Architektur

12 Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Das ist die Zukunft der Stadt

Wie wird die Stadt in einigen Jahren aussehen, wie wird Berlin sich verändern, was wird aus den letzten Brach- und Freiflächen? Wenn man auf die größten und ambitioniertesten Bauprojekte blickt, kann man diese Fragen heute schon beantworten. Riesige Baustellen in der Stadt liefern bereits Einblicke, auf entstehende Monumentalprojekte. 12 dieser architektonischen Vorhaben stellen wir vor: neue Wohnsiedlungen, gewaltige Hochhäuser und ganz neue Quartiere, die Berlin prägen werden – im Guten wie im Schlechten.


Edge East Side Berlin

Bauprojekte Berlin: Edge East Side Berlin – 2023 zieht hier Amazon ein. Foto: EDGE Technologies
Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Edge East Side Berlin – 2023 zieht hier Amazon ein. Foto: EDGE Technologies

Das ist schon ziemlich ironisch. Nachdem die Mercedes-Benz-Arena und der dazugehörige Mercedes-Platz sowie die East Side Mall die Gegend rund um die Oberbaumbrücke zu einer völlig neuen Stadt gewandelt haben, bekommt der vermeintlich linksalternative Doppelbezirk Friedrichshain-Kreuzberg nun eine weitere Manifestation des Kapitalismus verpasst. Doch trotz großem Protest ist der Turmbau nicht mehr zu stoppen.

Bis 2023 wird der Projektentwickler Edge den 140 Meter hohen EDGE East Side Berlin errichten. Der Turm steigt im Rekordtempo in die Höhe. Bereits jetzt lässt sich das Monumentalprojekt an der Warschauer Brücke nicht mehr ignorieren. Im Prinzip könnte der aus Stahl und Glas gefertigte Moloch auch „Amazon-Tower“ heißen, denn der Gigant wird den größten Teil des insgesamt 80.500 Quadratmeter großen Büroturms beziehen. Im ganzen Stadtteil stehen Änderungen an: Über das Ende von Friedrichshain, Gentrifizierung und den Widerstand der Subkulturen lest ihr hier unsere Reportage.

  • Warschauer Straße, Friedrichshain

Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Estrel Tower Neukölln

Bauprojekte Berlin: Deutschlands höchstes Hotel – der Estrel Tower Neukölln. Foto: Barkow Leibinger Architekten
Deutschlands höchstes Hotel – der Estrel Tower Neukölln. Foto: Barkow Leibinger Architekten

Mit 176 Metern entsteht am südlichen Ende der Sonnenallee Deutschlands höchstes Hotel. Mit diesem Bauprojekt bekommt Neukölln einen echten Wolkenkratzer hingestellt, einen Palast mit mehr als 500 Zimmern und kleinen Apartments auf mehr als 40 Etagen, einer „Sky Lounge“ mit Terrasse, dazu Spa- und Fitnessbereiche, Büroflächen und das obligatorische Parkhaus. Der Entwurf für die spektakuläre Erweiterung des Estrel Congress Centers (ECC) stammt vom Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger. Am 3. November 2021 begannen die Hochbauarbeiten des Bauprojekts. Die Eröffnung des Hotelturms ist für 2024 geplant.

  • Sonnenallee, Neukölln

Alexander Berlin’s Capital Tower

Bauprojekte Berlin: So soll das höchste Wohnhaus der Stadt mal aussehen: Alexander Berlin's Capital Tower. Foto: Bewocon/Finest/Monarch
So soll das höchste Wohnhaus der Stadt mal aussehen: Alexander Berlin’s Capital Tower. Foto: finest images/O&O Baukunst

Mit 377 Wohnungen verteilt auf 35 Stockwerke entsteht mit dem 150 Meter hohem Alexander Berlin’s Capital Tower das höchste Wohnhaus der Stadt. Die Pläne, am Alexanderplatz eine Art Mini-Manhattan zu errichten, schweben lange über dem geschäftigen Verkehrsknotenpunkt im Herzen der Stadt. Jetzt geht es wohl wirklich los. Der russische Konzern Monarch steht hinter dem Bauprojekt in Berlin, es ist das erste von einem halben Dutzend Hochhäusern, die rund um den Fernsehturm errichtet werden sollen. So richtig voranzugehen scheinen die Bauarbeiten gerade aber nicht. Trotzdem wird an dem Plan festgehalten, das Projekt schnellstmöglich zu verwirklichen.

  • Alexanderplatz, Mitte

Am Tacheles

Bauprojekte Berlin: So soll das neue Tacheles mal aussehen. Foto: bloomimages/Herzog de Meuron
Eines der größten Bauprojekte in Berlin: So soll das neue Tacheles mal aussehen. Foto: bloomimages/Herzog de Meuron

Vor dem Krieg befand sich auf dem prominenten Grundstück an der Ecke Oranienburger- und Friedrichsstraße eine Einkaufspassage. Später nutzte AEG das Gebäude als „Haus der Technik“, und in DDR-Zeiten fand es vielfältige Nutzungen, verfiel jedoch zusehends.

Nach der Wende besetzte eine Künstlerinitiative das Areal und richtete in der alten Kaufhausruine das Künstlerhaus Tacheles ein. Kino, Theater, Ausstellungsräume und Ateliers sowie die einem riesigen Abenteuerspielplatz ähnelnde Brache gehörten zu dem Projekt, das Besucher aus aller Welt angezogen hat. Bis 2012.

Jetzt entsteht auf dem Gelände eines der größten städtebaulichen Projekte der Gegenwart: Am Tacheles. Ausführende Architekten sind wiederum die Schweizer Stars Herzog & de Meuron. Das Quartier schafft Platz für Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, zudem sind zahlreiche Flächen für eine kulturelle Nutzung vorgesehen. Bereits 2023 sollen die ersten Mieter:innen einziehen und das Museum Fotografiska eröffnen. .

  • Oranienburger Straße 60, Mitte

Museum des 20. Jahrhunderts

Platzt für die Kunst des 20. Jahrhundert findet sich irgendwann im Museum des 20. Jahrhunderts. Foto: Herzog de Meuron
Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Platz für die Kunst des 20. Jahrhundert findet sich irgendwann im Museum des 20. Jahrhunderts. Foto: Herzog de Meuron

Der Entwurf des berühmten Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron für das zukünftige Museum des 20. Jahrhunderts, das am Kulturforum gleich neben der Neuen Nationalgalerie stehen soll, ähnelt einer lichtdurchfluteten Markthalle. Doch wer weiß, vielleicht ist davon noch viel zu erwarten.

Schließlich sorgten die berühmten Architekten in der Vergangenheit mit der Elbphilharmonie in Hamburg und dem Olympiastadion in Peking für weltweites Aufsehen. In jedem Fall dürfte das Museum des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Berliner Kulturinstitutionen der Zukunft werden.

  • Kulturforum, Tiergarten

Steglitzer Kreisel

Visualisierung des Steglitzer Kreisels. Foto: CG-Gruppe
Bauprojekte in Berlin: Visualisierung des Steglitzer Kreisels. Foto: CG-Gruppe

Der Steglitzer Kreisel gehört zu den symbolträchtigen Gebäuden des alten West-Berlin. Mit 30 Stockwerken war er eines der höchsten Hochhäuser der Mauerstadt. Die Geschichte des Standorts ist von Anfang an turbulent. Da nach der Fertigstellung keine Mieter für das Bürohaus gefunden werden konnten, zog das Bezirksamt Steglitz in die Räume. In den 1990er-Jahren sorgte eine Asbestbelastung des Kreisels für Schlagzeilen. Ab 2007 stand das Gebäude leer.

Um 2017 übernahm schließlich die CG Gruppe das Objekt für einen Kaufpreis von 21 Millionen Euro. Nach Plänen des neuen Eigentümers, der mittlerweile mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten begonnen hat, sollen im Steglitzer Kreisel bis 2022 insgesamt 330 schicke Eigentumswohnungen entstehen. In der zweiten Bauphase soll auch der Sockel ausgebaut werden, darin soll es Platz für Gewerbe- und Büroräume geben. Mit der Fertigstellung dieses Bauprojekts ist jedoch vor 2025 nicht zu rechnen. Immer wieder sorgt das Hochhaus für Probleme und Skandale. Zuletzt wurde von der BIM eine Vertragsstrafe verhängt, weil die Bauarbeiten stocken.

  • Schloßstraße, Steglitz

Parkstadt Karlshorst

Wohnen in Karlshorst soll angenehm, ruhig und grün sein. Foto: Bonava
Wohnen in Karlshorst soll angenehm, ruhig und grün sein. „Parkstadt Karlshorst“ heißt eins der ambitionierten Bauprojekte im Osten Berlins. Foto: Bonava

Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Karlshorst das sogenannte Prinzenviertel, ein dicht begrüntes Wohnareal mit vielen Gassen, Wegen und Plätzen, an denen Einfamilienhäuser und Villen errichtet wurden. Das Wohnungsbauprojekt Parkstadt Karlshorst sieht sich dazu in historischer Kontinuität.

Der Projektentwickler Bonava plant auf der Brachfläche zwischen Blockdammweg, Ehrlichstraße, Trautenauer Straße und Hönower Wiesenweg mehrere hundert Wohnungen, wovon 252 mietpreisgebunden sein sollen. 2022 sollen die ersten Mieter einziehen können.

  • Blockdammweg, Karlshorst

Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Square 1

Bauprojekte Berlin: Ein mit modernster Technik ausgestatteter Bürocampus. Foto: BAUWERT Aktiengesellschaft
Ein mit modernster Technik ausgestatteter Bürocampus: Das Square 1 ist eins der Bauprojekte, die zeigen, wie Arbeit in Zukunft vernetzt wird. Foto: BAUWERT Aktiengesellschaft

Der moderne Bürocampus Square 1 im Südosten Berlins ist konzeptionell mit dem Flughafen BER verbunden, den man von dem Areal in Adlershof-Johannisthal in weniger als 15 Minuten erreicht. Man setzt auf eine wirtschaftliche Entwicklung der Gegend. Direkte Nachbarn sind der Technologiepark Adlershof und der Landschaftspark Johannisthal.

Insgesamt entstehen auf dem von den Architekturbüros Eller + Eller, Tchoban Voss und Grüntuch Ernst konzipierten Campus über 170.000 Quadratmeter Büroflächen. Im Fokus dieser Bauprojekte in Berlin steht eine vernetzte Arbeitskultur, die auf modernster Technologie basiert. So wie im Square 1 dürfte also das Arbeiten in der Zukunft aussehen. Die Gebäude werden um 2024 bezogen.

  • Adlergestell, am S-Bahnhof Johannisthal (zuvor Betriebsbahnhof Schöneweide), Schöneweide

Friedenauer Höhe

Friedenauer Höhe: 1500 Wohnungen werden gebaut, immerhin 238 davon sozial gefördert. Foto: Howoge/ OFB Projektentwicklung
Friedenauer Höhe: 1500 Wohnungen werden gebaut, immerhin 238 davon sozial gefördert. Foto: Howoge/ OFB Projektentwicklung

Der Güterbahnhof Wilmersdorf hat ausgedient, auf der Brache ist ein neues Wohnviertel entstanden, die Friedenauer Höhe. 1500 Wohnungen wurden gebaut, immerhin 238 davon sind sozial gefördert. Balkone, Terrassen oder kleine Gärten gehören zur Ausstattung der Bauprojekte und sollen junge Familien anziehen.

Damit kann das beschauliche Friedenau mit vielen neue Bewohner:innen rechnen. Immerhin wollen gut 10.000 Quadratmeter Wohnfläche vermietet und verkauft werden. Gute Nachricht für Alteingesessene: Die Friedenauer Höhe beherbergt eine eigene Kita.

  • Handjerystraße und Hauptstraße, Friedenau

Maximilians Quartier

Modern und familienfreundlich will das Maximilians Quartier sein. Foto: Groth Gruppe
Bauprojekte, die Berlin verändern: Modern und familienfreundlich will das Maximilians Quartier sein. Foto: Groth Gruppe

Schmargendorf ist ein unterschätzter Kiez. Zwischen dem urbanen Wilmersdorf und dem mondänen Grunewald gelegen, vereint er eigentlich alles, was man zum Leben in der Stadt braucht: Ruhe und Anbindung. Das dachten sich wohl auch die Investoren der Groth Gruppe und errichteten an der Forckenbeckstraße ein Quartier mit 950 Eigentums- und Mietwohnungen.

Insgesamt wird ein knapp fünf Hektar großes Areal bebaut. Die Architektur des Maximilians Quartiers ist funktional und minimalistisch. Modern und familienfreundlich will das Wohnviertel sein – und begehrt ist es schon jetzt: Alle zum Verkauf stehenden Wohnungen dieser Bauprojekte fanden bereits neue Besitzer.

  • Forckenbeckstraße, Charlottenburg-Wilmersdorf

Spandauer Ufer

Bauprojekte Berlin: Urban in Spandau, so soll das neue Quartier am Havelufer aussehen. Foto: Astoc/Playtime
Urban in Spandau, so soll das neue Quartier am Havelufer aussehen. Foto: Astoc/Playtime

„Leben und arbeiten in Spandaus neuer Mitte“, so lautet der Slogan für das große Bauvorhaben in unserem heimlichen Lieblingsbezirk Spandau. Direkt am Wasser gelegen, soll das Quartier alle Lebensbereiche abdecken: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Erholung.

Dafür finden die Investoren natürlich auch die richtige Wendung: „eine urbane Nachbarschaft mit allen Dingen des Lebens und direkter Anbindung an das Herz der faszinierenden Metropole Deutschlands – Berlin.“

Platz für diese Bauprojekte fand man am Havelufer, auf dem Gelände der alten Post, die lange leer stand und nun abgerissen wurde. Damit steht dem ambitionierten Projekt, zu dem auch ein Büroturm mit 21 Etagen gehört, nichts mehr im Wege.

  • Ruhlebener Straße, Spandau

Bauprojekte, die Berlin verändern werden: Upside Berlin

Foto: Ziegert Bank- und Immobilienconsulting
Neue Hochhäuser für Friedrichshain. Foto: Ziegert Bank- und Immobilienconsulting

Ein weiterer Wohnturm im Zentrum der Stadt. Das Büro Nöfer Architekten hat das vornehme Projekt mit luxuriösen Eigentumswohnungen konzipiert. Zwei Türme überragen Spree und S-Bahn-Gleise auf halber Strecke zwischen dem S-Bahnhof Warschauer Straße und dem Ostbahnhof.

Insgesamt 420 Wohnungen, dazu Gewerberäume und Büros, finden Platz in dem aus den beiden Türmen und einem niedrigeren Sockelbau bestehenden Ensemble. Der Investor taufte die beiden Türme „Max“ und „Moritz“. Das soll lustig klingen und zum ruppigen Charakter Friedrichshains passen. Die Quadratmeterpreise sprechen aber auch für sich, los geht es bei 8000 Euro. Bereits jetzt springen die Türme am Horizont ins Auge. Der Investor Trockland baut übrigens auch das Wohn- und Hotelhaus Pier 61I63 am Friedrichshainer Spreeufer und die A-Laska-Bürogebäude am gekündigten Zukunft am Ostkreuz.

  • Helen-Ernst-Straße 15-17, Friedrichshain

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