Kunst

Aktuelle Ausstellungen in Berlin: Neue Kunst-Tipps und letzte Chancen

Die wichtigsten Ausstellungen in Berlin: Die Kunstwelt ist immer in Bewegung. Was es Neues gibt, was sich weiter lohnt und wo ihr noch unbedingt hin müsst, bevor es zu spät ist, lest ihr hier. Claudia Wahjudi und Ina Hildebrandt geben Tipps für neue Kunst und aktuelle Ausstellungen in Berlin – und für letzte Chancen, bevor es zu spät ist.


Neue Ausstellungen

Welche Ausstellungen sind gerade neu? Hier lest ihr, was in der Kunstwelt neu eröffnet wurde und was wir kürzlich besucht haben.


Preisträgerin GASAG 2024: "Mariechen Danz. edge out“ in der Berlinischen Galerie

Ausstellungsansicht „Mariechen Danz. edge out“, Berlinische Galerie, © Foto: Benjamin Pritzkuleit

Fußspuren zieren die großen, weißen Wände der Eingangshalle der Berlinischen Galerie und führen zu handgefertigten Lehmziegeln, daneben hängen an Sternkarten erinnernde Schablonen, gläserne Organe und ein gigantisches Messinstrument – In der Grundzusammenstellung schon beeindruckend, bemerkenswert wird es aber vor allem durch die Nutzung des Lichtes und die daraus entstehenden Schatten in der hohen Halle. Die in Dublin geborene und in Berlin arbeitende Künstlerin Mariechen Danz ist diesjährige Preisträgerin des Kunstpreises GASAG, der künstlerische Positionen an der Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft und Technik auszeichnet. Zum Gewinn des Preises gehört eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie. „edge out“ erzählt mit futuristischen Fossilien von den (zukünftigen) Spuren des Menschen, von Danz geschaffen mit einer einzigartigen Mischung aus Anatomie und Kartographie. Anlässlich der Ausstellung werden bis zum 14. Oktober im IBB Videoraum der Berlinischen Galerie auch zwei Videoperformances von Mariechen Danz gezeigt.

  • Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124-128, Kreuzberg, Mi-Mo 10-18 Uhr, 10/6€, bis 31.3.2025

„Träum weiter – Berlin, die 90er“ – Jubiläumsausstellung zu 35 Jahre OSTKREUZ im C/O Berlin

Annette Hauschild, Verhüllter Reichstag, letzte Nacht, Berlin, 1995 © Annette Hauschild/OSTKREUZ. Für den verhüllten Reichstag: Christo und Jeanne-Claude, Verhüllter Reichstag, Berlin, 1971–1995 © Christo and Jeanne-Claude Foundation, VG Bild-Kunst, Bonn, 2024

Vom Mauerfall bis zur Eröffnung des Bundeskanzleramts, von ausrangierten sowjetischen Militärflugzeugen im Innenhof des Kunsthaus Tacheles bis zu Porträts des Neonazis „Bomber“ am Familientisch vor Reichskriegsflagge: Die Fotograf:innen der Agentur OSTKREUZ rund um Sibylle Bergemann, Ute und Werner Mahler, Thomas Sandberg und Co. lieferten als fotografische Zeitzeugen das visuelle Begleitprogramm zum turbulenten Berlin der 1990er Jahre. Die DDR-Fotograf:innen gründeten OSTKREUZ 1990, zum 35. Geburtstag widmet das C/O Berlin ihnen nun eine große Ausstellung. Darin wird mit Fotoserien der einzelnen Künstler:innen in Etappen etwa von Währungsunion, Aufstieg und Fall des Ibrahim Böhmes und dem Aufkeimen einer neuen Kulturszene zwischen Technobässen und Frank Castorf erzählt. Schön wäre es gewesen, wenn in der Ausstellung mehr auf die Geschichte von OSTKREUZ selbst eingegangen worden wäre - so erzählt „Träum weiter – Berlin die 90er“ vor allem vom Berlin, aber nicht den Fotograf:innen der 1990er. Das ist nicht unbedingt neu, in der komprimierten Qualität der Fotografien aber gut genießbar. 

  • C/O Berlin Hardenbergstr. 22-24, Charlottenburg, Mo-So 11-20 Uhr, 12 / 6€,  bis 22.1.2025

Tracey Snelling – „How We Live“ im Haus am Lützowplatz

Installation „How We Live“ at Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin. Fotos: Tracey Snelling

Im Miniatur-Mäusebunker tanzt Mickey Mouse und in der Fassade eines trostlosen amerikanischen Gewerbegebäudes interviewt Borats Tochter Rudy Giuliani – eine Szene aus dem Kultfilm „Borat 2“. Die in Berlin arbeitende Künstlerin Tracey Snelling paart in „How We Live“ popkulturelle Referenzen mit äußerst detailverliebten Puppenstuben. Im Haus am Lützowplatz ist nun die bisher umfangreichste Solo-Schau ihrer Werke zu sehen, mit vielen Berliner Nachbauten – neben dem „Mäusebunker“ werden auch die „Südblöcke“ am Kottbusser Tor oder das Haus Badstraße/Ecke Pankstraße mit dem berühmten Boateng-Graffiti gezeigt – und Gebäuden aus den USA, Italien, China oder Japan. Meist sind es gigantische Wohnblöcke und in vielen der unzähligen kleinen Fenstern läuft ein Video – genauso wie in echt hinter jedem Fenster der Betondörfer ein Menschenleben steckt. Snelling möchte mit ihren dreidimensionalen Wimmelbildern so auf soziale Fragen des Zusammenlebens hinweisen und wirkt der Anonymisierung der riesigen Sozialwohnanlagen entgegen. Ein besonderer Fokus liegt neben Berliner Gebäuden übrigens auf Tokio – dort entführt uns Snelling in einem lebensgroßen Nachbau in ein "Love Hotel".

  • Haus am Lützowplatz Lützowpl. 9, Tiergarten, Di-So 11-18 Uhr, kostenlos, bis 9.2.2025

Alfredo Jaar und Nina E. Schönfeld im Kindl

Nina E. Schönefeld, RIDE OR DIE, 2024,Videostill Foto: © Nina E. Schönefeld

Der Ausstellungstitel verheißt nichts Gutes: „The End of the World“, das Ende der Welt, will man eigentlich nicht sehen, neugierig macht es aber schon, wie sich Künstler Alfredo so ausmalt. Und das überrascht. Warum? Wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel:E geht um die wichtigsten kritischen Rohstoffe wie Lithium und Kobalt, ohne die unsere digitalisierte und umwelttechnologisierte Zukunt nicht aufgeht, was wiederum verheerende Auswirkung jetzt schon hat. Düstere Zukunftsaussichten präsentiert uns auch Nina E. Schönfeld in der Videoinstallation„RIDE OR DIE“: Im Jahr 2039 regiert ein totalitärer und undemokratischer Staat die Gesellschaft mit dem Schlagstock. Die Protagonist:innen sind ein Journalist:innen-Ehepaar und sind entschlossen, kompromisslos für einen freien Staat zu kämpfen.

  • Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst Am Sudhaus 3, Neukölln, Mi 12–20/ Do–So 12–18 Uhr, 7/4 €, bis 1.6.25

Letzte Chance: Diese Ausstellungen enden bald

Diese aktuellen Ausstellungen in Berlin sind nicht mehr lange zu sehen. Nutzt die Chance, sie an den letzten Tagen zu besuchen.


Andy Warhol: „Velvet Rage and Beauty“ in der Neuen Nationalgalerie

Ausstellungsansicht „Andy Warhol. Velvet Rage and Beauty“, Neue Nationalgalerie, 7.6. – 6.10.2024 © 2024 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York / Foto: David von Becker / Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin. Foto: David von Becker

Man denkt ja, man kennt Andy Warhol: die Suppendosen-Bilder, die Brilloboxen, das feministisch motivierte Attentat von Valerie Solanas auf den Künstler. Doch die aktuelle Ausstellung der Neuen Nationalgalerie schaut hinter die Marke Warhol. Im gesamten Erdgeschoss sind zarte Zeichnungen, Drucke, Fotos, kleine Polaroids und Filme zu sehen, die einen stetig suchenden Künstler vorstellen: suchend nach schönen, jungen Männern, nach Begegnung und Nähe, nach seiner Identität – und nach Möglichkeiten, Homosexualität darzustellen, als diese in Praxis und Abbildern noch unter Strafe stand. Das ist schön und übersichtlich gemacht, und es war bestimmt nicht einfach, all diese Leihgaben zu erhalten. Doch einige Informationen mehr über die Situation von LGBTQ-Personen in New York und den USA wären hilfreich, um Warhols Werk besser historisch lesen zu können.

  • Neue Nationalgalerie Potsdamer Str. 50, Di–So 10–18, Do bis 20 Uhr, 14/ 7 €, bis 18. J., TLE + 1. So/ Monat frei +Do ab 16 Uhr frei, bis 6.10.

„Be here now – Die Nominierten zum Kunstpreis 2024 stellen aus“ im Haus am Kleistpark

Wanda Stolle vor ihrem Werk „in between“ (Holz, Kreidegrund, Grafit, 2024). Foto: Holger Biermann

Das war eine schwungvolle Preisverleihung: 16 Künstler:innen standen auf der Shortlist für den mit 5.000 Euro dotieren Kunstpreis des Hauses am Kleistpark. Und weil es so heiß am Abend jenes 29. Augusts war, verkündete der Juryvorsitzende Christoph Tannert die Gewinnerin im kühlen Treppenhaus. So hatte das Publikum von allen Etagen gute Sicht auf Wanda Stolle (Foto). Die Berliner Bildhauerin zeigt in der Ausstellung der Nominierten ein Spruchband, wie es im Mittelalter in Bücher gemalt wurde, jedoch aus Holz, vergrößert auf über zwei Meter und mit Grafit glänzend grauschwarz gefärbt. Und es kommt ohne Worte aus - einfach mal ruhig sein. Die 15 weiteren Arbeiten lohnen ebenfalls den Besuch: von Malerei bis Performance sind fast alle Gattungen und vom Pinsel bis zu Künstlicher Intelligenz viele Werkzeuge vertreten. Und auch Evgenija Wassilews Bilder vernichten Worte: Ihre geklebten, collagierten, gerissenen und auf Sehtest-Größe verkleinerten Texte ergeben ein wellenförmiges, grauweißes Rauschen.

  • Haus am Kleistpark Grunewaldstr. 6/7, Schöneberg, Di-So 11-18, Do 10-18 Uhr, www.hausamkleistpark.de, bis 6.10., Finissage: 6.10., 16 Uhr mit den Ausstellenden und Kunsthistorikerin Diana Thun

„Galli. Seht zu wie ihr zurechtkommt“ im Palais Populaire

Galli: "Schlachtenseerosen am 8. Juni 1986", 1986, Buntstift, Kohle auf Papier, 48 x 64,5 cm
Courtesy the artist and Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin © Galli

Pilze, Sonnen, Häuser und Stühle mit Armen und Beinen: Gallis Gemälde und Zeichnungen lassen an Märchen und Kinderbücher denken. Nachdem die Saarländische Galerie die Berliner Malerin anlässlich deren 80. Geburtstag als Vertreterin einer neoexpressiven Körperlichkeit gewürdigt hat, folgt das Palais Populaire mit einer Ausstellung, die den erzählerischen Strang in Gallis Werk betont. Die Schau kommt frisch aus dem niedersächsischen Kunstmuseum Schloss Derneburg und ist von Kuratorin Annabell Bauer für die verschachtelten Räume des Palais Populaire gut angepasst worden. Auf einen Raum mit später Malerei folgt ein Saal mit Zeichnungen und bisher nicht gezeigten Papierplastiken. Im Untergeschoss liegen Gallis Künstlerinnenbücher aus und hängen, als Höhepunkt, rund 90 filigran vollgezeichnete und beschriebene Karteikarten, und zwar so, dass sich jede von beiden Seiten betrachten lässt. Hier finden sich auch Gemälde, mit denen Galli in den 1980er-Jahren den West-Berliner Maler-Paschas die Stirn bot, darunter ein Bild, das eine Figur mit blutenden Armstümpfen zeigt. Der Körper als Schlachtfeld: Galli setzt sich mit dem auseinander, was Menschen anderen Menschen und sich selbst antun – und mit diesen Bildern von Gewalt und Traumata bleiben auch ihre älteren Arbeiten aktuell.

  • Palais Populaire Unter den Linden 5, Mi–Mo 11–18 Uhr, 5/ 3 €, bis 18 J., Mo + 1. So/ Monat frei, palaispopulaire.db.com, bis 7.10.

JosèfaNtjam: „FuturisticAncestry:WarpingMatterandSpace-time(s)“ im Fotografiska

Josèfa Ntjam, MARTH, 2023, still video #2. Foto: ADAGP, Paris, 2023

Futurismus und Vergangenheit fusionieren auch bei Josèfa Ntjam Einzelausstellung im Fotografiska. Die französische Künstlerin wird gerade auf der Venedig Biennale von der Berliner Institution LAS präsentiert und vertritt mit ihrer Kunst sehr viel, das den aktuellen Zeitgeist und Kunstdiskurs bestimmt: der Rückfgriff auf futuristische Ästhetiken der Vergangenheit in Kombination mit zeitgenössischen Formen wie etwa Videospielen, Kritik am Kolonialismus, Aufbrechen gegenwärtiger Herrschaftsansprüche, Vororten von wahrer Identität in indigenen Praktiken wie Ahnenkult und dem intensiven Blick auf die Natur, um von ihren Heilungs- und Widerstandsmechanismen für das menschliche Leben zu lernen. Die Themenvielfalt spiegelt sich ind er Medienvielfalt wieder von Videoinstallationen, Skulpturen bis Fotomontagen auf Plexiglas und Aluminium. Eine ansprechende visuelle Erfahrung, der wichtige Themen zugrunde liegen, die sich aber sehr brav in die aktuelle Form-und Diskurswelt einreiht. (Bis 6.10.)

  • Fotografiska Museum Berlin Oranienburger Str. 54, Mitte, tägl. 10–23 Uhr, ab 14 €/ ermäßigt 8 €, Website

Alexandra Pirici: „Attune“ im Hamburger Bahnhof

Blick in Alexandra Piriciss Ausstellung mit Performance im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, 2024, Courtesy die Künstlerin, Hamburger Bahnhof und Audemars Piguet /Foto: Edi Constantin

Am schönsten ist der Gesang. Die Akustik der Bahnhofshalle trägt ihn weit: Eine trainierte Stimme allein kann ihn füllen. Jeden Tag führen die Mitglieder von Alexandra Piricis Ensemble Gesang, Bewegung und Tanz auf, zwischen Mineralien und anderen Stoffen, die in Glaskolben chemisch und physikalisch aufeinander reagieren. Und das ist dann auch schon die Botschaft: Mensch und Natur verhalten sich gar nicht so unterschiedlich, auch, weil Menschen ja aus nicht viel anderem bestehen als Wasser, Aminosäureketten und einigen Mineralien. Beide interagieren, verändern sich, bilden neue Formationen. Alexandra Pirici, die von Bukarest nach München kam und 2017 im rumänischen Pavillon der Venedig-Biennale ausstellte, bläst diese Fakten zu Bahnhofsgröße auf, wo sie teils wunderschön anzusehen sind. Nur spielen dürfen Kinder in dem Sand nicht.

  • Hamburger Bahnhof Invalidenstr. 50–51, Tiergarten, Di, Mi, Fr 10–18, Do bis 20 Uhr, Sa/ So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, Familiensonntage: 10 € pro Familie, bis 18 J., TLE + 1. So/ Monat frei, 25.4.–6.10.2024

Aktuelle Ausstellungen: Diese Schauen laufen gerade

Hier kommt der große Überblick über alles, was wir derzeit in der Berliner Kunstwelt empfehlen: die Ausstellungen, die noch eine Weile laufen und sich lohnen.


„Hip-Hop: Conscious, Unconscious“ im Fotografiska Berlin

Mehr als hitverdächtig: „Salt n Pepa Lower East Side NYC (1986)“, Fotografie von Janette Beckman.

„Hip-Hop war sich anfangs seiner selbst nicht bewusst. Es ging einfach darum, dass junge Menschen ihr Leben lebten, sich so kleideten, wie sie es taten, versuchten, sich mit begrenzten Mitteln zu unterhalten und eine Ästhetik zu schaffen, die unter ihnen Anklang fand“, sagt Kurator Sacha Jenkins über die aktuelle Ausstellung im Fotografiska Museum. Es geht um die legendären Gründungszeiten, beschränkt sich aber längst nicht darauf. Den Porträts der frühen Acts, allesamt auf der Straße aufgenommen, folgen aufwendige Studioproduktionen. Queen Latifah etwa ist 1990 als royale Schönheit mit viel Schmuck und in einer Haltung inszeniert, die an die legendäre ägyptische Königin Nofretete erinnert. Die Ausstellung war zuvor in New York zu sehen und wird in Berlin, wo sie kurz nach der Art Week beginnt, um einen lokalen Teil unter anderem mit Beiträgen des einstigen Labels Aggro Berlin erweitert. Sie schlägt den Bogen von den wilden Anfängen bis zur maximalen Vermarktung. Von der Stadt, also dem New York der 1970er- und 1980er-Jahre, sieht man jenen Ausschnitt, der damals die Heimstatt der Gangsta wie der Rapper war: die Straßen, auf denen sie sich bewegten, und die Fenster, aus denen sie auf die Straßen blickten. Mehr über „Hip-Hop: Conscious, Unconscious“ im Fotografiska Berlin lest ihr hier.

  • Fotografiska Berlin  Oranienburger Str. 54, Mitte, Mo–So 10–23 Uhr, Mo–Mi 14, Do + Fr 15/ Sa+So 16, erm. 8 €, 20.9.24 –26.1. 25, weitere Infos und Tickets hier

Rohini Devasher :„Borrowed Light “ im Palais Populaire

Rohini Devasher: Borrowed Light Deutsche Bank “Artist of the Year” 2024, One Hundred Thousand Suns, 2023. Foto: Rohini Devasher

Es gibt Menschen, die nehmen jeden Tag ein Foto von der Sonne auf und das seit 1904. Mitarbeiter:innen des Kodaikanal Solar Observatory in Südindien kennen ihre im wahrsten Sonne- als auch Schattenseiten und erzählen ihre Eindrücke, Empfindungen und Gedanken in der bezaubernden Vierkanal-Filminstallation „One Hundred Thousand Suns“ der Künstlerin Rohini Devasher. Die Stiftung Deutsche Bank ehrt ihre „Artist of the Year 2024“ mit einer Einzelausstellung. Devasher stammt aus Neu-Dehli und ist als Amateurastronomin war zu künstlerisch-forschenden Aufenthalten am Max-Planck-Institut und dem CERN. Im Zentrum der Schau steht ihre langjährige Auseinandersetzung mit Astronomie, bei der Licht und das Verhältnis zwischen Ort, Beobachter:in und Beobachtung zentrale Rollen spielen.

  • Palais Populaire Unter den Linden 5, Mitte, Mi–Mo 11–18/ Do bis 21 Uhr, 5/3 €, bis 10.3.25

„After Image“ bei Julia Stoschek Foundation

Carsten Nicolai, telefunken anti, 2004, installation; CD-Player, CD, LCD Televisions, two parts. Installation view, AFTER IMAGES, JSF Berlin. Photo: Robert Hamacher.

Zur Eröffnung zur Berlin art Week konnte es die Warteschlange locker mit den belibtesten Clubs oder Bäckereien der Stadt aufnehmen: Wenn die Julia Stoschek Foundation ihre neue Jahresausstellung zeigt, kommen viele, sehr viele. Zu Recht, denn JFS hat nicht nur eine eindrucksvolle Videokunstsammlung, auch ist diese Kunst der sogenannten zeitbasierten Medien zugänglicher als andere Formen der Bildenen Kunst. Nun will die Ausstellung „After IMAGES“ mit über 30 Werken, darunter sechs neuen Auftragsarbeiten, selbst das bewegte Bild allein hinter sich lassen. Statt sich nur aufs Sehen zu konzentrieren, lädt die Schau zu einem multisensorischen Erlebnis ein, mit kinetischen Skulpturen, Klang- und Lichtinstallationen sowie Duftkunst. Dass Installationen, Sound- und Lichkunst sich länger einer größeren Beliebtheit erfreuen ist nichts neues, überrascht jedoch in diesen sonst sehr mit Videkunst verbundenen Räumen.

  • Julia Stoschek Foundation Leipziger Str. 60, Mitte, Sa+So 12–18 Uhr, 5 €, jeden 1. Donnerstag im Monat von 18–22 Uhr Eintritt frei, bis 27.4.25

Sigmar Polke, Atemkristall, 1997, Sammlung Speck, Köln / Installationsansicht: Sigmar Polke. Der heimische Waldboden. Höhere Wesen befahlen: Polke zeigen!, Schinkel Pavillon, Berlin, 2024/25,
Foto: Frank Sperling;VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Sigmar Polke: „Der heimische Waldboden. Höhere Wesen befahlen: Polke zeigen!“ im Schinkel Pavillon

Polke lohnt sich immer. Erst Recht, wenn die Ausstellung von der wunderbaren Polke-Expertin Bice Curiger kuratiert wurde! Sigmar Polke (1941–2010) ist Mitbegründer des “Kapitalistischen Realismus“, ein Fixpunkt der jüngeren deutschen Kunstgeschichte und einer, bei dem Witz und Ernst richtig gut aufgehen. So etwa beim großformatigen Bild „Gangster“ von 1988, das einen Mann mit Schlapphut, Ziggarre im Mund un in Boxershorts zeigt, der gerade seinen Mantel öffnet um wie ein Schmuggler die an der Innenseite hängende Ware zu präsentieren – ein ironisches Künstlerporträt. Überraschend in der Schau sind die Bezüge Polkes zu Berlin und die kaum bekannten Fotografien aus den 1960er- und 70er Jahren.

  • Schinkel Pavillon Oberwallstr. 32, Mitte, Do+Fr 14–19, Sa+So 11–19 Uhr, 6/4 €, bis 2.2.25

„Mark Bradford: Keep Walking“ im Hamburger Bahnhof

© Mark Bradford Courtesy der Künstler und Hauser & Wirth
Mark Bradford: "I Don’t Know What I Am", 2024, Mixed Media auf Leinwand, 305 x 530,9 cm / 120,1 x 209 in, © Mark Bradford Courtesy der Künstler und Hauser & Wirth

Die Rieck Hallen am Hamburger Bahnhof der Nationalgalerie sind nun sicher in öffentlicher Hand. Sie wurden renoviert und haben ein neues Konzept erhalten. Die erste der Solo-Ausstellungen, die in den vorderen Hallen stattfinden werden, gehört Mark Bradford. Der Maler, Videomacher und Bildhauer aus Los Angeles thematisiert Schwarze Geschichte, Stadtentwicklung unter dem Druck von Immobilienfirmen und Gewalterfahrungen queerer Schwarzer. In seiner ersten musealen Einzelschau in Deutschland gibt Bradford einen Überblick über sein Werk. Im Mittelpunkt steht seine ungewöhnliche Methode, Bilder zu schaffen: Mark Bradford sammelt Fundpapier wie alte Plakate von Straßen, zerreißt, schneidet, flämmt, klebt, übermalt und bindet sie. So ergeben riesige Tableaus übereinander geschichteter und bearbeiteter Papiere nahezu abstrakte Bilder (Abb.), in denen sich Geschichten von den Straßen gespeichert findet. Schade nur, dass einige Säle labyrinthisch zugestellt wurden.

  • Hamburger Bahnhof Invalidenstr. 50/ 51, Mitte, Di, Mi, Fr 10–18 Uhr, Do 10–20, Sa/ So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18. J., TLE + 1. So/ Monat frei, smb.museum,  bis 26.1.2025

„Metakosmia“ von Nina Fischer & Maroan el Sani in der Schwartzschen Villa

© Nina Fischer & Maroan el Sani /VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Nina Fischer & Maroan el Sani: “Metakosmia“, 2024 © Nina Fischer & Maroan el Sani /VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Vom Überleben in der Klimakrise handelt die neue Arbeit von Nina Fischer und Maroan el Sani. Das Berliner Künstlerduo hatte während seines Stipendienaufenthalts an der Villa Aurora in Kalifornien Gelegenheit, in der Biosphere 2 zu drehen. In dem legendären, riesigen Gewächshaus (Filmstill), gelegen in der Wüste von Arizona, wurde im 20. Jahrhundert menschliches Überleben auf dem Mars simuliert – ein Versuch, der mehrmals Thema in der US-amerikanischen Literatur war, auch, weil er scheiterte. Heute forschen hier Geowissenschaftler:innen zum Überleben von Pflanzen im Klimawandel. Fischer und el Sani drehten einen fiktionalen Film über eine junge Frau, die allein in der Biosphere 2 überleben muss. Eindrücklich setzten sie Treibhaus und Protagonisten in einer 2-Kanal-Installation in Szene. Eine dokumentarische Arbeit dagegen, eine Sonification, lässt die heutigen Experimente hören: Sie verwandelt wissenschaftliche Grafiken zur Entwicklung der Gase in dem Treibhaus in verstörenden Klang. Größenwahn und Verzweiflung westlicher Zivilisation sind hier auf den Punkt gebracht.


„Museum in Bewegung“ – die vierte Sammlungspräsentation im Hamburger Bahnhof

Foto: Stefan Stark
Jasmin Werner: „The Wheel of Life“, 2018, Installationsansicht Kunstverein Braunschweig, 2018, Courtesy die Künstlerin und Friedrich-Mielke-Institut für Scalalogie, OTH Regensburg, Foto: Stefan Stark

In den wiedereröffneten Rieck-Hallen zeigt das Team vom Hamburger Bahnhof der Nationalgalerie den vierten Teil seiner Sammlungspräsentation. Im Mittelpunkt stehen große Fotoserien, Skulpturen und Installationen. „Museum in Bewegung“, so der Titel, soll nach der heutigen Funktion von Kunstmuseen fragen. Was heben sie warum auf? Ist es sinnvoll, Performances mit ihren Überresten als Skulptur präsentieren? Wie konserviert man technisch schnell veraltete Medienkunst? Die Beispiele sind treffend gewählt: etwa Ricarda Roggans Fotografien aus Provinzmuseum, die Reliquien von Persönlichkeiten wie Beethoven oder Bach aufbewahren. Den Anfang macht allerdings überdeutlich eine Großskulptur von Elmgreen & Dragset. Sie stellt einen Ausstellungsraum dar. Je nach Standpunkt erhebt er sich entweder aus einem Haufen Schutt oder versinkt darin wie die Titanic im Eismeer.

  •  Hamburger Bahnhof Invalidenstr. 50/ 51, Mitte, Di, Mi, Fr 10–18 Uhr, Do 10–20, Sa/ So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18. J., TLE + 1. So/ Monat frei, smb.museum, bis 26.1.2025

Noah Davis im Minsk, Potsdam

© The Estate of Noah Davis. Courtesy The Estate of Noah Davis Und David Zwirner
Noah Davis: “Pueblo Del Rio: Arabesque”, 2014. Miguel Pimentel © The Estate of Noah Davis. Courtesy The Estate of Noah Davis Und David Zwirner

Das Kunsthaus Minsk in Potsdam zeigt die erste Einzelausstellung von Noah Davis in Deutschland. Der Maler aus Los Angeles, der 2015 mit 32 Jahren an Krebs starb, malte Schwarzen Protagonist:innen in alltäglichen Situationen: in Interieurs, auf der Straße, im Schwimmbad. Mit diesen Bildern widersprach er dem Klischee von Schwarzen als Verkörperung sozialer Probleme oder als Subjekt, das sich Tag und Nacht um Menschenrechte kämpft. Bezaubernd lebensnah sind seine großen Formate, die er nach alten Farbfotos aus den Alben seiner Mutter schuf. Und von kritischem, scharfem Witz zeugt der Nachbau einer Ausstellung aus dem von ihm mitbegründeten Kulturzentrum. Da Museen Davis und seinen Mitstreiter:innen keine Kunst ausleihen wollten, baute er sie kurzerhand nach, etwa Duchamps berühmten Flaschenhalter. Heute dagegen befinden sich Davis’ eigene Arbeiten in großen Museen der USA. Seine Potsdamer Ausstellung geht im Anschluss ans Londoner Barbican Center.

  • Das Minsk Max-Planck-Str. 17, Potsdam-Zentrum, Mi–Mo 10–19 Uhr, 10/ 8 €, bis 18 J., ALG + letzter So im Monat frei, dasminsk.de, bis 5.1.2025

Rirkrit Tiranvanija: “Das Glück ist nicht immer lustig” im Gropius Bau

In seinen Berliner Jahren brachte Rirkrit Tiravanija dem Kunstpublikum Geselligkeit durch gemeinsames Essen frisch zubereiteter Speisen bei. In Thailand, woher seine Familie kommt, gründete er ein ökologisches Landbauprojekt. In den USA, wo er studierte, nahm er die westliche Sicht auf Kunst auseinander, mitunter buchstäblich, etwa, wenn er eine alte asiatische Schale unter ihrer gläsernen Abdeckhaube hervorholte. Rund 30 Jahre umfasst die Rückschau des 1961 geborenen Künstlers, die der Gropius Bau unter der neuen Leitung von Jenny Schlenzka unter dem Titel „Das Glück ist nicht immer lustig“ zeigt. Ein anspruchsvolles Vorhaben angesichts der vielen künstlerischen Formen. Hinzu kommen partizipative Werke wie der Proberaum, den Bands auf den Internetseiten des Ausstellungshauses buchen können. Dessen Saalflucht und Lichthof bieten Platz genug für die Arbeiten, und doch wirkt ein Teil in dem ehemaligen Museum aus dem 19. Jahrhundert fehl am Platz. Tiravanijas Mitmachkunst braucht auch die offene Straße.

  • Gropius Bau   Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, regulär Mo, Mi–Fr 12–19, Sa+So 11–19 Uhr, 9/ 6 €, bis 18 J., TLE + Zugang zum Lichthof frei, berlinerfestspiele.de/gropius-bau, 12.9.24–12.1.25,

Gisèle Vienne: "The Causes Cionciousness to Fracture – A Puppet Play" im Haus am Waldsee

Foto: Estelle Hanania
Gisèle Vienne: „L`Etang“, 2020 Foto: Estelle Hanania

Ein letztes Mal hat der Senat bei der Berlin Art Week eine Kooperation von Ausstellungshäusern gefördert. Und drei Institutionen haben diese letzte Chance äußerst produktiv genutzt: Haus am Waldsee, Georg-Kolbe-Museum und Sophiensaele stellen das Werk der 1976 geborenen Puppenbauerin und -spielerin Gisèle Vienne vor. Im Haus am Waldsee lassen sich Viennes kindergroße Teenagerfiguren studieren: auf Porträtfotos der verschiedenen Charaktere, in einem Jugendzimmer und in gläsernen Kästen. In jedem liegt eine Puppe wie Schneewittchen. So lässt sich genau sehen, wie Vienne sie bemalt und mit welchen Attributen ausgestattet hat: verpickelt oder blass, mit Energiedrink in der Hand oder mit einem Verband ums Handgelenk, als habe die Puppe versucht, ihre Pulsadern zu öffnen. Selten wird so deutlich, dass das Teenageralter eine Zeit voller Gefahren für Körper, Geist und Seele ist. Wer Kinder hat, die der Pubertät gut entwachsen sind, kann tiefe Dankbarkeit spüren. Dennoch bleibt der Verdacht, dass die Kunstwelt hier eine Sehnsucht nach Figürlichkeit und emotionalen Erzählung über den Umweg des Theaters stillt.

  • Haus am Waldsee  Argentinische Allee 30, Zehlendorf, Di–Sa 11–18 Uhr, 2. Fr im Monat bis 20 Uhr, 8/ 5 €, bis 18 J., TLG + 1. So im Monat frei, hausamwaldsee.de, 12.9.24–12.1.25

„THEATER“ von Calla Henkel und Max Pitegoff bei Fluentum

Foto Calla Henkel & Max Pitegoff_.jpeg
"New Theater Hollywood" bei Fluentum, Foto: Calla Henkel & Max Pitegoff

Aus Berlin, wo sie die TV-Bar betrieben, sind Calla Henkel und Max Pitegoff nach Los Angeles gezogen. Dort haben sie ein altes Theater wiederbelebt – und sich davon zu einem dreiteiligen Film für die Berliner Videosammlung Fluentum anregen lassen. „THEATER“ handelt von den Mühen und Überraschungen einer Theatergründung in Kalifornien und den Motiven der Menschen, die daran mitwirken wollen. Etliche der unterhaltsamen Szenen dürften also autofiktional sein. Interesse für Bühnenkunst muss jedoch niemand mitbringen, um sich an „THEATER“ zu erfreuen. Witzige Dialoge, überspitzte Figuren und ein lebensnahes Set ergeben ein Porträt von Los Angeles als Stadt des so ewigen wie unerfüllbaren Versprechens von Reichtum und Ruhm. Fotos von Mitwirkenden aus der Berliner und der kalifornischen Zeit des Künstlerduos hängen im Durchgang, als gehe es hier zu einer Casting-Agentur, und runden die sympathische Schau geradezu soziologisch ab. Leicht lässt sich erraten, wer aus Berlin und wer aus L.A. kommt.

  • Fluentum Clayallee 174, Zehlendorf, Fr 11–17, Sa 11–16 Uhr, 12.–15.9. 11–18 Uhr, fluentum.org, 12.9.–14.12.

„Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt 2024“ im Kunstraum Kreuzberg

Ausstellungsansicht "I only work with lost and found" – Goldrausch 2024 mit den Arbeiten von Belia Zanna Geetha Brückner und Isabelle Heske, Foto: Dani Hasrouni – Kunstraum Kreuzberg

Hell, luftig, abwechslungsreich und extrem räumlich: großartig, wie die 15 Künstlerinnen, die 2024 am Weiterbildungsprogramm Goldrausch teilnahmen, ihre Abschlussausstellung arrangiert und den mitunter angeschrammt wirkenden Kunstraum Kreuzberg veredelt haben. Unter dem Motto „I only work with lost and found“ versammeln sie Arbeiten, in denen Fundstücken und Erinnerungen eine tragende Rolle spielen. Die Medien reichen von Noor us Saah Saeeds Zeichenpapier bis zu Belia Zanna Geetha Brückners stark riechenden Blumen, die eine gewalttätigen Beziehung versinnbildlichen (Foto). Die Themen führen von pflanzlicher Photosynthese bei Eva-Fiore Kovacovsky bis zu russischem Ultranationalismus und Krieg bei Jeanna Kolesova. Wie von selbst fügen sich die Beiträge zu einer skeptischen Momentaufnahme unserer Gegenwart.


„By Way of Water“ im Bärenzwinger

Installationsansicht von „Belonging Sea“ von Anton Filatov, 2024. Foto: Juan Saez

Künstler:innen, heißt es, haben einen Blick für Details, lenken unsere Aufmerksamkeit auf das, was dieser oft entgleitet, schulen unsere Wahrnehmung. Mirja Busch ist demnach eine Künstlerin durch und durch. Sie widmet sich einem Gegenstand, der seit Kindestagen an unser Leben je nach Alter unterschiedlich bestimmt: die Pfütze. Als Kids springen wir mit Vergnügen hinein, als Erwachsene versuchen bloß nicht reinzutreten. Dass die Pfütze nicht bloß ein Wasserfleck auf der Erde ist, erfahren Besucher:innen im „Institut für Pfützologie“ der in Berlin lebenden Künstlerin. Die Rauminstallation ist Teil der Ausstellung „By Way of Water“ im Bärenzwinger. Insgesamt sechs künstlerische Positionen setzen sich mit dem flüssigen Lebenselixier auseinander, ob forschend wie Busch oder sinnlich wie Anton Filatov in seiner Sound-Licht-Installation. Be water, my friend.

  • Bärenzwinger Rungestr.30, Mitte, Di–So 11–19 Uhr, bis 13.10.

„Punk in der Kirche“ bei der Stiftung Stadtmuseum im Humboldt Forum

Foto: Phil Dera
Blick in die Ausstellung „Punk in der Kirche“, Stiftung Stadtmuseum im Humboldt Forum 2024, Foto: Phil Dera

„Was soll ich mit einer Weltanschauung, wenn ich mir die Welt nicht anschauen darf“: Bittere Sprüche konnten Punks gut, auch in der DDR, deren Bürger:innen keine Reisefreiheit genossen. Die Unzufriedenheit mit Staat und Regierung förderte ungewöhnliche Allianzen. Vor allem in Ost-Berlin und Leipzig gaben Kirchengemeinden Oppositionsgruppen ein Dach, darunter auch Punk-Bands, die in Gotteshäusern auftraten. Davon erzählt „Punk in der Kirche“, eine neue Wechselschau der Stiftung Stadtmuseum, mit historischen Fotos, Grafiken, Zitaten sowie Objekten wie Kassetten und Kleidung.  „Punk in der Kirche“ ist Teil der interaktiven Dauerausstellung „Berlin Global“, die das Stadtmuseum im Humboldt Forum zeigt. Zu den Wechselschauen, die von Gastkurato:rinnen gestaltet werden, gehört seit Juni auch weitere Fläche zur Präsenz polnischer Freiheitskämpfe in Berlin und zur Solidarnosc-Bewegung.

  • Stiftung Stadtmuseum im Humboldt Forum Schloßplatz, Mitte, Mi-Mo 10-30-18.30, regulär: 7/0 €, stadtmuseum.de, bis 2026

Maithu Bùi: „fromBattlefields toRoborder“ bei der Woche der Kommunalen Galerien

© Maithu Bùi
Video aus „fromBattlefields to Roborders“ von Maithu Bùi, Galerie im Turm, 2024, © Maithu Bùi

Zur Woche der Kommunalen Galerien zeigen 32 Berliner Bezirksgalerien 36 Ausstellungen, darunter „fromBattlefields toRoborder“ von Maithu Bùi in der Galerie im Turm am Frankfurter Tor. Gemeinsam mit Techniker:innen und Autor:innen und mithilfe einer Software für die Entwicklung von Computerspielen hat die Berliner Künstlerin ein Video über Grenzüberwachungen geschaffen. In beeindruckender Games-Ästhetik stellt es den Gebrauch von Künstlicher Intelligenz an Grenzen vor - und ihre Folgen für Menschen, die solcherart ausgestattete Grenzen passieren wollen. Sie sind den Mechanismen der Programme ausgeliefert, die beispielsweise Pupillen und Sprachdialekten analysieren. Die Grenzpolizist:innen, von deren Einschätzung Reisende und Flüchtende früher abhängig waren, sind ihrer Verantwortung enthoben. Das wäre beklemmend gut vor Augen geführt. Doch Bùi hat das Video mit dröge belehrend eingesprochenem Text versehen und viele Dokumente im Raum platziert, die belegen sollen, wie schlimm automatisierte Grenzkontrollen im realen Leben sind. Weniger wäre mehr gewesen.  

  • Galerie im Turm Frankfurter Tor, Friedrichshain, Mo-So 10-20 Uhr, galerie-im-turm.net, bis 13.10.
  • alle 36 Ausstellungen der Woche der Kommunalen Galerien kgberlin.net

Jota Kayodê Ramos: „A man of many parts“ in der Galerie im Saalbau

In seiner Einzelausstellung „A man of many parts“ in der Galerie im Saalbau umspielt Jota Kayodê Ramos auf Identitäten. Foto: Jota Kayodê Ramos

Aus wie vielen Teilen besteht ein Mann, eine Frau, ein Mensch? Der brasilianische Künstler Jota Kayodê Ramos verortet sich als BIPoC trans* Person in vielen Identitäten und zugleich zwischen ihnen allen. Und er lädt Besucher:inn ein, durch seine poetisch-verspielten Videoarbeiten, in Installationen und Fotografien an seinen so individuellen wie existenziellen Erfahrungen teilzuhaben: von der Melancholie des Außenstehenden bis zur freudigen Verbundenheit in Gemeinschaft.

  • Galerie im Saalbau Karl-Marx-Str. 141, Neukölln, tägl. 10–20 Uhr, bis 27.10.

Offsite by Wehrmuehle

Wer es nicht aus Berlin heraus nach Biesenthal schafft, um einen Nachmittag mit Kunst und Musik in der wunderbaren Wehrmuehle zu verbringen, ist selber Schuld. Aber darf sich freuen, dass das Team der Wehrmuehle mitten in die Stadt gekommen ist – und zwar mit dem Pop-Up „Offsite“. Jede Woche bespielen Künstler:innen mit Performances, Musik und Installationen den Innenhof in der Friedrichstraße hinter der ehemaligen King Size Bar, und das sollte man sich nicht entgehen lassen.


Hoda Tawakol: „Roots“ im Georg Kolbe Museum

Foto: Enric Duch
Hoda Tawakol, "ROOTS", 2024, im Garten des Georg Kolbe Museums. Foto: Enric Duch

Im Grünen. Endlich Schatten. Hoda Tawakol hat für den Garten des Georg Kolbe Museums Textilarbeiten geschaffen, darunter ein expressiv anmutendes Sonnensegel, dessen Muster an eine Palme denken lässt. Mit ihrer Intervention will die Künstlerin dazu anregen, heimische und nichtheimische Pflanzen aufmerksamer wahrzunehmen. Für ihre Arbeiten, darunter auch von Kiefern und Haus hängende Skulpturen, hat die in Hamburg lebende französisch-ägyptischen Künstlerin neben Stoffen vor allem natürliche Materialien verwendet. Hier kann man gut bleiben. Und ein Café gibt es ja auch.

  • Georg Kolbe Museum Sensburger Allee 25, Charlottenburg, Mi–Mo 11–18 Uhr, Garten: Eintritt frei, Haus mit Ausstellung von Noa Eshkol: 8/ 5 €, bis 18 J. + 1. So/ Monat frei, georg-kolbe-museum.de, bis 13.10.

"Re:generation. Klimawandel im grünen Weltkulturerbe – und was wir tun können" im Park Sanssouci Potsdam

Foto: SPSG/ Nicole Romberg
Stationen der Freiluft-Ausstellung „Re:Generation“ im Park Sansscouci an der Terrassentreppe, Foto: SPSG/ Nicole Romberg

Von den Terrassentreppen vor Schloss Sanssouci ziehen sie sich über Schloss Marly im Süden bis zum Neuen Palais im Westen: Aufsteller in Pink und Blutorangenrot leuchten zwischen dem Grün. Banderolen umfassen Stämme von Blutbuchen und Kastanien, und Schilder warnen weithin sichtbar: „Achtung Astbruch!“ und „291 Trockentage in Potsdam pro Jahr“. Die Banner gehören zu der Freiluftausstellung „Re:generation“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Park Sanssouci. Sie informieren über den Stand der Havel, aus der das Wasser für den Park kommt, Temperaturen und Niederschlag in der Region sowie Fäulnis oder Hitzeschäden an den Pflanzen. Rund 80 Prozent der Bäume und Sträucher sollen beeinträchtigt sein. Kaum zu glauben, aber die Ausstellung öffnet Augen: Überall sind vertrocknete Baumkronen zu sehen, Pilz- und Mottenbefall, Baumstümpfe mit verfaultem Inneren. Doch die Ausstellung heißt im Untertitel „Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“. Die Stiftung bietet Veranstaltungen zu Pflanzen- sowie Gartenkunde an und sogar Diskussionen über Trauer und Ohnmachtsgefühle im Klimawandel. Und Besucher:innen sind eingeladen, den Gärtner:innen des Parks in Workshops zu helfen.

  • Park Sanssouci Potsdam, Eingang zum Beispiel Schloss Marly, Allee nach Sanssouci, Potsdam HBhf und Bus 631, Mo–So 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, Eintritt frei, www.spsg.de, bis 31.10.

“What Times Are These? – Grosz, Brecht & Piscator” im Kleinen Grosz Museum

George Grosz, Paragraphenbaum, 1927, Zeichnung zu der Inszenierung „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ an der Piscatorbühne, Berlin 1928, Sammlung Judin, Berlin

Erwin Piscator inszenierte im Metropoltheater am Nollendorfplatz 1928 „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“, ein Antikriegsstück nach dem fast gleichnamigen Roman von Jaroslav Hašek. Bertolt Brecht half ihm dabei, George Grosz entwarf Bühnenbild samt Rollband, Figurinen und Film. Eine dichte Ausstellung im Kleinen Grosz Museum, nur eine U-Bahn-Haltestelle vom Nollendorfplatz entfernt, beleuchtet die Zusammenarbeit der drei Männer, die Rezeption des Stücks, dem ein Gerichtsprozess folgte, und die Freundschaft zwischen Brecht und Grosz, die auch im Exil hielt. Wunderbare Zeichnungen von Grosz (Abb.), Bühnenfotos, Briefe, Bücher und andere Dokumente (teils aus dem Archiv der Akademie der Künste): Trotz der einen oder anderen sprachlichen Ungenauigkeit in den Wandtexten veranschaulicht die Schau meisterlich das damalige Verhältnis von Kultur und Politik.


Frans Hals: „Meister des Augenblicks“ in der Gemäldegalerie

Frans Hals, Porträt eines Paares, vermutlich Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen, um 1622, Amsterdam, Rijksmuseum, © Rijksmuseum, Amsterdam

Es ist eigentlich nicht zu fassen, was Frans Hals mit Pinsel und Farbe auf einer Leinwand vermochte. Meisterhaft und virtuos sind seine Porträts. Der Maler gehört zum goldenen Meister-Trio der niederländsichen Malerei des 17.Jahrhunderts neben Rembrandt und Jan Vermeer. Anders als die letzten beiden, ist er jedoch etwas in Vergessenheit geraten. Was ein Glück, dass die Gemäldegalerie, die mehrere seiner grandiosen Werke besitzt, in Zusammenarbeit mit der National Gallery in London und dem Rijksmuseum in Amsterdam die Ausstellung die Ausstellung „Frans Hals: Meister des Augenblicks" mit rund 75 Arbeiten präsentiert. Neben Hals sind auch von ihm inspirierte Werke anderer Maler:innen zu sehen wie etwas Max Liebermann. Denn bis in die Moderne hinein faszinierte und inspirierte der Niederländer Künstler:innen. Hals porträtierte die Elite der Gesellschaft und Menschen an ihren Rändern. Berühmt für seinen lockeren, damals geradezu revolutionären Pinselstrich, ist er auch ein Meister der ganz feinen Striche. So kann die Spitzenbluse bis ins kleinste Detail ausgemalt, die Hose dagegen mit geradezu abstraktem Schwung auf die Leinwand geworfen. Jeder Porträtierte ist ein Individuum mit dem ihm oder ihr eigenen Blick und Gestus. Hals gehört zu den wenigen Maler:innen, vielleicht ist er auch der einzige, die lebendige Menschen auf der Leinwand weiterleben lassen.

  • Gemäldegalerie Matthäikirchplatz, Tiergarten, Di–So 10–18 Uhr, 16/ 8 €, bis 3.11.

Danielle Brathwaite-Shirley: „The Soul Station“ in der Halle am Berghain

Danielle Brathwaite-Shirley, THE SOUL STATION, 2024. Installation view at Halle am Berghain, Berlin. Commissioned by LAS Art Foundation. Courtesy the artist; LAS Art Foundation. Photo: Alwin Lay
Danielle Brathwaite-Shirley, THE SOUL STATION, 2024. Installation view at Halle am Berghain, Berlin. Commissioned by LAS Art Foundation. Courtesy the artist; LAS Art Foundation. Photo: Alwin Lay

Erstmal kurz durchatmen. Wenn man die oberste Treppenstufe erklommen hat und in der Ausstellungshalle, ein Teil des Berghains, steht, wird nicht nur die gigantomanie des Industriebaus auf die Sinne, sondern auch die vielen flackernden Screens und Sounds. Danielle Brathwaite-Shirley, gebürtige Londonerin und Wahlberlinerin, vereint Kunst, Animation und Videospiele, beleuchtet dabei Themen der Schwarzen und Transgender-Communitys. Im Auftrag der privaten Berliner Kunstinstitution LAS hat sie eine Art Amphitheatre geschaffen, in dessen Zentrum zwei Hauptspieler sitzen, vor ihnen ein übergroßer Screen, über den ein Computerspiel läuft. Besucher:innen können entweder die Leit-Spieler sein oder auf den Rängen Platz nehmen und über Tablets am Spielgeschehen kollektiv teilnehmen.Außerhalb der Spielarens stehen große Flatscreens, auf denen man seine Seele durch eine spielerische Introspektion durch intimen Fragen reinigen kann. In der Arcade-Zone können Besucher:innen an Brathwaite-Shirleys älteren Gaming-Arbeiten verschiedene Themen ihres Kosmos bearbeiten, wobei man stets auf sich selbst und die eigenen Entscheidungen, Sichtweisen und Annahmen zurückgeworfen wird.

  • Halle am Berghain Am Wriezener Bahnhof, Friedrichshain, Mo–Sa 14–22/ So 12–20.30 Uhr, 16/ 10 €, bis 13.10.

„Turbo Global. Eine irische Erzählung“ im Schloss Britz

Foto: Sean Lynch, courtesy Kevin Kavanagh Gallery
Sean Lynch: „Latoon“, 2006, Videostill, Foto: Sean Lynch, courtesy Kevin Kavanagh Gallery

Die brexitgeplagte Republik Irland sucht engen Anschluss an Festlandeuropa und schickt in einer Charmeoffensive Kultur von der grünen Insel auch nach Deutschland. „Zeitgeist Irland“ heißt die Reihe, zu der unter anderem eine Ausstellung mit herausragender zeitgenössischer Fotografie im Haus am Kleistpark gehört. Eine zweite Ausstellung in Schloss Britz zeigt unter dem Titel „Turbo Global“ Installationen, Videos und Malerei von sieben Künstler:innen, Elaine Byrne, Mariechen Danz, Michele Horrigan, Nevan Lahart, Sean Lynch, Niamh McCann und Deirdre O’Mahony. Sie thematisieren Folgen der Globalisierung in Irland. Auf eine sehr eigene Art. Hier lernt das verblüffte Publikum, dass sich nicht nur Isländer:innen, sondern auch Menschen aus Irland darum kümmern, dass keine Baustelle einen Elfenwohnsitz beschädigt (Abb.). Bestürzend dagegen ist der Beitrag von Michele Horrigan. Die mehrteilige Arbeit handelt von einer Aluminiumfabrik in russischem Besitz an der Mündung des Shannon und den Schäden, die sie in der Umwelt und in den Körpern der Anwohner:innen verursacht.  Die giftigen Abfälle, leuchtend rot weithin sichtbar, lagern auf einer Halde unter freiem Himmel. Der Wind vom Atlantik trägt den giftigen Staub ins Land. Auch das ist offenbar Irland.


„Estufa“, „Arctic Hysteria“ und „Ruins of Rooms“ im KW

Pia Arke, The Three Graces, 1993. Courtesy Pia Arke Estate, Sammlung Kunstmuseum
Brandts © Pia Arke Estate. Installationsansicht der Ausstellung Pia Arke – Arctic Hysteria
in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2024, Foto: Frank Sperling

Gleich zwei künstlerische Berlin-Premieren und eine Doppelausstellung bietet das KW Institute for Contemporary Art in seinem Sommerprogramm: „Estufa“ im Erd- und Untergeschoss ist die erste Soloausstellung des Videokünstlers Luiz Roque (*1979), der sich in seinen dystopisch-skurrilen Videoinstallationen mit queeren und gesellschaftlichen Phänomenen auseinandersetzt und zudem ein Faible für abnormale Protagonisten und Perspektiven hat. In „Zero“ (2019) fliegt so etwa ein einsamer Hund im Privatjet durch endlose Wüstenlandschaften, in „Modern“ (2014) tanzt eine Person im schwarzen Latexanzug um die erstaunlich ähnlich aussehende Bronzeplastik „Recumbent“ (1938) von Henry Moore.

„Arctic Hysteria“ im ersten und zweiten Stock ist die Ausstellungspremiere der dänisch-grönländischen Künstlerin Pia Arke (1958-2007) in Mitteleuropa. In ihren eindrucksvollen Collagen und Fotografien untersuchte sie das von Schweigen geprägte Verhältnis zwischen kolonisierendem Staat (Dänemark) und Kolonisiertem (Grönland), in der Hoffnung, einen dritten Standpunkt in der Mitte zu finden. Passend dazu wurden im Ausstellungsraum schneeweiße Gefängniszellenstäbe aufgebaut, die mit Arkes montierten Fotografien von Frauen vor stummen Grönländischen Landschaften eine starke Symbolik der „Inhaftierung“ in der Stille erzeugen.

Im dritten Stock widmet sich das KW in „Ruins of Rooms“ Porträts, gemalt und fotografiert von den queeren Künstlern Jimmy DeSana (1949-1990) und Paul P. (*1970). Der vom KW inszenierte und teilweise sehr gewollte Dialog zwischen den beiden künstlerischen Positionen lässt in starken Momenten die Fotografien Jimmy DeSanas von nackten Körpern in spießigen Häusern aus Suburbia, eine Lautmalerei des „closeted“-seins, als Vorstufe zu den surrealistisch anmutenden, melancholischen Porträts junger Männer, nun im inneren „closeted“, von Paul P. erscheinen. Eine „softe“ Gegenposition schwuler Kunst zu den bekannteren Machos wie Tom of Finland.

  • KW Institute for Contemporary Art Auguststr. 69, Mitte, Mi-Mo 11-19 Uhr, Do 11-21 Uhr, Website, 10 / 6€,  bis 20.10.

„Balanced“ im Haus des Papiers

Foto: Haus des Papiers
Anna Handick: „Gelege Zwiebelpapier“, 2010, Foto: Haus des Papiers

Das private Museum Haus des Papiers in Mitte veranstaltet in diesem Sommer an verschiedenen Orten ein „Paper Future Lab”, um künstlerisches und ökologisches Potenzial dieses Materials zu erkunden. Zentrum der Aktion ist die vielfältige, teils hochkarätig besetzte Ausstellung „Balanced” im Museum in der Seydelstraße: Mit Arbeiten von 26 bekannten und weniger bekannten Künstlern und Künstlerinnen spannt sie einen Bogen von Joseph Beuys und seinen Zeitgenoss:innen bis in die Gegenwart, etwa zu den filigranen Mobiles von Jorinde Voigt. Etwas voll wirkt das, so, als habe Kuratorin und Museumsdirektorin Annette Berr in den kleinen Räumen einmal die ganze Fülle der Möglichkeiten zeigen wollen, die in dem Material Papier stecken. Doch so kann sich eben diese Fülle tatsächlich zeigen: ob Rikuo Ueda sich beim Zeichnen vom Wind lenken lässt oder ob Anna Handick Papier zurück in natürliche Formen überführt (Abb.). Lehrreich und poetisch.

  • Haus des Papiers Seydelstr. 30, Mitte, Fr-So 10-19 Uhr, 8,50/ 6 €, bis 2.11.; weitere Ausstellungen und Veranstaltungen: www.hausdespapiers.com

Ausstellungen von Akinbode Akinbiyi und Özlem Altın zum Hannah-Höch-Preis in der Berlinischen Galerie

Berlinische Galerie, © dotgain.info
Ausstellungsansicht „Özlem Altın. Prisma.“, Berlinische Galerie, © dotgain.info

Akinbode Akinbiyis Werkschau spannt einen Bogen über knapp 30 Jahre. ,„Being, Seeing, Wandering“, so der Titel, führt mit rund 130 Aufnahmen vom so genannten Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding über bis Dakar bis Lagos. Porträts, Architekturausschnitte, Marktszenen zeigen, dass schwarz-weiße Straßenfotografie weiterhin lebendige Eindrücke von öffentlichem Leben vermittelt kann und Brücken schlägt. Vitrinen mit Büchern und Zeitschriften, in denen Akinbodes Fotografien abgedruckt wurden, zeigen zudem, dass Vervielfältigung das große Potenzial dieses künstlerischen Mediums bleibt. Für dieses Werk hat der 1946 geborene Fotograf und Autor Mitte Juni den mit 25.000 Euro dotierten Hannah-Höch-Preis erhalten, den eine Jury alle zwei Jahre im Auftrag des Landes Berlin vergibt. Der Hannah-Höch-Förderpreis ging an Özlem Altın. Die 1977 geborene Berliner Künstlerin zeigt in einem kleineren Saal collagierte Malerei und Installationen (Abb.), die einen hoffnungsvollen Blick auf den Lebenszyklus zwischen Geburt und Tod ermöglichen. Zwei starke Werke in zwei starken Ausstellungen.  

  • Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, Mi–Mo 10–18 Uhr, 10/ 6 €, bis 18 J. + 1. So im Monat frei, berlinischegalerie.de, bis 14.10.

Preis der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

@Jacopo La Forgia
Preis der Nationalgalerie. Dan Lie im Hamburger Bahnhof: Foto: Jacopo La Forgia

Erstmals geht der Preis der Nationalgalerie an vier Künstler:innen gemeinsam. Die vier Preisträger:innen stellen im Hamburger Bahnhof je eine neue Arbeit aus, die für die Sammlung des Museums angekauft wird, und diese Ausstellung am Freitag, den 7. Juni, zu Beginn eines eintrittsfreien Wochenendes der offenen Türen mit Familienprogramm.

Die Neuerungen sind nicht nur für das Publikum erfreulich: In der Publikation zum Preis äußern sich die prämierten Künstler:innen erleichtert darüber, nicht gegeneinander konkurrieren zu müssen. Tatsächlich wäre schwer zu entscheiden, wer einen ersten Preis hätte bekommen sollen: Pan Daijing, Dan Lie, Hanne Lippard oder James Richards. Sie alle sind um die 40 alt, sie alle arbeiten multimedial. Dan Lies üppige Installation aus Blumen, Stroh und Erde (Abb.) besticht mit Gerüchen, Hanne Lippards minimalistische Installation mit der Stimme der Künstlerin. James Richards überzeugt mit der Geduld, mit der er, auch in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen, Fundbilder sucht, zerlegt und neu kombiniert.

Und Pan Daijing macht mit einer Komposition und gefilmten Choreografien Gefühle körperlich erfahrbar, beispielsweise die Angst vor Berührung bei gleichzeitigem Verlangen danach. Zwei kleine Makel hat die Ausstellung: Die Säle im ersten Stock wirken zu verschachtelt für die großen Arbeiten. Und die Gewinner:innen kommen – mal wieder - aus Berlin. Da stimmt doch etwas nicht: entweder mit dem Preis oder mit der Chancenverteilung im Lande.

  • Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart Invalidenstr. 50/51, Tiergarten, Di, Mi, Fr 10–18, Do 10–20, Sa/So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J, TLE + 1. So im Monat frei, Website, 7.6.–5.1.

"Hin und weg – Der Palast der Republik ist Gegenwart" im Humboldt Forum

Foto: picture alliance / zb | Dieter Palm
Ausflugsboot auf der Spree vor den Resten der Aufzugsschächte und Treppenaufgänge des abgerissenen Palasts der Republik. Foto: picture alliance / zb | Dieter Palm

An keinen Berliner Gebäuden spiegelt sich deutsche Ideologiegeschichte so deutlich wie am Palast der Republik, seinem Vorgänger und seinem Nachfolger, Hohenzollern-Schloss und rekonstruiertes Hohenzollern-Schloss mit dem Humboldt Forum darin. Dessen Team arbeitet nun diese Geschichte in der Ausstellung „Hin und weg“ auf. Sie zeigt Architekturzeichnungen, Modelle, Kunst und Design aus dem Palast, Fotos und Plakate von Veranstaltungen und politischen Versammlungen sowie Audio- und Videointerviews mit Zeitzeug:innen. Die Kurator:innen haben sich um Distanz bemüht, lassen jeweils Pro und Contra zu Wort kommen. Doch eine gründliche Dokumentation der umstrittenen Spenden aus rechten Kreisen für die Fassadenteile des rekonstruierten Schlosses fehlt. „Hin und weg“ ist nicht schön, weil kleinteilig und sperrig, aber informativ und vor allem eines: bedrückend. Das Publikum hat zahlreiche Gelegenheiten, Erinnerungen und Meinungen zum Palast niederzuschreiben. Viele sind der Ansicht, dass Abriss (Foto) keine Lösung war, sondern eine kritische Aufarbeitung am bestehenden Gebäude gutgetan hätte. Aber zu spät.

  • Humboldt Forum Schloßplatz 1, Mitte, Mi–Mo 10.30–18.30 Uhr, 12/ 6 €, bis 18 J. frei, online, bis Februar 2025

„Profitopolis“ im Werkbundarchiv – Museum der Dinge an neuem Ort

Foto: Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann
Museum der Dinge - neuer Standort Der neue Standort in der Leipziger Straße 54 vor dem Einzug. Foto: Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge hat wiedereröffnet, in der Leipziger Straße gegenüber dem Spittelmarkt, in einem Gebäuderiegel aus sozialistischer Zeit. Die klaren Formen und die große Fensterfront passen gut zu einem Museum, das sich der Geschichte des Werkbunds widmet, jener 1907 gegründeten „Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen“, die eine Verbesserung von Wohnsituation und Gebrauchsdesign zum Ziel hatte.

Das Programm am neuen Ort hat mit der  Wechselausstellung „Profitopolis“ begonnen. Modelle, Dokumente, Fotos, Bücher und künstlerische Arbeiten lassen rund 100 Jahre Mieterproteste lebendig werden, beleuchten deutsche Wohnpolitik und die Rolle des Werkbunds dabei, inklusive seiner Anpassung an das nationalsozialistische Regime. Die Beiträge der Gegenwartskünstler:innen bereiten Freude. Daniela Brahm hat  Zeichnungen zum Thema Wohnungsnot im Stil einer Satirezeitschrift beigesteuert,  Tracey Snellings beleuchtete Plastiken in Gestalt umstrittener Wohnviertel wie dem Neuen Kreuzberger Zentrum (Kotti. Und eine Filmdokumentation erinnert an die von Martin Kaltwasser mitinitiierte Demonstration, die 2018 unter dem satirischen Motto „Platz da für meinen SUV“ durch den Bezirk Mitte führte. Zur Ausstellung gehören Führungen, Workshops und Stadtspaziergänge.

  • Werkbundarchiv – Museum der Dinge Leipziger Str. 54, Mitte, 6/ 4 €, bis 18. J., ALG II + 1. So im Monat frei, Do-Mo 12-19 Uhr, Di+Mi geschlossen, Website, bis 28.2.2025

Marianna Simnett: „Winner“ im Hamburger Bahnhof

Courtesy the artist and Societé Berlin
Marianna Simnett: “WINNER” (filmstill), 2024, Super-16-mm-Film auf Video übertragen. Courtesy the artist and Societé Berlin

Marianna Simnett zeigt im Hamburger Bahnhof eine Ausstellung über Fußball. Es geht um Leidenschaft, Gewalt und Einsamkeit im Stadion, und, ja, auch um die Melancholie, die an Würstchenbuden herrscht. Auf schräg gestellten Leinwänden laufen Videos mit kraftvollen und aufwändigen Choreografien zu Musik und bearbeiteten Originalsounds. Tänzer:innen führen Fouls in Zeitlupe auf, Maskottchen mutieren zu Ultras, die Spieler:innen beleidigen und isolieren eine von Wendy Houstoun perfekt verkörperte, in ihren Entscheidungen furchtbar einsame Schiedsrichterin. Für diese Inszenierung konnte die Performancekünstlerin Marianna Simnett unter anderem in einer Ausbildungsstätte für Schiedsrichter recherchieren: Die Kooperation des Museums mit der „Stiftung Fußball und Kultur EURO 2024“ hat Türen geöffnet. Und dass die in Berlin lebende Künstlerin aus dem Soccer-Land Großbritannien kommt, schadet auf keinen Fall: Schaut man länger hin, meint man sogar, britischen Klassenkampf zu sehen. 

  • Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart Invalidenstr. 50/51, Tiergarten, Di, Mi, Fr 10–18 Uhr, Do 10–20, Sa + So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J, TLE + 1. So/ Monat frei, www.smb.museum, bis 3.11.

Kunst als Beute. 10 Geschichten

Foto: Stiftung Humboldt Forum
Blick in die Ausstellung „Kunst als Beute. 10 Geschichten“, Foto: Stiftung Humboldt Forum

Die neue Sonderausstellung im Humboldt Forum, die aus dem Den Haager Museum Mauritiushaus kommt, handelt von Raubkunst – geraubten Kulturgütern aus kolonialen Kontexten, Kriegsbeute und von den Nationalsozialisten beschlagnahmten Gemälden. Doch ehrlich gesagt: Besonders viel ist nicht zu sehen. Zehn geraubte Objekte sind im Original oder als Replik ausgestellt, und über VR-Brillen sollen sich deren Provenienzgeschichten vermitteln. Freundliche Mitarbeitende setzten den Besuchenden die Geräte auf. Ob die Quadriga vom Brandenburger Tor, die unter Napoleon zeitweise in französischem Besitz war, oder der magische Dolch, den niederländische Kolonialisten nach einem Gemetzel von Bali nach Europa brachten: Die 3D-Panoramen wirken wie aus einem stimmungsvollen Computerspiel, Informationen aber enthalten sie kaum.

  • Humboldt Forum Schloßplatz, Mitte, Mi–Mo 10.30–18.30 Uhr, Eintritt frei, humboldtforum.org, bis 26.1.2025

„Hans Uhlmann“, „Closer to Nature“ und „Kotti-Shop/ SuperFuture“ in der Berlinischen Galerie

Foto: Wolfgang Günzel
Aus Pilzen gebaut und duftet nach Wald: "MY-CO-X, MY-CO Space", 2021 © tinyBE, 2021,
Foto: Wolfgang Günzel

Dieser Zusammenklang ist gelungen: Im Museum Berlinische Galerie laufen drei Ausstellungen, die auf den ersten Blick von sehr verschiedenen Themen handeln. Die Retrospektive „Hans Uhlmann“ ruft einen West-Berliner Nachkriegskünstler ins Gedächtnis, der in Fachkreisen in Vergessenheit geriet, obwohl er in Berlin mit seinen filigranen, von Freiheit kündenden Plastiken sehr präsent ist, etwa vor der Deutschen Oper und auf dem Hansaplatz. Die Schau stellt das ehemalige KPD-Mitglied, das unter den Nationalsozialisten inhaftiert wurde, als Bildhauer, Zeichner und Ausstellungsmacher vor. „Closer to Nature“ führt in Bauprojekte aus ökologischen Materialen wie Pilzen ein (Abb.) ein, die zum Teil bereits Wirklichkeit sind – wie die Versöhnungskapelle an der Bernauer Straße, die aus gestapftem Lehm gefertigt wurde. Und der Kreuzberger Projektraum Kotti-Shop präsentiert in einem beeindruckend gestalteten Raum, wie sein Team mit Anwohner:innen des Kottbusser Tors Ideen für eine bessere Nachbarschaft entwickelt. Zusammen ergeben die drei Ausstellungen einen großen Parcours mit Antworten auf die Frage: Wie wollen wir eigentlich leben?

  • Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, Kreuzberg, Mi–Mo 10–18 Uhr, 10/ 6 €, bis 18 J. + Geflüchtete frei, berlinischegalerie.de, 16.2.–14.10.

Fokus Schinkel. Ein Blick auf Leben und Werk

© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Friedrichswerdersche Kirche Dauerausstellung "Ideal und From. Skulpturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Nationalgalerie"© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Friederike und Luise sind ja zurück in der Friedrichswerderschen Kirche am Auswärtigen Amt: Hold, lieblich, stolz und frisch restauriert lächeln die preußischen Prinzessinnen in Johann Gottfrieds Schadows Gipsmodell Besuchenden entgegen (Foto, Mitte). Seit 24. November informieren die Staatlichen Museen nun genauer über den Erbauer der Kirche: Auf der Empore führen 14 Tafeln in Leben und Werk von Karl Friedrich Schinkel ein – seine wichtigsten Bauten in Berlin zeigen wir euch hier.

  • Friedrichswerdersche Kirche Werderscher Markt, Mitte, Di–So 10–18 Uhr, Eintritt frei, bis auf Weiteres

Neue Nationalgalerie: „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft“

Wolfgang Mattheuer: Brasker Landschaft, 1967, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie. Foto: Roman März

In der Neuen Nationalgalerie zeigt sich der nächste Teil der Sammlung neu sortiert: Die Ausstellung
„Zerreißprobe“ präsentiert Kunst nach 1945. Ost und West finden hier zusammen – genauso wie Kunst
und Politik. Unter den 170 Arbeiten der Ausstellung gibt es jede Menge bekannte Werke. Neben Werken der üblichen Verdächtigen von Marina Abramović bis Andy Warhol aus der ehemaligen Nationalgalerie-West an der Potsdamer Straße hängen jetzt Arbeiten bekannter Ostgrößen wie Wolfgang Mattheuer Harald Metzkes oder Werner Tübke, die die  auf der Museumsinsel gelegene Nationalgalerie-Ost sammelte.

Verantwortlich für die Schau sind der für die Sammlung zuständige stellvertretende Direktor Joachim Jäger, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Maike Steinkamp sowie die Kunsthistorikerin Marta Smolińska von der Universität der Künste in Poznań. „Zerreißprobe“ ist laut Joachim Jäger der Versuch einer Darstellung, die den Entwicklungen von Meinungen und Werten in der Gesellschaft folge. Die Gesellschaft entscheidet über die Kriterien der Kunst. Das war schon immer so, nur obsiegen nun offenbar Gesinnung, Moral und Geschlecht über Ästhetik.

Die Geschichte schreiben immer die Sieger. „Die Einfühlung in den Sieger kommt demnach den jeweils Herrschenden allemal zugut“, formulierte 1940 Walter Benjamin. Denn die im Dunkeln, die Ausgeschlossenen und Vergessenen, sieht man ja nicht – und sie sind auch in der Neuen Nationalgalerie nicht zu sehen, beispielsweise Werke der Art brut, Werke der oft autodidaktischen Kunst gesellschaftlicher Außenseiter, die, wie Jäger sagt, nicht in der Sammlung vertreten  sind.

  • Neue Nationalgalerie Potsdamer Str. 50, Tiergarten, Di/ Mi, Fr–So 10–18, Do 10–20 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J. + 1.  So/ Monat frei, bis 28.9.2025

Gerhard Richter – 100 Werke für Berlin

Blick in die Ausstellung „Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin“, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: David von Becker

100 Arbeiten leiht der berühmte Maler Gerhard Richter der Neuen Nationalgalerie auf lange Zeit, und sie alle passen in das Grafikkabinett im Untergeschoss des Museums. Denn unter den Abstraktionen befinden sich viele kleine übermalte Fotos – Spitzenstücke, eine Wucht. Im Zentrum jedoch hängt der „Birkenau“-Zyklus, mit dem Richter die Grenzen der Kunst im Angesicht von Verbrechen der Nationalsozialist:innen thematisiert. Als Vorlage dienten Fotografien, die Häftlinge unter Lebensgefahr in Auschwitz-Birkenau aufgenommen und aus dem Konzentrationslager geschmuggelt hatten.

  • Neue Nationalgalerie Potsdamer Str. 50, Tiergarten, Di–Mi, Fr–So 10–18, Do bis 20 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J., Do ab 16 Uhr + 1. So/ Monat frei, Tickets hier, bis auf Weiteres

Ts’ uu – Zeder. Von Bäumen und Menschen

Ansicht der temporären Ausstellung "Ts'uu – Zeder. Von Bäumen und Menschen" im Humboldt Forum. Foto: © 2020 by Alexander Schippel

Was länger währt, wird womöglich besser: Die Ausstellung „Ts̓  uu – Zeder“ des Ethnologischen Museums konnte pandemiebedingt nicht  mit den Sälen eröffnen, die im Herbst das Humboldt Forum komplettiert haben. Doch nun ist die Schau über Regenwälder an der Westküste Kanadas fertig, eine Koproduktion mit dem hochmodernen Haida Gwaii Museum auf gleichnamigem Archipel vor der Küste British Columbias. Sie zeigt, wie erhellend und publikumsfreundlich transkontinentale und transdisziplinäre Zusammenarbeit sein kann. Nur einen Saal mit 130 Exponaten umfasst die Schau, die genauso Ruhe wie Abwechslung bietet, dank einer Sitzecke und des Einsatzes verschiedener Medien. Selbstverständlich gibt es klassische Objekte wie Wappenpfähle. Daneben aber hängen Reportagefotos und bedruckte T-Shirts. Sie bezeugen Proteste Indigener gegen die Abholzung der Regenwälder durch euro-kanadische Firmen.

  • Humboldt Forum Schlossplatz 1, Mitte, Mi–Mo 10.30–18.30, Eintritt frei, bis 12.1.2025

Mehr Kunst und Ausstellungen in Berlin

Blick nach vorn: Die wichtigsten Ausstellungen im Kunstjahr 2024. Überblick verloren? Sobald die Infos da sind, steht hier das Wichtigste zur Berlin Art Week. Geht immer: Wir zeigen euch wichtige Ausstellungshäuser, Galerien und Museen für Kunst in Berlin. Gut zu wissen: Am Museumssonntag ist der Eintritt kostenlos, jeden ersten Sonntag im Monat. Keine Kunst, sondern Sci-Fi-Saga: Das erwartet euch bei der „Star-Wars“-Fan-Ausstellung „The Fans Strike Back“ im Napoleon Komplex.

Immer gut über das Leben in Berlin informiert: Abonniert jetzt unseren wöchentlichen tipBerlin-Newsletter. Ihr wollt wissen, was in der Gastro-Welt Berlins geschieht? Hier entlang. Unsere Empfehlungen für eure Ohren: Konzerte in Berlin. Tipps und News für Party in Berlin findet ihr in der Club-Rubrik. Nach Feierabend noch was unternehmen? Diese Museen in Berlin sind auch abends länger geöffnet. Immer neue Texte und Tipps findet ihr in unserer Rubrik "Ausstellungen". Noch nichts vor? Was heute los ist, lest ihr bei den Tageshighlights mit den besten Veranstaltungen in Berlin. Was läuft wann? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin.

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin