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Tanz

John Coltrane ist nicht tot: „A Love Supreme“ im Hau 1

Anne Teresa De Keersmaeker und die Compagnie Rosas tanzen zu „A Love Supreme“

Salva Sanchis & Anne Teresa De Keersmaeker / Rosas, Foto: Anne van Aerschot

John Coltrane wünschte sich, mit seiner Musik Menschen heilen zu können. Seine Platte „A Love Supreme“, aufgenommen vor genau 55 Jahren im Dezember 1964 in den heiligen Hallen des Tonstudios von Rudy van Gelder in Englewood Cliffs, New Jersey, ist ein Gottesdienst, eine Liebeserklärung an die Schöpfung, und wenn je Musik die Kraft und die Schönheit hatte, Menschen zu heilen, dann diese. In Konzerten hat Coltrane „A Love Supreme“ nur selten und bei besonderen Gelegenheiten gespielt, als wollte er die Musik vor der Profanisierung schützen. Es soll Menschen geben, die das Hören diese Platte ebenso respektvoll begehen und sie seit etwa 30 Jahren jedes Jahr an einem bestimmten Tag hören (ich zum Beispiel). Wenn Salva Sanchis und Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrer Compagnie Rosas „A Love Supreme” für eine Tanztheaterinszenierung verwenden, betreten sie also heiliges Gelände.

Wie die großen Musiker des Free Jazz verlassen De Keersmaeker und ihre Tänzer mit dieser Arbeit die strengen Strukturen und bewegen sich auf das offene Feld der Improvisation. Vor 14 Jahren haben sich De Keesmaeker und Salva Sanchis schon einmal mit „A Love Supreme“ auseinandergesetzt, 2017 nahmen sie den Faden wieder auf und schrieben das Stück für eine neue Generation von Tänzern um. „Ihre kraftvolle Interpretation spiegelt die bis heute spürbare Vitalität von Coltranes Musik“ verspricht das HAU. Alles andere wäre eine Gotteslästerung.PL

HAU 1 Mi 18.–Sa 21.12., 19 Uhr, ab 17 €

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