Familiengeschichte 

„Back To Maracanã“ im Kino

Eine jüdische Familien-, Emigrations- und Fußballgeschichte

Rachel Tanugi Ribas/ JIP

„Als Kind bin ich mit meinem Vater gekommen“, stand vor einer Weile einmal auf einem riesigen Transparent bei den Fans von Borussia Dortmund zu lesen. Fußball ist eine Kultur, die sich durch Erzählungen über Generationen vererbt – und die im Stadion ihre Erfüllung findet. Der israelisch-brasilianische Film „Back to Maracanã“ von Jorge Gurvich führt in eines der berühmtesten Stadien der Welt: das Maracanã in Rio de Janeiro. Allerdings nur dem Titel nach. Denn konkret fand das Spiel, auf das diese Familiengeschichte zusteuert, in Belo Horizonte statt: das bereits legendäre 7:1 von Deutschland gegen Brasilien bei der WM 2014.

Der elfjährige Itay interessiert sich eigentlich nicht für Fußball, wird aber von seinem Vater und Großvater mitgeschleppt, zuerst von Tel Aviv nach Brasilien und dann im Wohnmobil durch ein aufgeregtes Land. Die Mutter hat einen neuen Partner – ausgerechnet einen Deutschen. Es kommt, wie es im Sinne der nicht gänzlich unsentimentalen Männermythologie kommen muss: Itay trägt bald ein Fußballshirt und reiht sich ein in eine Traditionslinie, für die es dann auch noch ein fast religiöses Ritual gibt. Denn alle vier Jahre muss ein Sohn, wenn der Vater einmal gestorben ist, das Grab aufsuchen und die neuesten Fußballergebnisse mitteilen. „Welcome to Maracanã“ verbindet geschickt, allerdings auch mit überdeutlichen Synergie-Effekten, eine jüdische Familiengeschichte über zwei Kontinente mit Elementen der überkonfessionellen Fußballreligion.

Back To Maracanã D/IL/BRA 2018, 92 Min., R: Jorge Gurvich, D: Asaf Goldstein, Antônio Petrin, Start: 18.7. 

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