleme es gibt, erfahrt ihr hier.

Endlich wieder Party im SchwuZ? Danke der Corona-Lockerungen scheint es bald wieder möglich zu sein. Foto: Guido Woller

Corona-Lockerungen im März: Ab dem 4. März dürfen Clubs wieder öffnen

Beim Bund-Länder-Treffen am Mittwoch sind weitreichende Lockerungen der Corona-Maßnahmen beschlossen worden. Was die Freund:innen des Berliner Nachtlebens dabei ganz besonders freuen dürfte: Ab dem 4. März dürfen, dem Beschlusspapier von Bund und Ländern zufolge, die Clubs wieder öffnen. Aber was heißt das nun konkret? Da wird es schon komplizierter. Die Beschlüsse von Bund und Ländern lassen Interpretationsspielräume. Das ist kein Fehler, sondern pure Absicht. Denn die exakten Regelungen sollen dann die jeweiligen Bundesländer formulieren, je nach Lage dort vor Ort.

Für Berlin dürfte das heißen: Erst nächsten Dienstag, am 22. Februar, wenn der Senat wieder regulär tagt, dürften wir genauer wissen, unter welchen Bedingungen die Clubs dann wieder öffnen dürfen. Eine außerplanmäßige Sitzung des Senats dazu ist vorerst nicht geplant. Und auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat bisher nichts Konkretes zu den Clubs verlauten lassen bei ihrer Pressekonferenz. Schade eigentlich.

Clubs während Corona: Feiern wahrscheinlich unter 2G+ möglich

Womit zu rechnen ist: Dass die Clubs mit 2G+ öffnen – also nur für Geimpfte und Genesene, plus tagesaktuellem Schnelltest oder Booster-Impfung. Das wird zwar einige ärgern, dürfte für die meisten Clubs aber ganz gut zu bewältigen sein. Wo es schon schwieriger wird: Welche Auslastung gestattet man den Clubs, sprich, wie viele Leute dürfen sie reinlassen? 40 Prozent ihres normalen Maximums? 60 Prozent? In der Branche sagen viele, dass erst ab einer Auslastung von rund zwei Dritteln, also circa 66 Prozent, das Geschäft rentabel wird.

Hinzu kommt: Tatsächlich dürfen die Berliner Clubs ja zurzeit eh schon öffnen, bei Indoor-Veranstaltungen für bis zu 200 Menschen. Getanzt werden darf nicht, aber Lesungen beispielsweise sind möglich, mit Maske und Abstand. Das Kiezbingo am 8. März im SO36 sollte also kein Problem sein. Aber: Je nachdem, welche Auslastung der Berliner Senat den Clubs ab dem 4. März gestattet, sind das dann möglicherweise, wenn man es konkret für einen Club ausrechnet, sogar weniger als 200 Leute. Oder nur unbedeutend mehr. Könnte bedeuten, dass die Lockerung ab dem 4. März gar nicht so locker ist – und im Einzelfall keine Vorteile mit sich bringt für einen Club. Außer: es dürfte wieder getanzt werden.

Tanzverbot: „Ein Club ohne Tanzen ist wie Sauna ohne Schwitzen“

Aber auch das mit dem Tanzen steht noch in den Sternen. Denn dazu müssten, damit es Sinn ergibt und Spaß macht, die Abstands- und die Maskenpflicht entfallen in den Clubs. „Ein Club ohne Tanzen ist wie eine Sauna ohne Schwitzen“, sagt Lutz Leichsenring, der Sprecher der Clubcommission Berlin. Eigentlich auch naheliegend, dass der Berliner Senat das ebenso sieht. Sollte man meinen. Was dem jedoch entgegensteht: Das Beschlusspapier von Bund und Ländern sieht, sogar nach dem 20. März (wenn eine weitere Lockerungsstufe inkraft treten soll), vor, dass Maskenpflicht und Abstandspflicht in Innenräumen aufrechterhalten bleiben. Wird es eine Sonderregel für die Clubs geben? Es wäre zu hoffen – und ließe sich ja auch damit begründen, dass hier dann (anders als in x-beliebigen Innenräumen) 2G+ gelten würde.

Gesetzt den Fall, dass der Berliner Senat bei den Regeln für die Berliner Clubs großzügig sein sollte (vielleicht schon allein, da das Nachtleben ein wichtiger Wirtschafts- und Image-Faktor für Berlin darstellt), stehen die Clubs nichtsdestotrotz vor einer organisatorischen Mammut-Herausforderung: So ein Profi-Club ist keine improvisierte WG-Party. Man braucht geschultes Personal. DJs. Techniker:innen. Bar-Leute. Türsteher:innen. Zumal diese Leute dann auch noch die Einhaltung der 2G+-Regelung sicherstellen müssten.

Die Vorstellung, dass nach nahezu zwei Jahren De-Facto-Club-Schließung, alle Leute, die vormals in Clubs gearbeitet hatten, froh sind, ihren alten Job über Nacht wieder zu bekommen, wäre sehr naiv. Viele haben sich neue Jobs gesucht, verständlicherweise, aus denen sie nicht von heute auf morgen wieder rauskommen. Oder es vielleicht auch gar nicht wollen, allein schon weil andere Branchen weniger prekär bezahlen. Für so manche DJs, die zurzeit im Test- oder im Impfzentrum jobben, ist das der bestbezahlte Job ihres Lebens. Im Herbst hatten wir über die Probleme eines schnellen Re-Openings mit Schwuz-Chef Marcel Weber gesprochen.

Corona-Lockerungen im März: Die Entscheidung liegt beim Berliner Senat

Schwierig bleibt es auch bei Club-Konzerten; für so manchen Club unter der Woche ein wichtiges Nebenstandbein, um rentabel zu bleiben, neben den Partys am Wochenende. Doch kaum internationale Acts machen zurzeit Tournee-Station in Berlin. Dafür kann die Berliner Politik nichts, sondern das liegt schlicht daran, dass internationale Konzert-Tourneen den meisten Acts zurzeit zu heikel sind: In jedem (Bundes-)Land gelten eigene Regelungen, die sich, jede Woche aufs Neue, wieder ändern könnten; mit der Folge, dass umfangreich geplante Konzerte dann wieder abgesagt werden müssten. Das ist den meisten zu riskant.

Und dieses Dilemma trifft natürlich auch die Partys: Im Oktober hatten viele Berliner Clubs ja kurzzeitig mit Tanzbetrieb geöffnet – nur um dann wenige Wochen später wieder schließen zu müssen. Hieß auch: Das einbestellte Personal musste abermals nach Hause geschickt werden. Werden die Clubs ein solches Risiko noch mal eingehen? Wahrscheinlich schon, denn die Corona-Zahlen machen ja Mut aktuell, und da wird der Frühling ziemlich sicher zusätzlich noch helfen.

Jetzt muss nur noch der Berliner Senat am Dienstag nächster Woche entsprechend entscheiden: dass das Frühlingserwachen auch ein Revival der Berliner Clubs wird. Bis dahin sitzen die Clubs auf heißen Kohlen und schwitzen hinter den Kulissen. Apropos: Die Saunas haben längst wieder geöffnet.


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