Horrorfilm 

Die bösen Doppelgänger: „Wir“ im Kino


Nach dem genialen „Get Out“ serviert Regisseur Jordan Peele nun „Wir“

Universal Pictures

Die Wilsons – Mutter Adelaide, Vater Gabe, Tochter Zora und Sohn Jason – fahren gemeinsam in die Ferien. Sollte man dazu sagen, dass die Wilsons schwarz sind? Das ist einer der springenden Punkte in „Wir“, dem neuen Film von Jordan Peele. Seit seiner sarkastischen Komödie „Get Out“ gilt er als die neue Stimme des afroamerikanischen Kinos.

Erneut trifft Peele einen ganz eigenen Tonfall. Was die Familie Wilson erlebt, ist zuerst ein lupenreiner Gruselschocker: Eines Abends stehen vier Menschen vor der Tür, als sie aus dem Schatten treten, entfährt es Jason: „Das sind ja wir!“ Die Wilson ­bekommen es mit feindseligen Doppelgängerwesen zu tun, und bald ist ein ­wilder Kampf im Gange, in dem Baseballschläger und Schürhaken als Waffen ­dienen. Auch die Tylers, eine befreundete, reiche, weiße Familie, werden von ihren Schatten heimgesucht. Anklänge an die Zombie-Mythologie sind deutlich, machen die Sache aber nicht klarer.

Denn Jordan Peele spielt hier ein virtuoses Spiel mit Identitäten: Gegen die Erwartung, dass eine afroamerikanische Familie ihre Bedrohung durch etwas „Anderes“ erleben würde (also durch einen gruppenlogischen Gegner, zum Beispiel weiße, rassistische Cops), treffen sie hier auf den Schrecken ihrer eigenen, bösen Verdopplung.

Die „Funny Games“, mit denen Michael ­Haneke der Popkultur eine Kanzelrede halten ­wollte, werden bei Peele zu einem Spiegelkabinett aus Anspielungen und Ablenkungen. In „Wir“ löst sich nichts auf, und schon gar nicht in eine Familienzelle, an der sich das schwarze Amerika orientieren könnte.

Wir USA 2019, 119 Min., R: Jordan Peele, D: Lupita Nyong’o, Winston Duke, Elisabeth Moss, Start: 21.3. 

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