Drama 

„Der Boden unter den Füßen“ im Kino

Die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“) erzählt in „Der Boden unter den Füßen“ von einer Kollision: Zwei ungleiche Schwestern prallen aufeinander

Salzgeber

Hildesheim oder Sydney? Das sind die Karriere-Alternativen für Lola (Valerie Pachner), eine taffe Unternehmensberaterin. Sie ist in Norddeutschland gerade mit einem Projekt ziemlich beschäftigt. Da trifft es sich einigermaßen ungünstig, dass die Halbschwester Conny (Pia Hierzegger) in Wien einen Selbstmordversuch unternimmt. Lola ist zwar geübt darin, viele Termine in ein ­Leben zu packen, aber die Herausforderungen mit einer paranoiden Schizophrenie bei einer nahestehenden Person in einer anderen Stadt vertragen sich schlecht mit einem Beruf, in dem die Leute einander an 48ern – zwei Tage-Schichten ohne Schlaf – messen.

Die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“) erzählt in „Der Boden unter den Füßen“ von einer Kollision: Zwei unvereinbare Leben prallen hier zusammen, und es ist eigentlich erstaunlich, wie lange das bei Lola sogar noch halbwegs gut zu gehen scheint. Die Beziehung zu ihrer Vorgesetzten Elise (Mavie Hörbiger) ist zwar ganz offensichtlich auch ein Machtspiel, aber der ganze Beruf lebt ja von dem Kick der ­Konkurrenz.
Mit einem gewissen kühlen Staunen ­erkundet Marie Kreutzer die Welt der Systemhotels, Geschäftsessen, Fitnessstudios und Flughäfen. Dem steht in Gestalt von Conny eine Figur gegenüber, die alles in eine ­andere Perspektive rückt. Valerie Pachner und Pia Hierzegger passen in ihrer Unterschiedlichkeit sehr gut zusammen. Die eine oder andere Szene wirkt ein wenig gestellt oder ­ästhetisch forciert, insgesamt ist „Der Boden unter den Füßen“, Wettbewerbsbeitrag der Berlinale 2019, aber eine überzeugende ­Geschichte aus der heutigen Welt.

Der Boden unter den Füßen A 2019, 108 Min., R: Marie Kreutzer, D: Valerie Pachner, Pia Hierzegger, Mavie Hörbiger

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