Konzeptkunst

Hreinn Friðfinnsson in den Kunst-Werken

In den Kunst-Werken zeigt Hreinn Friðfinnsson, wie lang schon in Island Konzeptkunst gemacht wird – und wieviel Humor sie hat

Hreinn Friðfinnsson, First House,1974, Courtesy der Künstler und i8 Gallery, Reykjavik, Galerie Nordenhake, Berlin, Meessen De Clercq, Brüssel, Galería Elba Benítez, Madrid

EinzelschauIsland ist ein Ort, den man zu kennen glaubt, auch wenn man noch nie dort war: das Land aus Eis und Feuer, die mythische Welt der Trolle und Elfen. Weitaus weniger bekannt ist hierzulande jedoch noch immer, wie vielfältig die isländische Kunstszene ist – die übrigens zu einem Teil in Berlin lebt und arbeitet.

Dass es anspruchsvolle zeitgenössische Kunst aus Island schon etwas länger gibt, beweisen nun die Kunst-Werke mit der überaus sehenswerten Ausstellung „Hreinn Friðfinnsson: To Catch a Fish with a Song: 1964 – Today“,  die in Zusammenarbeit mit dem Centre d’Art Contemporain Geneve entstanden ist und von einem Catalogue Raisonné begleitet wird. Auf zwei Stockwerken versammelt die Schau 46 Exponate und Präsentationen, sowohl Arbeiten des 1943 geborenen Künstlers als auch Ephemera aus seinem frühen Umfeld, der Künstlergruppe „SUM“. So entsteht ein genauer und gut nachvollziehbarer Eindruck von der Entwicklung eines komplexen Werks, mit dem man sich auch dann auseinandersetzen sollte, wenn einem die weitgehend spaßbefreite Konzeptkunst ansonsten gar nicht liegt. Denn  Friðfinnsson beweist zwei Eigenschaften: Talent als Geschichtenerzähler und Humor.

Die Bandbreite der Arbeiten ist erstaunlich. Sie reicht von zurückgenommener, dokumentarischer Schwarz-weiß-Fotografie über eine subtile Wandinstallation aus schnödem Hühnerdraht bis zur einer nachträglich wieder hergestellten eingetretenen Tür.

Subversion und Poesie sind die ständigen Begleiter des inzwischen in Amsterdam lebenden Künstlers, der Geheimnisse anderer Menschen einsammelt, ein Haus von innen nach außen kehrt und ein Kunstwerk aus Atelierabfällen schafft. Schnell ahnt man als Besucher: Ein erweiterter Kunstbegriff kann durchaus auch einmal so weit sein wie der Himmel über Island. Wo es übrigens, wie die Arbeit „Sacred and Enchanted Places“ aus dem Jahr 1972 mit Aufnahmen verwunschener Orte dokumentiert, eben auch schon mal etwas übersinnlich zugehen kann.Gunnar Lützow

Kunst-Werke, KW Institute for Contemporary Art Auguststr. 69, Mitte, Mi–Mo 11–19, Do bis 21 Uhr, 8/6 €, bis 18 J. + Do ab 18 Uhr frei, bis 5.1.

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