Lebensmittel retten: Klingt gut, aber wie? In Berlin gibt es einige Unternehmen und Initiativen, die euch beim bewussteren Umgang mit Lebensmitteln unterstützen und dem Zero-Waste-Konzept folgen. Wir geben euch einen Überblick, wie ihr schnell und einfach Lebensmittel retten könnt.
Lebensmittel retten: Sich an öffentlichen Kühlschränken bedienen
Foodsharing – Kühlschränke mit geretteten Lebensmitteln und mehr
Der Verein Foodsharing bietet Unternehmen und Privatpersonen an, überschüssige Lebensmittel der Allgemeinheit zu schenken. Dafür stehen in ganz Berlin frei zugängliche Kühlschränke zur Verfügung, sogenannte „Fairteiler“. Seit seiner Gründung 2012 will der Verein die Foodsharing-Community verbinden. Verteilerstationen kann im Prinzip jede:r eröffnen und auf der Website bewerben. Wichtig ist dabei, dass diese für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Damit nichts in den Schränken vor sich hin kompostiert, gibt es ein paar verbotene Lebensmittel: Abgelaufenes, bereits geöffnete Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeitsdatum, empfindliche Lebensmittel, wie etwa Hackfleisch oder Eier, selbstgesammelte Pilze, Alkohol und Energy Drinks sowie übrig gebliebene Buffet-Lebensmittel gehören nicht in die Kühlschränke! Brot, vegane Joghurts, allerlei Obst und Gemüse sind neben vielen anderen Lebensmitteln in Ordnung. Übrigens sind auf der Seite auch öffentliche Verteilungen gelistet, es gibt auch eine Kategorie für Tierfutterspenden. Die Übersicht ist wie eine Art Forum aufgebaut, in dem sich Interessierte und Spender:innen austauschen können. Hier geht es zur Foodsharing-Webseite.
Gerettete Lebensmittel online bestellen
Es gibt auch die Möglichkeit, gerettete Lebensmittel online zu bestellen. Auf diese Weise kann man sich so manchen Gang zum Supermarkt sparen und tut noch etwas Gutes, Nachhaltiges. Wir geben euch einen Überblick über einige Unternehmen der Szene, die Retter-Onlineshops betreiben.
Sirplus – Onlineshop gegen Lebensmittelverschwendung
Das Berliner Startup Sirplus hat es sich zur Aufgabe gemacht, überschüssigen Lebensmitteln eine zweite Chance zu geben. Das Unternehmen begann mit eigenen Supermärkten in Berlin, in denen gerettete Lebensmittel verkauft wurden. Nach einer Neuausrichtung setzt das Unternehmen heute vollständig auf den Onlinehandel und vertreibt die Produkte stark rabattiert über einen Onlineshop.
Trotz Herausforderungen hat Sirplus sich wirtschaftlich nachhaltig aufgestellt. Gemeinsam mit 150.000 Kund:innen wurden bereits 5 Millionen Kilogramm Lebensmittel gerettet. Im Rahmen der Vision „Zero Waste For Zero Hunger“ wurden zudem rund 500.000 Schulmahlzeiten in Afrika ermöglicht. Sirplus trägt dazu bei, die Wertschätzung für Lebensmittel zu stärken und Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Zum Onlineshop hier entlang.
Querfeld – Unperfekte Lebensmittel für Gastronomie und Einzelhandel
Querfeld ist ein Berliner Unternehmen, das sich auf die Rettung von krummem Obst und Gemüse spezialisiert hat – also landwirtschaftliche Produkte, die aufgrund ihrer unkonventionellen Optik nicht in den regulären Handel gelangen, womöglich gar nicht erst geerntet würden. Diese Lebensmittel werden direkt von den Erzeuger:innen bezogen, die dafür faire Preise erhalten. Das Unternehmen beliefert insbesondere Gastronomie und Lebensmittelbetriebe in Berlin, München und Nordrhein-Westfalen.
Querfeld setzt dabei auf eine nachhaltige Logistik und verkauft seine Produkte in großen Mengen, um Effizienz und Frische zu gewährleisten. Die Mission von Querfeld ist es, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, Biodiversität zu fördern und Menschen für die Vielfalt der Natur zu begeistern. Wer ein Unternehmen sucht, das Lebensmittel im großen Stil rettet, findet hier alle Infos, kann sich registrieren und dann möglicherweise bald die Kundschaft im Restaurant mit den Querfeld-Lebensmitteln versorgen.
Food together – Bio-Produkte mit Ecken und Kanten von nachhaltig arbeitenden Höfen
„Food Together“ stellt sicher, dass Lebensmittel nicht verschwendet werden, indem es Produkte direkt von regenerativ-ökologisch arbeitenden Höfen bezieht. Diese landwirtschaftlichen Betriebe vermeiden Verschwendung, indem sie Lebensmittel anbieten, die aufgrund von Optik oder saisonalen Überschüsse nicht im regulären Handel verkauft würden. Durch die direkte Vermarktung werden diese Lebensmittel vor dem Müll bewahrt und erreichen Endverbraucher:innen, die auf nachhaltige, biologische Kost Wert legen. Das Unternehmen reduziert die Menge an Abfall aus der Landwirtschaft und sichert zugleich faire Preise für die Produzent:innen. Hier geht es zum Onlineshop von Food Together.
Übrig gebliebenes, frisches Essen vor dem Müll bewahren
Too Good to go – suchen, reservieren, abholen
Ist das essbar oder kann das weg? Essbar, zumindest wenn es um die täglichen Überbleibsel in der Gastronomie geht. Jeden Tag müssen frische Lebensmittel her, vieles landet entsprechend (trotz Genießbarkeit) gegen Abend im Müll. Über „Too Good To Go“ können Bäckereien, Restaurants und Kantinen übrig Gebliebenes günstig verkaufen. Kund:innen kaufen Wundertüten, natürlich mit jeweiligen Schwerpunkt der Einrichtung, bei der sie bestellen. Eine Bäckerei wird kaum Sushi anbieten. Einen Lieferdienst gibt es nicht, aber ihr könnt euch Anbieter:innen aus eurer Umgebung suchen. Einfach nachschauen, was übrig geblieben ist, reservieren, und innerhalb eines bestimmten Zeitfensters abholen. Hier geht es zur Webseite von „Too Good to go“. Am besten aber, ihr ladet direkt die kostenlose App herunter und verschafft euch einen Überblick.
Lebensmittel retten: Die Berliner Tafel miteinbeziehen, wann immer es geht
Die Berliner Tafel war die erste Tafel in Deutschland und wurde 1993 gegründet. Sie war das erste Projekt ihrer Art, das sich darauf konzentrierte, überschüssige Lebensmittel von Händler:innen und Produzent:innen zu sammeln und an Bedürftige zu verteilen. Die Bewegung inspirierte viele Tafeln in anderen Städten und Ländern. Die Organisation sammelt regelmäßig Spenden von Supermärkten und anderen Partnern ein, aber auch Einzelpersonen können ihre überschüssigen Lebensmittel direkt an die Tafel übergeben. Spontan abholen geht allerdings nicht! Die Verteilung erfolgt strukturiert über soziale Einrichtungen und spezielle Ausgabestellen, die über das Projekt „LAIB und SEELE“ organisiert werden. So leistet die Berliner Tafel einen wichtigen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung und unterstützt gleichzeitig Menschen in Not. Mehr Infos zur Berliner Tafel findet ihr hier.
Sonstige Tipps für Zero Waste und zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln
Kurz vor Feierabend einfach mal mutig nachfragen
Bäckereien, Restaurants sowie Obst- und Gemüsehändler:innen sind manchmal offen und spendierfreudig, wenn es vor Feierabend um den verbliebenen Bestand geht. Nachfragen kostet nichts, muss auch nicht peinlich sein. Mehr als ein „Nein“ kann nicht passieren, und wer Glück hat, nimmt frische Lebensmittel fürs Abendessen umsonst mit nach Hause.
Lebensmittel zuhause richtig lagern und nur kaufen, was man wirklich verbrauchen wird
Super-Rabatt-Angebote verleiten uns zum Kauf, danach wird die Großpackung Möhren im Plastikbeutel in den Kühlschrank gestopft. Wer sich gegen Lebensmittelverschwendung engagieren möchte, kauft am besten in überschaubaren Mengen ein und nur das, was wirklich verzehrt werden kann, solange es genießbar ist. Leider ist unsere Gesellschaft auf möglichst viel kurzfristigen Konsum ausgelegt. Wer aber langfristig und nachhaltig denkt, tut etwas für die Umwelt, schont den eigenen Geldbeutel und erspart sich Extraarbeit.
Reste kreativ verwerten
Schon länger im Trend: Kochen mit Resten! Aus Gemüseschalen wird eine Brühe, aus der überreifen Banane ein saftiges Bananenbrot, aus den Stielen vom Kohlrabi ein leckeres Pesto. Oft landet viel mehr im Müll als nötig. Wer sich das einmal bewusst gemacht hat, wird überrascht sein, welche neuen Gerichte auf dem Teller landen.
Das Thema liegt vielen am Herzen: Wir haben Tipps für euren nachhaltigen Alltag in Berlin. Auch eine tolle Möglichkeit, um Lebensmittel einzukaufen: Unverpacktläden – in diesen Berliner Geschäften bringt ihr eure eigenen Behältnisse mit und füllt Nudeln, Cornflakes und Kaffee einfach selber ab. Die Berliner Szene bringt auch viele grüne Ideen hervor: Wir stellen euch Berliner Start-up-Unternehmen vor, die umweltbewusst arbeiten und nachhaltige Produkte hervorbringen. Tipps für gutes Essen gibt es in unserer Food-Rubrik. Was uns bewegt, steht in der Stadtleben-Rubrik.