Berlin bekommt 2022 neue Doppeldecker von einer englischen Firma. Höchste Zeit, findet unsere Autorin, denn Doppeldecker gehören zum Besten, was Berlin in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Sie schaffen es wie kaum ein anderes Verkehrsmittel, einem den Alltag zu versüßen.
Die Straße und die Stadt,Autos und Menschen fliegen gefühlt auf einen zu und an einem vorbei, manchmal klatschen die Zweige eines von der Straße gezeichneten Baums gegen die Scheibe – eine Fahrt im großen Gelben ist sicherlich eine der besten Alltagsfreuden, die man sich in Berlin machen kann. Natürlich nur, wenn einer der vordersten Plätze auf dem Oberdeck noch frei ist. Die Chance, überhaupt mit einem Doppeldecker fahren zu können, dürfte ab nächstem Jahr erheblich steigen. Bis Anfang 2023 nimmt die BVG 198 neue Doppelstock-Busse in Empfang.
Egal, ob der Doppeldecker einen von Charlottenburg nach Neukölln an den Hermannplatz bringt oder von Lübars nach Waidmannslust: Auf diesen Plätzen lohnt es sich, mal nicht aufs Handy zu schauen. Eigentlich ist davon sogar dringend abzuraten, denn oben schaukeln die Busse manchmal wie alte Kähne auf See. Und wenn der Bus eine Kurve schwungvoll nimmt und man das Gefühl hat, man befinde sich eigentlich schon lange außerhalb der Außenwände des unteren Bus-Teils, stellt sich manchmal das gleiche Gefühl in der Magengegend ein, das Achterbahnen verursachen.
Das mag für manche albtraumhaft klingen, für andere ist es eine überraschende Freude. Denn ob ein großer Gelber – so nennt man die Doppeldecker im Berliner Volksmund – oder ein gewöhnlicher Einstöcker, allenfalls mit Ziehharmonika-Drehscheibe, um die Ecke biegt, weiß man vorher nie.
Außer in Berlin gibt es nur in Aalen Linien-Doppeldecker
Für deutsche Touris ist das Erlebnis wahrscheinlich besonders aufregend: Berlin ist neben der baden-württembergischen Kleinstadt Aalen die einzige Stadt in Deutschland, die Doppeldecker einsetzt – und zwar seit den 1940er Jahren. Seitdem hat sich der Look der Busse immer wieder verändert, mal waren sie eckig, mal runder. Manche sehen aus, als wären sie einem „Dick-und-Doof“-Film entsprungen.
Auch in anderen Ländern Europas sind doppelstöckige Busse eher selten – außer natürlich in Großbritannien und Irland, die die Doppeldecker eigentlich auch auf ihre Fahnen nähen könnten. Die BVG macht sich das seit Jahren zunutze und ließ die Doppeldecker zumindest vor der Pandemie besonders häufig auf den Linien 100, 200 oder 300 fahren: jenen Linien, auf denen Touris besonders gut Berlins wichtigste Sehenswürdigkeiten anschauen können.
Umso trauriger, dass die Flotte der Doppeldecker in Berlin zuletzt immer weiter geschrumpft ist – von etwa 1000 im Jahr 2002 auf derzeit nur noch 235 zugelassene Fahrzeuge. Davon wiederum sind oft Dutzende in der Werkstatt. Die Busse sind einfach altersschwach – bei manchen stehen mehr als 1,6 Millionen Kilometer auf dem Kilometerzähler. Gut, dass die Neuen bald kommen, inklusive USB-Anschluss an jedem Sitz und verbesserter Fahrerkabine – damit alle mit robustem Magen bald wieder öfter oben ganz vorne ihrem inneren Kind einen Gefallen tun können.
Wer ein wenig Abwechslung sucht, für den könnte es sich lohnen, neben den Doppeldeckern eine der Fähren der BVG zu benutzen. Wir listen alle BVG-Fähren: Von Wannsee-Flotte bis Ruderboot mit allen Linien und allen Infos. Weitere Infos zu Haltestellen und Fahrtzeiten gibt es bei der BVG. Wer regelmäßig BVG fahren will, braucht eine Wohnung. In diesen 12 Ecken zahlt ihr wenig Miete. Und das hier sind die teuersten Straßen und Bezirke in Berlin.