Bars

In der Neuköllner Mondhügel Bar machen die Gäste die Preise

Die Mondhügel Bar in der Bürknerstraße bewahrt sich den Kneipencharme der „Oase“, die dort früher war. Benito Opitz und Philipp Schmitz mixen dort Drinks mit hausgemachten Zutaten. Und für die Kundschaft gilt: „Pay what you want“.

Lässiges Laboratorium: Benito Opitz und Philipp Schmitz in der Mondhügel Bar. Foto: Mondhügel Bar

Mondhügel Bar: Negroni statt Dortmunder Aktienbier

Bürkner-, Ecke Hobrechtstraße. Der Schriftzug an der Altberliner Eckkneipe verweist noch immer auf die „Oase“, die hier mal anzutreffen war. Damals, als der Ausgehkiez zwischen Kreuzberg und Neukölln noch eine kulinarische Wüste war. Auch das schummrige Licht hinter den dicken Fensterscheiben zitiert wohliges Kneipengefühl. Früher zapfte man hier Dortmunder Aktienbier, heute werden hinterm Tresen Gin Tonics, Whisky Sours oder Negronis gemixt.

Den Kneipencharme wollten sie unbedingt bewahren, die Schwerkraft allzu klassischer Drink-Rezepturen lassen Benito Opitz und Philipp Schmitz hingegen weit hinter sich. Das Duo, das seine Spirituosen und Sirups in Kreuzberg produziert und in hübsch designten Flaschen am ebenso schönen Stand in der Markthalle Neun verkauft, setzt ausschließlich auf natürliche Inhaltsstoffe. Alles ist frei von künstlichen Zusätzen und lokal produziert. Vor allem ist alles hausgemacht, nicht nur die Destillate und Spirituosen, sondern auch die Shrubs; Sirupe oder etwa das Tonic Water, das sich zart herb, kräutrig und köstlich mit dem Gin vereint.

Kreuzberg Mule mit Himbeer-Schoko-Wodka und Inger-Essenz

Für ihre Eigenkreationen nehmen sich Opitz und Schmitz bekannte Drinks und interpretieren sie auf ihre eigene Art neu. So zum Beispiel der Lieblingsdrink der meisten Gäste, der Kreuzberg Mule: hausgemachter Himbeer-Schoko-Wodka trifft auf eine scharfe Ingwer-Essenz. Ihre Gäste sollen die natürlichen Noten in den Drinks mit allen Sinnen erfahren. Früher hätten sie zu diesem Drink deshalb eine Line aus Schokolade serviert, erzählt Opitz lachend: „Vielleicht bekommt die bald mal ein Comeback.“

___STEADY_PAYWALL___

Unter den neu interpretierten Klassikern auf der kompakten Karte sind der Barrel Aged Negroni und der Whisky Sour schon beinahe selbst zu Mondhügel-Klassikern geworden. Beim Negroni verzichten sie auf den Wermut, stattdessen wird ein selbst hergestelltes Bitter aus Chinarinde verwendet. Die Fassreifung und die natürliche Note der Bitterorange im selbst gemachten Campari machen den Drink einzigartig. Für den Whisky Sour mixt Opitz seinen Kreuzberg Moonshine mit einem Schuss Zitronenessenz sowie einer Infusion aus Amalfizitronen.

In der Mondhügel Bar zahlt ihr, was ihr wollt

Was Mondhügel besonders macht, sind nicht nur der Geschmack und die Zutaten – sondern auch die Preise. Opitz und Schmitz haben sich für ein „Pay what you want“-Modell entschieden, weil sie einen radikal inklusiven Ansatz verfolgen: Jede:r soll zu ihnen kommen können, unabhängig vom Geldbeutel. Zwar könne jede:r Gastgeber:in „Wir sind offen für alle!“ tönen, so Opitz: „Wir glauben aber fest daran, dass wir als Gastgeber gerade in Zeiten rasanter Teuerung die Pflicht haben, unseren Gästen etwas zurückzugeben. Und wir haben bereits festgestellt: Hey, uns werden die Haare nicht vom Kopf gesoffen.“ Die meisten Gäste zahlen den auf der Karte vorgeschlagenen Preis und geben Trinkgeld; viele zahlen sogar mehr, weil sie die Drinks und den zugewandten Service mögen.

Wird das Wetter sprunghaft besser, steige zudem auch die Zahlungsbereitschaft sprunghaft an. Die Mondhügel-Betreiber dürften sich in diesem Jahr also besonders auf den Berliner Frühling freuen – und ihre Gäste ebenfalls, denn vor den alten Kneipenfenstern in der Bürknerstraße trinkt es sich sicher mindestens genauso gut wie dahinter.

  • Mondhügel Bar Bürknerstr. 6, Neukölln, Di-Do 18–1 Uhr, Fr–Sa 18–2 Uhr, So 18–1 Uhr, Instagram

Mehr zum Thema

In der Gegend unterwegs? Hier haben wir weitere Tipps für gute Bars in Neukölln. Alles über den Stadtteil findet ihr auf unserer Neukölln-Überblicksseite. Mehr über die Markthallen in Berlin lest ihr hier. Alles zum Thema Trinken lest ihr in unserer Rubrik zu Bars und Kneipen in Berlin. Ikonen mit Schaumkronen: Eine Liebeserklärung an Berliner Eckkneipen. Das richtige Restaurant zur richtigen Zeit: Wir haben mit Yannic Stockhausen von der Wasser Seafood Bar gesprochen. Der Food-Guide für die Hauptstadt: Bestellt hier die tipBerlin Speisekarte.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad