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„bauhaus imaginista“ im Haus der Kulturen der Welt

Die wechselseitige Beeinflussung von Bauhaus-Ideen und Gestaltung weltweit zeigt „bauhaus imaginista“

bauhaus imaginista Hannes Meyer Skizze in einem Dummy für ein Bauhausbuch, n. D., zwischen 1949 und 1954 gta Archiv / ETH Zürich © Erben von Hannes Meyer

Dass es nie verkehrt ist zu reisen, um die eigenen, meist westlichen Verhältnisse besser einzuschätzen, ist bekannt. Der Horizont weitet sich, der Blickwinkel ändert sich. So ähnlich muss man sich das „bauhaus imaginista“-Ausstellungsprojekt vorstellen, das jetzt im Haus der Kulturen der Welt zu sehen ist. Die Kuratorinnen Marion von Osten und Grant Watson sind dafür, mit Hilfe des Goethe-Instituts, nach Asien, Südamerika und Afrika gereist. Nicht, um den schon oft beschriebenen Emigrationsspuren der Bauhaus-Meister ab 1933 zu folgen, sondern sie haben vor Ort recherchiert und in Workshops eruiert, was es für die einzelnen Länder bedeutet hat, dass da aus Deutschland ein radikal neuer Ansatz für Kunst und Kultur kam – und wie der mit den schon vorhandenen Strukturen interagiert hat.

Um diese jahrelangen Recherchen in eine Ausstellungsform zu gießen, haben die beiden dann vier Arbeiten aus dem frühen Bauhaus-Kosmos ausgewählt und sie sowohl mit aktuellen Positionen abgeglichen als auch vier Ausstellungskapital darum herum kuratiert. So wird der Ausstellungsteil „Learning From“ mit einer Arbeit von Paul Klee eröffnet. Ein nordafrikanischer Teppich, von Bauhaus-Meister Klee 1927 gezeichnet, führt zu traditionellem Handwerk, auf das Bauhäuslerinnen wie Anni und Josef Albers später nach ihrer Emigration in die USA bei vielen Reisen nach Mexiko zurückgegriffen haben. Damit wiederum haben sie in ihrer neuen Heimat USA den Bauhaus-Gedanken, dass es keinen Gegensatz zwischen akademischer und indigener Kunst geben sollte, etablieren können.
Man erkennt daran gut, dass die Entwicklungen und Wechselwirkungen zwischen Bauhaus, Ausland und neuer Heimat oft verästelt sind. Der Anspruch dieses Ausstellungsprojekts war, das zu nachzuzeichnen, nicht eine weitere Architekturausstellung zu kuratieren – und das geht auch in den meisten Fällen auf.

Wo es etwas komplizierter wird, kann im HKW immer noch die zeitgenössische Kunst weiterhelfen. Zum Beispiel beim Ausstellungsteil „Moving away“, wo Marcel Breuers in einer Collage festgehaltene Entwicklung seines legendären Stuhls vom ersten Protoyp bis zum Industrieprodukt stellvertretend stehen soll für die gestalterische und gesellschaftliche Transformation, die Länder außerhalb des westlichen Kontexts wie die Sowjetunion durchlaufen haben.

Hier steht mitten im Raum eine große beton- und drahtbasierte Installation von Alice Creischer, die an den lange vergessenen Philipp Tolziner erinnert, einst enger Mitarbeiter des mit viel Ärger 1930 entlassenen Bauhaus­direktors Hannes Meyer in dessen Moskauer „Rotfront“-Bauhaus-Brigade. Tolziner musste nach stalinistischen Säuberungen zehn Jahre in einem Gulag verbringen, und Creischers Arbeit, eine von mehreren zeitgenössischen Positionen im HKW, zeichnet sein wechselvolles Leben in der UdSSR eindringlich nach.

Sie wolle kein neues Meister-Narrativ erzählen, hat Kuratorin Marion von Osten über die Ausstellung gesagt. Aber das heißt nicht, dass gerade die unbekannteren Bauhäusler und deren Schicksale in „bauhaus imaginista“ nicht vorkommen.

Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Mo–Mo 11–19 Uhr, bis 10.6., Eintritt 9/ erm. 7 € 3325

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