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Dokumentarfilm

„Barstow, California“ ist die Heimat des inhaftierten Dichters Spoon Jackson

Spoon Jackson wurde im Gefängnis zum Dichter. Seit 1978 ist er ­wegen Mordes in Haft, eine Aussicht auf vorzeitige Entlassung besteht nicht. Inzwischen ist er weltweit bekannt

JiP-Filmverleih

Zu seinen Fans zählt auch der deutsche Dokumentarfilmer Rainer ­Komers, der sich schon lange für die USA und ihre Landschaften interessiert. Mit „Barstow, California“ legt er nun ein Porträt der Heimatstadt von Jackson vor. Barstow liegt an einer Straßenkreuzung auf dem Weg von Los ­Angeles nach Las Vegas. Es ist eine Stadt, die in vielerlei Hinsicht ihre beste Zeit hinter sich hat, wenn sie denn jemals eine hatte. Immerhin kann man an den Hügeln noch sehen, dass früher mächtig geschürft wurde.

Heutzutage wird eher geschossen, allerdings nicht wild herum, sondern organisiert: Wie an allen Orten in den Vereinigten Staaten gibt es auch hier Waffenfanatiker, für die es dann entsprechende Angebote gibt, auf ­Attrappen zu schießen.

Komers lässt aus dem Off immer wieder die Texte von Spoon Jackson hören, eingelesen von dem Dichter selbst. Und er trifft sich mit Mitgliedern dessen Familie, die immer noch in der Gegend leben. Die Verbindung von Bild und Ton bekommt immer stärker einen eigentümlichen Charakter. Denn der abwesende Spoon erinnert sich in seiner Autobiografie „By Heart“ ja nicht zuletzt an diese Landschaft, sodass man sagen könnte, dass Rainer Komers sich zu einem Teil dieses Erinnerns macht. Er sieht „Barstow, California“ in einer Spannung zwischen Gestern und Heute, zwischen Nostalgie und Enttäuschung.

Er reiht sich damit auch in eine deutsche Tradition der Faszination für den amerikanischen Westen ein (Wim Wenders oder Hartmut Bitomsky wären Beispiele), zugleich ist dieses Faszination aber gebrochener – ein deutscher Blick und ein afroamerikanischer Rückblick ergeben zusammen einen großen, kleinen Film.

Barstow, California D/USA 2018, 76 Min., R: Rainer Komers, Start: 3.10. 

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