Feinkostläden

Fünf Jahre Conflictfood aus Berlin: Auf Augenhöhe fair-handeln

Doppelt gute Dinge: Das Berliner Projekt Conflictfood hat Entwicklungshilfe einmal anders gedacht – als Geschäftsbeziehung. Und hat damit in den letzten fünf Jahren Brücken gebaut, wo es zuvor unmöglich schien.

conflictfood gernot würtenberger Gernot Würtenberger (l.) und Salem El-Mogaddedi
Zwischen Mandelbergen: Gernot Würtenberger (l.) und Salem El-Mogaddedi in Afghanistan. Foto: Conflictfood

Es fing alles mit dem Safran an. Vor fünf Jahren seien sie gerade aus Afghanistan zurückgekommen, erzählen Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger. Dort hatten der Modedesigner und der Architekt das Frauenkollektiv Shekiban kennengelernt, das ausgerechnet auf aufgegebenen Opiumfeldern die Tradition des Safrananbaus wiederbelebt hatte. Beeindruckt vom nicht nur unternehmerischen Mut der Frauen entstand die Idee, ihnen das teure Gewürz zum fairen Preis abzukaufen und in Deutschland einen Markt dafür aufzubauen. Ein riskantes Vorhaben – Safran gehört zu den meistgefälschten Gewürzen der Welt. Und wer würde die Ware überhaupt kaufen?

Conflictfood: eine Idee, die begeistert

„Wir dachten, wenn es schiefgeht, haben wir immerhin noch auf Jahre hin genug Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie“, erinnert sich El-Mogaddedi lachend. Es sollte anders kommen: Die Idee hinter Conflictfood begeisterte, man gewann Preise und Startup-Stipendien, und auch Organisationen wie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit kamen auf das Gründer-Duo zu. Schnell erweiterte Conflictfood sein Portfolio: Im Herbst 2016 folgte Freekeh, über Feuer gerösteter Weizen, aus Palästina, 2017 Grün- und Schwarztee aus Myanmar im vergangenen Jahr dann auch Ingwer und Kaffee aus dem südostasiatischen Land. Bald wollen sie anfangen, Salz aus Mosambik zu importieren.

Eigentlich eine steile Erfolgsgeschichte. Aber Rückschläge gab es auch: Aktuell kann aufgrund der Krise in Myanmar kein Kaffee geliefert werden, die Handelsrouten sind dicht. Und wie es in Afghanistan nach dem Abzug der Nato-Truppen aussieht, ist noch unklar. Aufgeben ist aber keine Option. Denn Würtenberger und El-Mogaddedi verkaufen nicht bloß Lebensmittel, sondern vor allem auch die Geschichte dahinter: Jeder Packung liegt eine Zeitung mit Geschichten aus dem Land bei, mittlerweile auch ein interaktiver Link, mit dem man virtuell an die Ursprungsorte der Ware reisen kann.

Rückschläge gehören dazu

„Wir wollen auch einen anderen Blick auf diese Länder zeigen“, erklärt El-Mogaddedi. Auch in einer Konfliktregion wie Afghanistan ist ja nicht alles immer nur Konflikt – es gibt weiterhin Leben, Genuss, Gastfreundschaft. Mit dem direkten Handel, insbesondere mit Frauenkollektiven, sollen den Menschen vor Ort Perspektiven ermöglicht und unabhängige lokale Strukturen geschaffen werden. „In der Entwicklungshilfe heißt es, dass man lieber Frauen das Geld geben sollte”, erzählen die beiden Gründer grinsend, „sie setzen es für die Gemeinschaft ein. Die Männer verprassen es eher.”

  • Conflictfood erhältlich bei Manfactum und ausgewählten Feinkostgeschäften wie Winterfeldt Schokoladen, Goltzstraße 23, Schöneberg, Froj Tee, Wühlischstraße 39, Friedrichshain, und im taz Shop, Friedrichstraße 21, Kreuzberg, sowie direkt über www.conflictfood.com

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