Viele US-Präsidenten hat es in ihrer Amtszeit nach Berlin verschlagen. Wir zeigen euch Bilder vom hohen Besuch aus Amerika: Truman fuhr durch Trümmer, Kennedy und Reagan hielten historische Reden, Clinton entdeckte den Kollwitzplatz für sich – und für Jimmy Carter wurde die Mauer weiß gestrichen. 12 Berlin-Besuche von US-Präsidenten.
US-Präsident Harry S. Truman besucht 1945 das zerstörte Berlin
Vor der Gründung der Bundesrepublik war der hohe Besuch aus Amerika in Deutschland unüblich. Vor Präsident Harry S. Truman hatte kein amerikanisches Staatsoberhaupt Berlin betreten. Truman war 1945 angereist, um auf der Potsdamer Konferenz über die Nachkriegsordnung in Deutschland zu entscheiden. Dabei besuchte er auch die zerstörte Reichshauptstadt und fuhr mit dem Auto durch die Trümmer des ehemaligen nationalsozialistischen Machtzentrums.
US-Präsident John F. Kennedy 1963 in Berlin
„Ich bin ein Berliner“ – das ist vielleicht der berühmteste Satz, den je ein US-Präsident in einer anderen Sprache als Englisch formuliert hat. John F. Kennedy sprach am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg, damals Sitz des Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin. Zum 15. Jahrestag der Luftbrücke brachte der US-Präsident seine Solidarität mit den Bewohnern der Mauerstadt zum Ausdruck. „All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words ‘Ich bin ein Berliner!’“
Richard Nixon 1969 in Berlin
Richard Nixon war das erste ausländische Staatsoberhaupt, das im Bundestag sprach. Seine erste Auslandsreise als US-Präsident führte Richard Nixon nach Westeuropa, am 26. und 27. Februar 1969 nach Bonn und ins geteilte Berlin, um die Partnerschaft zwischen der BRD und den USA zu bekräftigen. In Berlin wurde der US-Präsident allerdings nicht nur mit Jubel empfangen. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges demonstrierten auch Kriegsgegner gegen Nixon auf den Straßen der Stadt.
US-Präsident Jimmy Carters Berlin-Besuch 1978
Als US-Präsident Jimmy Carter 1978 nach West-Berlin reiste, brachte er ein ur-amerikanisches Format mit: das Town Hall Meeting. In der Kongresshalle (das heutige Haus der Kulturen der Welt) stellte er sich den Fragen der anwesenden Berlinerinnen und Berliner. Auch Deutsch lernte Carter für seine diplomatische Reise. Das Marlene-Dietrich-Zitat „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ strich er wieder aus seiner Rede, die stattdessen mit „Was immer sei, Berlin bleibt frei“ endete. Carter besuchte auch die Berliner Mauer – die die DDR-Führung daher am Potsdamer Platz weiß streichen ließ.
US-Präsident Ronald Reagan kam 1982 nach Berlin
1982 reiste US-Präsident Ronald Reagan nach Westeuropa und fand einen besorgten Kontinent. Die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung zwischen Ost und West war gewachsen, die USA rüsteten massiv auf. Als die Sowjetunion überraschend Entspannung signalisierte, wuchs der Widerstand gegen Reagans Politik noch weiter.
Berlins soziale Bewegungen stellten sich gegen Ronald Reagans Staatsbesuch. Die Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz mobilisierte für den 13. Februar. Die Demonstration in Schöneberg wurde zwar behördlich verboten, dennoch legten Tausende den Nollendorfplatz in Schutt und Asche. Selbst im sonst protestfreudigen und toleranten Berlin stieß das nicht auf Gegenliebe: Sie „kennen keinerlei Rücksichten und kochen auf Kosten anderer ihr steinernes Süppchen“, schrieb die Zitty.
„Mr. Gorbachev, tear down this wall“: 1987 hielt Reagan seine berühmte Rede
Fünf Jahre später kehrte Ronald Reagan nach Berlin. Am 12. Juni hielt er vor 25.000 Berlinern und Amerikanern eine historische Rede. Er forderte ein Ende des Wettrüstens zwischen den USA und der Sowjetunion. Unter dem Eindruck der einsetzenden Liberalisierung im sozialistischen Osteuropa forderte der amerikanische Präsident den Abriss der Berliner Mauer: „Mr. Gorbachev, open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall!“
Wobei die große Rede erst im Rückblick Beachtung erfuhr. Das Augenmerk lag auf der Großdemonstration einen Tag vorher. Am 1. Mai 1987 brannte Bolle, Berlin war längst protesterfahren. Am 11. Juni gingen Zehntausende in Berlin auf die Straße, demonstrierten gegen Aufrüstung und für den Frieden.
Bill Clinton 1994
US-Präsident George H.W. Bush besuchte während seiner Amtszeit nie Berlin. Sein demokratischer Nachfolger Bill Clinton war damit der erste amerikanische Präsident, der der wiedervereinigten Stadt einen Besuch abstattete. In einer vor Optimismus strotzenden Rede versprach er der Stadt auf Deutsch: „Nichts wird uns aufhalten. Alles ist möglich. Berlin ist frei“ – und brachte damit den Spirit der 90er-Jahre auf den Punkt. Clinton war auch der erste US-Präsident, der das Gebiet der ehemaligen DDR betrat.
Bill Clintons Berlin-Besuch 2000
1998 war Bill Clinton für einen Kurzbesuch in Potsdam, Eisenach und Berlin. Im Juni 2000 kehrte er zurück. Der ewige Kanzler Helmut Kohl war Geschichte, Clinton traf sich mit dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder. Auch ein privates Treffen mit der damaligen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel stand auf der Tagesordnung, bevor Clinton und Schröder Essen gingen: gediegen im Gugelhof am Kollwitzplatz.
George W. Bushs Berlin-Besuch 2002
„Billy, Billy!“ rief die begeisterte Menge noch Bill Clinton zu. Dessen Nachfolger, US-Präsident George W. Bush, wurde in Berlin weniger euphorisch empfangen. Am 22. und 23. Mai 2002 besuchte er die Bundeshauptstadt und das neue Bundeskanzleramt. Deutschland war diplomatisch unwegsames Gelände für den Republikaner: Die Teilnahme am sich abzeichnenden Irakkrieg lehnte eine breite Mehrheit der Deutschen ab. Bush war unbeliebt wie kaum ein US-Präsident vor ihm.
Auch in Berlin wurde anlässlich des Bush-Besuchs gegen die Politik des US-Präsidenten demonstriert. Große Teile der Stadt wurden zum Sperrgebiet, aber die Anti-Kriegs-Proteste wurden zum Happening.
Obama in Berlin: Wahlkampf 2008
George Bush durfte 2008 nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Für die Republikaner zog John McCain ins Rennen, die Demokraten hatten Barack Obama, Senator für Illinois, nominiert. „Change we can believe in“ war dessen Motto. Vor 200.000 Menschen hielt er im Sommer 2008 eine vielbeachtete Rede an der Siegessäule. Die heiße Phase des Wahlkampfs stand zwar noch bevor, aber für Berlin stand der Sieger bereits fest.
Erster Besuch als US-Präsident: Obama 2013 in Berlin
In glühender Hitze hielt Barack Obama im Juni 2013 eine Rede am Brandenburger Tor. Berlin bezeichnete er als „Stadt der Freiheit“, ließ seine von seinen Reden mittlerweile gelangweilten Töchter entschuldigen und genoss den Jubel der Gäste. Auf dem Programm stand ferner ein Auftritt des Geigers David Garrett. Wesentlich erfreulicher: Berlins Sternekoch Tim Raue durfte für den Präsidenten und Gäste kochen.
Barack Obama 2016: Abschiedstour
Bei seinem letzten Deutschland-Besuch fand vom 16. bis 18. November 2016 in Berlin statt. Im Hotel Adlon und im Kanzleramt war die Stimmung fast nostalgisch, denn Obamas Nachfolger stand bereits fest. Donald Trump war zum US-Präsidenten gewählt worden. Dessen Beliebtheitswerte in Deutschland lagen im Keller, selbst George W. Bush war populär dagegen. Trump selbst verachtete Merkel und mied die deutsche Hauptstadt: Einen offiziellen Staatsbesuch stattete der damalige US-Präsident Berlin nicht ab. Somit ist Joe Biden der erste US-Präsident, der mal wieder vorbeischaut: Für den Besuch des Demokraten am 17. und 18. Oktober 2024 gelten umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, der Verkehr ist im Ausnahmezustand. Bidens Tage als Staatsoberhaupt sind gezählt: Zur Wahl 2024 tritt er nicht an, nach einer Amtszeit ist seine Präsidentschaft vorbei.
Mehr Berlin-Geschichte
Wahlen sind spannend, Verlierer schnell vergessen. An diese Spitzenkandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters in Berlin erinnern wir uns aber immer noch. Proteste, Straßenfeste, besetzte Häuser und Demos: So sah Kreuzberg in den 1980er-Jahren aus. Veränderung gehört dazu: Wir zeigen euch Bilder von Berlin mit Mauer – und wie’s dort jetzt aussieht.