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Berühmtheiten aus Friedrichshain: Von Casper bis Heinrich Zille

Berühmtheiten aus Friedrichshain gibt es viele. Einige von ihnen sind in dem Berliner Bezirk geboren, noch mehr haben hier längere Zeit gelebt oder tun es immer noch. Von Widerstandskämpfer:innen, Künstler:innen, Musiker:innen, Sportler:innen und Schriftsteller:innen: Diese wichtigen Persönlichkeit hat der Stadtteil hervorgebracht.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Fritz Kalkbrenner

Fritz Kalkbrenner wohnt seit seiner Jugend in Friedrichshain. Foto: Imago/F. Zeising/Future Image

Fritz Kalkbrenner gehört zu den Superstars der Berliner Techno-DJs. Seit mehr als 25 Jahren steht der Ost-Berliner ununterbrochen am Mischpult und ist längst zu einem der wichtigsten Produzenten elektronischer Musik aufgestiegen. Er ist der Bruder des Musikers und Musikproduzenten Paul Kalkbrenner. 2008 lieferten die beiden zusammen den Titelsong „Sky and Sand” zum Techno-Kultfilm „Berlin Calling” von Hannes Stöhr. Vier Jahre später gelang dem DJ mit dem Album „Sick Travellin” der große Durchbruch. Fritz Kalkbrenner verdient sein Geld nicht nur mit der Musik. Wie seine Eltern und sein Bruder arbeitet er seit 2002 als Musik- und Kulturjournalist. Unter anderem bei MDR, MTV und Deutsche Welle. Er ist in Berlin-Lichtenberg geboren. Seit seinem 16. Lebensjahr, lebt er in Friedrichshain.


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Annemirl Bauer 

Annemirl Bauer war Kritikerin der DDR-Führung und Künstlerin. Foto: Annemirl Bauer, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Annemirl Bauer war Malerin, Grafikerin und Regimekritikerin der DDR. Ausgebildet an der Kunsthochschule Weißensee, folgte sie dem sozialkritisch und expressiv orientierten Realismus ihrer Mutter, die ebenfalls Künstlerin war. Immer wieder hatte sie Auseinandersetzungen mit dem Regime und seinen patriarchalischen Strukturen. „Der Himmel über Berlin ist unteilbar” gehört zu ihren bekanntesten Werken und zeigt die entzweite Stadt. Dass die DDR-Führung streng gegen Kritik vorging, ist kein Geheimnis. Annemirl Bauer wurde daraufhin Mitte der 80er-Jahre aus dem Verband Bildender Künstler der DDR ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkam.

Sie wurde aus der Öffentlichkeit gedrängt, bespitzelt, die Staatssicherheit leitete Zersetzungsmaßnahmen ein, mit dem Ziel, sie zu isolieren. Außerdem bot man ihr an, das Land auf Dauer zu verlassen. Trotz Schikanen lehnte die Künstlerin ab. Sie zeichnete weiter und führt ein Leben in Armut. Sie starb im August 1989, kurz vor dem Mauerfall, nach einer sehr kurzen Krebserkrankung mit 50 Jahren. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie am Bersarinplatz in Friedrichshain. Heute ist ein Platz am Ostkreuz nach ihr benannt.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Erich Schmitt

Die Grabstelle von Erich Schmitt auf dem Berliner Georgen-Parochial-Friedhof II. Foto: Meiko Richert, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Schon als Vierjähriger soll er auf dem häuslichen Fußboden mit Kreide ein Pferd gezeichnet haben. Sein großes Talent machte er zum Besuch: Erich Schmitt war deutscher Pressezeichner, Karikaturist, Cartoonist, Comiczeichner und Buchillustrator. Seine Zeichnungen waren in der DDR sehr populär. Schmitt nahm kuriose und kritikwürdige Momente des DDR-Alltags heiter und mit Berliner Witz und Schnauze aufs Korn. Er arbeitete für mehrere DDR Zeitschriften, sein permanenter Arbeitsort war jedoch die Berliner Zeitung. Für sein Lebenswerk erhielt er mehrere Preise. Außerdem war die Berühmtheit Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Er wohnte in den 1950er-Jahren am Strausberger Platz in Berlin-Friedrichshain.


Casper

Casper gehört zu den bekanntesten deutschen Musiker, er wohnt seit Jahren in Friedrichshain. Foto: Imago/POP-EYE/Ben Kriemann

Casper alias Benjamin Griffey gehört zu den bekanntesten deutschen Musikern. Der Durchbruch gelang dem deutsch-amerikanischen Rapper und Rap-Rock-Künstler mit der Platte „XOXO” (2011). Von da an landeten alle seine Platten auf Platz 1 der deutschen Charts. Seine Musik entspricht nicht den gängigen Rap-Stereotypen, seine Texte zeigen Verletzlichkeit und Selbstzweifel und brachten ihm deshalb den Ruf des Emo-Rappers ein. Aufgewachsen ist er in der Region Ostwestfalen-Lippe, seit 2011 wohnt er in Berlin-Friedrichshain.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Sina Tkotsch

Die Schauspielerin Sina Tkotsch ist in Friedrichshain geboren. Foto: Imago/APress

Die Schauspielerin Sina Tkotsch ist 1990 in Berlin-Friedrichshain geboren. Mit neun Jahren wurde sie für den Film „Florian – Liebe aus ganzem Herzen” entdeckt. Danach folgten Auftritte im „Tatort”, „Der letzte Zeuge” und „Die Cleveren”. Im Kinofilm “Dschungelkind” spielte sie die Hauptrolle. Ihre ältere Schwester Sarah ist ebenfalls Schauspielerin.


Alfred Döblin

Berühmtheiten aus Friedrichshain: Alfred Döblin gehört zu den Vorreitern der literarischen Moderne in Deutschland. Foto: Imago/Pond5 Images

Alfred Döblin gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, bekannt für sein bahnbrechendes Werk „Berlin Alexanderplatz” aus dem Jahr 1929. Geboren 1978 in Stettin, studierte Döblin Medizin und praktizierte zeitweise als Psychiater. Er betrieb eine Praxis an der Frankfurter Allee. Döblin hatte jüdische Wurzeln, während des Nationalsozialismus emigrierte er nach Frankreich und später in die USA. Er kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. Döblin lebte und arbeitete viele Jahre in Friedrichshain. Er starb 1957 in Emmendingen. Seine Werke prägten die moderne Literaturgeschichte und beeinflussen bis heute große Schriftsteller:innen.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Werner Seelenbinder

Eine Gedenkstätte für Werner Seelenbinder in der Werner-Seelebinder-Halle. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-B1004-0014-001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Werner Seelenbinder war ein bekannter deutscher Ringer und ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Geboren 1904 in Stettin, wurde er als Athlet bekannt und gewann mehrere nationale und internationale Meisterschaften im Ringen. Er trat in die Kommunistische Partei Deutschlands ein und gewann 1928 als einziger deutscher Arbeitersportler bei der Spartakiade in Moskau. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten engagierte er sich heimlich in der Roten Hilfe und wurde von der illegalen KPD-Organisation beauftragt, sich sportlich für internationale Wettkämpfe zu qualifizieren, um Auslandskontakte für die kommunistische Untergrundarbeit zu nutzen.

Trotz der drohenden Gefahr durch die Gestapo gewann Seelenbinder 1933 den deutschen Meistertitel im Ringen, verweigerte dabei den Hitlergruß und wurde daraufhin verhaftet. Er erhielt eine Wettbewerbssperre und wurde verhört, setzte aber seinen Widerstand fort. Als Transportarbeiter in den AEG-Apparatefabriken Treptow konnte er weiterhin für die KPD aktiv sein. 1936 qualifizierte sich Seelenbinder für die Olympischen Spiele in Berlin und plante, bei der Siegerehrung gegen die NS-Diktatur zu protestieren, was jedoch aufgrund von sportlichen Niederlagen nicht realisiert wurde. 

Später intensivierte er seine Aktivitäten im Widerstand. 1942 wurde er verhaftet und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. 1944 wurde er durch das Fallbeil im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. 2008 wurde Seelenbinder in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Zu seiner Lebenszeit wohnte er in der Palisadenstraße 56 und an der Glatzer Straße 6 in Friedrichshain, wo heute eine Gedenktafel an den großen Sportler erinnert. Außerdem war mit der Werner-Seelenbinder-Halle einer der legendärsten Konzertorte Berlins nach ihm benannt.


Clara Grunwald

Berliner Gedenktafel am Haus Scharnweberstraße 19 in Friedrichshain. Foto: OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Clara Grunwald war eine führende Kraft in der Verbreitung der Montessori-Pädagogik in Deutschland. Geboren 1877 in Rheydt, absolvierte sie eine Lehrerausbildung und experimentierte erfolgreich mit alternativen Lehrmethoden. Ab 1919 setzte sie sich intensiv für die „Neue Pädagogik“ ein, gründete die Deutsche Montessori-Gesellschaft und eröffnete Kinderhäuser und Schulen. Sie unterrichtete an der Mädchenschule in der Gubener Straße, wirkte am Montessori-Volkskinderhaus, Scharnweberstraße 19 mit. Sie gilt als zentrale Figur der frühen Montessori-Bewegung in Deutschland.

Als junge Frau war Grunwald aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten. 1933 trat sie ihr aus Protest gegen die Repressalien der Nazis wieder bei. Sie erhielt als jüdische Lehrerin Berufsverbot, sämtliche Montessori-Einrichtungen wurden geschlossen und die Montessori-Pädagogik verboten. Nun unterrichtete sie zum Teil heimlich und half vielen jüdischen Menschen bei der Flucht ins Ausland. 1941 zog sie mit ihrer Freundin nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Ihre ehemalige Pflegetochter leitete dort mit ihrem Mann eine Ausbildungsstätte für jüdische Jugendliche, die allerdings 1931 in ein Zwangsarbeitslager umgewandelt wurde. 1943 wurden alle dort lebenden Jüdinnen und Juden deportiert. Unter anderem auch Grunwald. 1943 wurde sie in Auschwitz ermordet.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Heinrich Zille

Heinrich Zille ist die Seele des alten Berlins. Foto: Imago/Artokoloro, Hugo Erfurth

Heinrich Rudolf Zille, in Berlin auch „Pinselheinrich” genannt, war deutscher Grafiker, Maler und Fotograf. Er wurde 1858 in Radeburg bei Dresden geboren und gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Künstler:innen der Stadt. Im Mittelpunkt von Zilles Werk stand der Mensch in den Berliner Mietskasernen und Hinterhöfen, in den Kneipen und in den Bordellen. Er zeichnete das wahre Leben, die sozialen Milieus, Ehestreit, Alkoholismus, Prostitution, Kinderarbeit und Armutskrankheiten. 

Das Zille auch fotografiert hatte, stand bis in die späten 1960er-Jahre im Hintergrund. Dabei hatte er das Medium Fotografie bereits in seiner Ausbildung zum Lithografen kennengelernt und die Fotos später als Vorlage für seine Zeichnungen genutzt. Auch während seiner Tätigkeit bei der Photographischen Gesellschaft erwarb er Kenntnisse der Fotografie. Er selbst fotografierte jedenfalls nur als Privatmann ohne finanzielles Interesse. Und: Er fotografierte ausschließlich in den Jahren, als er noch nicht als Zeichner und Grafiker sein Geld verdiente. Wir haben Zilles Berlin-Fotos für euch gesammelt.

1929 starb Zille in Berlin-Charlottenburg und erhielt ein Ehrenbegräbnis in Stahnsdorf. Seine Arbeit ist bis heute für ihr künstlerisches und dokumentarisches Vermächtnis hoch angesehen. In seiner Kindheit lebte Heinrich Zille in der Kleinen Andreasstraße 17 in Friedrichshain.


Jennifer Weist

Jennifer Weist gewann Ende 2023 die Show „The Masked Singer“. Foto: Imago/POP-EYE/Ben Kriemann

Mit 13 Jahren stand Jennifer Weist erstmals auf der Bühne. Später war sie Frontfrau der Band „Jennifer Rostock“, die durch die Teilnahme am Bundesvision Contest 2008 deutschlandweit bekannt wurde. Doch nach zehn Jahren gab die Band 2017 bekannt, eine Pause einzulegen – 2018 stand die Band zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne. Seit August 2021 ist sie Solokünstlerin und tourt unter dem Namen „Yaenniver”. Ende 2023 nahm Weist als „Eisprinzessin” an der neunten Staffel der ProSieben-Show „The Masked Singer” teil und gewann den Titel. Weist lebt seit vielen Jahren in Friedrichshain.


Berühmtheiten aus Friedrichshain: Nora Tschirner

Nora Tschirner gehört zu den berühmtesten Berliner Schauspielerinnen. Foto: Imago/Raimund Müller

Nora Marie Tschirner wurde 1981 in Pankow geboren. Heute lebt sie im Bezirk Friedrichshain. Sie ist eine bekannte deutsche Schauspielerin, Musikerin und frühere Moderatorin. Unter anderem spielte sie im Kassenschlager „Keinohrhasen” mit, was sie auch bei der breiten Masse bekannt machte. Tschirner engagiert sich sozial: So setzt sie sich für Entwicklungsländer ein und unterstützte das solidarische Musikfestival “Music and Messages” in Rostock. 


Hans José Rehfisch

Berühmtheiten aus Friedrichshain: Hans José Rehfischs Grabstein in Berlin. Foto: Z thomas, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Bevor er Dramatiker, Schriftsteller und Theaterintendant wurde, arbeitete Hans José Rehfisch als Gerichtsassessor und Rechtsanwalt. Rehfisch wurde 1891 in Berlin-Friedrichshain geboren und schrieb oft unter Pseudonymen. Sein erstes Bühnenstück erschien 1913, gefolgt von weiteren Werken, darunter erfolgreiche Tragikomödien wie „Wer weint um Juckenack?“ aus dem 1924. Seine sozialkritischen Satiren und zeitbezogenen historischen Dramen wurden wegen ihrer pointierten Dialoge geschätzt. Rehfisch war in der Weimarer Republik als Dramatiker bekannt und feierte mit „Die Affäre Dreyfus“ große Erfolge. Als Jude geriet er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Haft und floh danach aus Deutschland. Er emigrierte nach Wien und später nach London, wo er den Club 1943, eine kulturelle Vereinigung deutschsprachiger Emigranten, gründete. Nach dem Zweiten Weltkrieg lehrte er in den USA und kehrte 1950 nach Deutschland zurück. Sein Werk umfasst Theaterstücke, Romane und Drehbücher. Rehfisch starb 1960 in der Schweiz und wurde auf dem Berliner Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden begraben. Die Ruhestätte der Friedrichshainer Berühmtheit ist heute ein Ehrengrab der Stadt Berlin.


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