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Interview

Rainald Grebe über sein Waldbühnen-Konzert, Hertha und seinen Gesundheitszustand

Rainald Grebe feiert seinen 50. Geburtstag mit einem Konzertspektakel in der der Waldbühne (nach). Wir sprachen mit dem Liedermacher und Comedian über Hertha BSC, prominente Gäste und seinen Gesundheitszustand.

Rainald Grebe wurde 1971 in Köln geboren und lebt seit den 1990ern in Berlin, er ist  Grebe wurde u.a. mit Songs wie „Brandenburg“ und „Prenzlauer Berg“ bekannt. Foto: Gesa Simons 
Rainald Grebe wurde 1971 in Köln geboren und lebt seit den 1990ern in Berlin, er wurde mit Songs wie „Brandenburg“ und „Prenzlauer Berg“ bekannt. Foto: Gesa Simons 

Rainald Grebe: „Das Herz schlägt eher für Köln oder sogar gegen Hertha“

tipBerlin Herr Grebe, Sie sind gebürtiger Kölner, leben aber sehr lange in Berlin, wie ging es Ihnen neulich, als der FC die Herthaner in die zweite Liga geschossen hat?

Rainald Grebe Das ist schon okay, die Kölner sind doch ganz gut gerade, und dass die Herthaner weg sind, stört mich überhaupt nicht. Das Herz schlägt eher für Köln oder sogar gegen Hertha. Das alte West-Berlin ist nichts für mich, da ist einiges schief gegangen.

tipBerlin Hört man Ihre Lieder, kommt man aber schon darauf, dass Sie Berliner Lokalpatriot sind. Oder ist das falsch?

Rainald Grebe Doch, das schon. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Aber Hertha ist schwierig. Anfang der 1990er-Jahre, da war ich gerade in der Stadt angekommen, habe ich mal einen Studentenjob über die Arbeitsvermittlung Tusma gemacht und war für einen Tag Ordner bei Hertha. Zweite Liga. Da hat sich ein gegnerischer Spieler mit einer sehr theatralischen Schwalbe hingelegt und aus dem Hertha-Fanblock erklang: „Jude! Jude!“ Väter und Söhne unisono. Und ich stand als Hänfling mit meinem Ordner-Leibchen daneben, das war denkwürdig. Mit Berlin und dem Umland bin ich mittlerweile aber sehr verwachsen.

„Rheinland Grapefruit“: Rainald Grebes halb erfundene Autobiografie

tipBerlin Ihre bebilderte Autobiografie trägt dennoch das Rheinland im Titel: „Rheinland Grapefruit“.

Rainald Grebe In der Schule war „Rheinland“ mein Spitzname. Das Buch ist aber nicht einfach nur meine Autobiografie, in der ich erzähle, mit wem ich alles Kokain geschnupft habe oder im Bett war, es sollte Literatur sein. Erfundene Sachen. Es geht auch um das wahre Leben, aber man weiß nie, was stimmt und was nicht. Also ich weiß es, der Leser aber nicht.

tipBerlin In dem Buch berichten Sie über „dunkle Wolken“, die sich Ihnen ins Gehirn schieben. Sie sprechen auch öffentlich über Ihre Schlaganfälle und Vaskulitis, eine unheilbare Autoimmunerkrankung, an der Sie leiden.

Rainald Grebe Die „dunklen Wolken“ waren das Blut, das ins Hirn austrat. Da ging gar nichts mehr. Es stimmt, das thematisiere ich, mein Arztbrief ist öffentlich. Ich rede einfach und das spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben und auch in einigen Liedern wie „Der Tod“ von meinem letzten Soloalbum „Popmusik“.

tipBerlin Wie geht es Ihnen gerade?

Rainald Grebe Gerade muss ich viel schlafen, was scheiße ist, wenn man etwas vorbereiten muss. Ich kann nicht den ganzen Tag etwas tun. Das schränkt sehr ein, auch in der Arbeit. Ich habe mich da gerade durchgequält und habe es geschafft und dachte, es geht besser. Im Winter. Aber jetzt denke ich wieder, es geht schlechter. Ein Hin und Her. Ich hoffe, dass die Nachwirkungen vom Schlaganfall nachlassen. Aber ich muss mich daran gewöhnen, dass ich nur halb da bin.

tipBerlin Und wie funktioniert das mit der Kreativität?

Rainald Grebe Das weiß ich eben nicht. Ich habe ein Theaterstück gemacht, das ging, im Kopf bin ich relativ klar, die Synapsen sind nicht zerstört, der Körper macht aber nicht mehr mit. Im Herbst will ich ein neues Programm schreiben, mal sehen, wie das läuft.

Rainald Grebe: „Ich bin plötzlich 30 Jahre älter geworden“

tipBerlin Ende Juli feiern Sie mit einem Konzert in der Waldbühne Ihren 50. Geburtstag nach, der ist nun auch zwei Jahre her. Kommt zu den Sorgen um Ihre Gesundheit nun auch der Kummer über das Älterwerden hinzu?

Rainald Grebe Älter werden? Ich weiß nicht. Gerade war ich mal wieder nach langer Zeit auf einer Party und wie ich mich da auf der Tanzfläche bewegt habe, das war grauenvoll. Das Älterwerden ist eher rapide bei mir. Mein Vater ist 92 und der geht jetzt am Rollator und ich ging letztes Jahr am Rollator. Ich bin plötzlich 30 Jahre älter geworden.

tipBerlin Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen Ungerechtigkeit widerfährt?

Rainald Grebe Bei wem soll ich mich denn beschweren? Ich nehme es hin, aber es ist hart. Auch weil nun mein Beruf des Rock’n’Rollers, den ich mir ausgesucht habe, in die Ferne rückt.

tipBerlin 50. Geburtstag, großes Jubiläumskonzert, in diesem Jahr wurden Sie mit dem Göttinger Elch für „ein Lebenswerk satirischer Provenienz und/oder eine satirische Mehrfachbegabung“ geehrt. Kommt nun die Zeit für Rückblicke?

Rainald Grebe Gerade wurde ich auch noch als Schirmherr für ein Liederfestival angefragt. Gut, oder? Ich soll da nicht auftreten, sondern Schirmherr sein. Das mit dem Lebenswerk ist schon etwas komisch, auf der anderen Seite bekomme ich gerne Preise und es gibt sehr viele Preise im Land und scheinbar nicht genug Leute, die sie bekommen könnten.

Rainald Grebe: „Wir haben kein echtes Feuerwerk, sondern Öko-Feuerwerk aus Holz“

tipBerlin Die Show in der Waldbühne soll ein Mega-Ereignis werden. Was wird dort passieren?

Rainald Grebe Wir haben zum Beispiel kein echtes Feuerwerk, sondern Öko-Feuerwerk. Aus Holz. Das hatten wir 2011, bei dem Konzert zu meinem 40., auch schon mal. Eine gute Nummer ist das. Es kommen viele Gäste, auf die ich mich natürlich alle freue. Ich muss das alles zusammenführen und sehr viel telefonieren, damit die Leute zueinander finden. Letzte Woche war ich bei dem bekannten Rapper Alligatoah, dann kommt ein Streichquartett aus Köln oder der Chor der Charité, Bodo Wartke singt ein Lied, da singe ich vielleicht mit, dann kommen die Trompeter dazu. Fil habe ich auch eingeladen, mit einem Song über Essenskuriere, den ich auf Youtube gesehen habe und wirklich lustig fand. Es ist ja selten genug, dass ich mal lache, aber in dem Fall war das so. Das wird ein bunter Abend.

tipBerlin Ein bunter Abend, der unter dem Motto „Wald“ steht und mit dem Sie Geld für ein Mischwaldprojekt in Brandenburg sammeln. Wie kam es dazu?

Rainald Grebe Waldbühne und Wald, das passt doch, dachte ich. Dann habe ich eine Frau kennengelernt, die weltweit Waldprojekte macht. Aufforstung. Es gab dann eine Frau, die ein Stück Kiefernwald in Bugk in der Nähe von Königs Wusterhausen besitzt und dieses Waldstück hat sie dem Verein überlassen. Da werden jetzt Laubbäume, Traubeneichen, Rosskastanien und so ausgepflanzt, damit dort ein Mischwald entsteht. Der zuständige Förster kommt mit dem Jagdblasensemble auch zum Konzert und dort treten die auf. Das ist sehr sympathisch, dass man diese unterschiedlichen Leute dort auf einer Bühne hat.

tipBerlin Was macht Rainald Grebe nach dem Konzert in der Waldbühne?

Rainald Grebe Den Sonntag nach dem Konzert habe ich schon geplant: Da lege ich mich hin und mache nichts und den Tag danach fahre ich nach Brandenburg und lege mich wieder hin.

  • Halleluja Berlin mit Rainald Grebe, Alligatoah, Anna Mateur, René Marik, Fil, Bodo Wartke uvm., Waldbühne, Sa 29.7., 19 Uhr, VVK: ab 57,50 €. Mehr Informationen gibt es hier

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