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Volksbühne

In „Die Chor“ wird die Kraft des Schwarms ­erprobt – als Western

Ein junges dreiköpfiges Theaterfrauenteam untersucht in der Stückentwicklung „Die Chor“ in der Volksbühne die Möglichkeiten von Chören als Protagonisten. Auch das Publikum wird dabei zum Chor.

Showdown auf der Vorbühne: Produktionsfoto zu „Die Chor“. Foto: Irina Sulaver
Showdown auf der Vorbühne: Produktionsfoto zu „Die Chor“. Foto: Irina Sulaver

Eine Figur als vielstimmiges Kollektiv – bei „Die Chor“ geht was

High Noon auf der Vorbühne. Eine Kulissenwand mit Cowboys zeigt eine Westernszene. Teil des Filmstadt-Settings, das sich die Szenograf:innen Nina von Mechow und Leonard Neumann für die „Prater-Studios“ in der Nebenspielstätte der Volksbühne in der Kastanienallee ausgedacht haben. Der Prater sollte nach langer Sanierung jetzt endlich wiedereröffnen, doch gestiegene Materialkosten und ­-Engpässe verzögern die Bauarbeiten endlos. Auch „Die Chor“ war dafür geplant, die Stückentwicklung dreier junger Theatermacherinnen kommt nun im Haupthaus raus, schlägt aber den Bogen zum Prater und der Volksbühnengeschichte.

Denn vor anderthalb Jahrzehnten war der Prater wegen ­Renovierung schon einmal lange geschlossen. 2009 wurde er mit René Polleschs „Ein Chor irrt sich gewaltig“ wiedereröffnet. Darin spielte Sophie Rois eine frisch verlassene Ehefrau, deren flugs in die Bresche springender Liebhaber von einem zehnköpfigen Chor blutjunger Frauen vom P14, der Jugendsparte der Volksbühne, dargestellt wurde – eine Figur als vielstimmiges Kollektiv.

In diesem Chor waren auch Nele Stuhler und Irina Sulaver. Stuhler ist heute Dramatikerin, Sulaver Schauspielerin. Gemeinsam mit der Videokünstlerin Hannah Dörr – alle haben sich als Schülerinnen bei P14 kennengelernt – knüpfen sie nun in „Die Chor“ an diese Erfahrung an.

„Diese Choridee und die Irritationen, die entstehen, wenn etwa eine mehrköpfige Gruppe wie ein Wesen unisono von sich im Singular spricht, hat uns seitdem nicht losgelassen“, erzählt Nele Stuhler, „da steckt so viel mehr drin, und das versuchen wir hier zu entwickeln.“

Die Anregung gab ein Pakat im Filmstadtsetting: „Was bisher geschah“. Und Action bitte!

Eine Anregung gab auch das Praterstudios-Bühnenbild: „Was bisher geschah” steht auf einem Plakat. „Das Motiv des Chors reicht ja weit zurück, bis hin zur Geburt des Theaters in der Antike“, sagt Sulaver, die zum Ensemble des Wiener Burgtheaters gehörte, „aus dem Chor heraus entwickelten sich das Drama und die Komödie. Und welches Filmgenre eignet sich am besten, um mit einem Chor kontrastiert zu werden? Das ist natürlich der Western mit seinem Lonesome Cowboy.“

Ob und wie es zum Showdown kommt, wenn der elfköpfige Chor der Performenden auf der Bühne mit dem Canta Chiara Chor vom Händel-Gymnasium auf einen Gesangschor trifft, bleibt spannend abzuwarten. Und bitte!

  • Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte, 22.3. (Uraufführung), 30.3., 19.30 Uhr, 25.3., 18 Uhr, Tickets 20 €, zur Website

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