Motto: Zuversicht

„Film ohne Grenzen“: Das erwartet euch beim Festival in Bad Saarow

In Bad Saarow in Brandenburg findet vom 31. August bis zum 3. September das elfte internationale „Film ohne Grenzen“-Festival statt. Die viertägige Veranstaltung in der Kulturscheune auf dem Gut Eibenhof und im Cinema by Velotel behandelt dieses Jahr das Thema „Zuversicht“. Insgesamt werden mehr als 20 internationale, oft preisgekrönte Filme gezeigt. Ein großer Anteil davon sind Kino-Vorpremieren. Im Anschluss folgen Filmgespräche, Diskussionen und Talks mit Filmschaffenden und Expert:innen. Was euch erwartet, lest ihr hier.

Die Zuschauer:innen beim Festival „Film ohne Grenzen“ im vergangenen Jahr in der Kulturscheune auf dem Gut Eibenhof in Bad Saarow. Foto: Boris Trenkel

Das Thema des diesjährigen Filmfests: „Zuversicht“

Am Ufer des Scharmützelsees, mitten in der Natur, findet jedes Jahr im September das „Film ohne Grenzen“-Festival statt. Auf dem idyllisch gelegenen Eibenhof, der sich auf einer Halbinsel befindet, werden Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme gezeigt, die unter dem diesjährigen Motto „Zuversicht“ laufen. Zuversicht beinhaltet nicht nur eine positive Einstellung gegenüber der Zukunft, sie steht auch für mentale Stärke. Mit dem Thema und der dazugehörigen Filmauswahl möchten die Veranstalter:innen den aktuellen Zeitgeist und die Stimmung der Gesellschaft widerspiegeln. „Je schwieriger es einem scheint, zuversichtlich zu bleiben, desto mehr möchte man der Zuversicht einen Raum geben“, so Susanne Suermond, Gründerin des Festivals und Vorsitzende des Vereins. Gemeinsam mit Tanya Berndsen und Yvonne Borrmann leitet sie das Filmfestival.

In mehr als 20 Filmen möchte „Film ohne Grenzen“ dieses Jahr mit einem abwechslungsreichen Programm der Zuversicht nachspüren. Es werden deutsche und internationale Filmschaffende und Expert:innen erwartet, die das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

Neben den Filmvorführungen stehen auch Gespräche und Diskussionen mit Schauspieler:innen, Regisseur:innen und Produzent:innen auf dem Programm. Dieses Jahr mit dabei sind unter anderem der Regisseur Volker Schlöndorff sowie die Filmemacherinnen Veronica Selver und Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste.

Der Einlass in die Kulturscheune beim Film ohne Grenzen 2022 auf dem Gut Eibenhof. Foto: Boris Trenkel

Neben dem Filmprogramm und Gesprächen wird es auch in diesem Jahr eine Podiumsdiskussion, einen Sonntags-Talk mit Gero von Boehm, und eine „philosophische Stunde“ mit Ariadne von Schirach geben. Zusätzlich finden vormittags am 1. September Schulkino-Vorführungen statt.

„Film ohne Grenzen“: Zum Auftakt läuft der Dokumentarfilm „Irmi“

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Die deutsch-jüdische Emigrantin Irmi Selver in der Küche.

„Film ohne Grenzen“ wird am Donnerstag, dem 31. August, mit dem Dokumentarfilm „Irmi“ auf dem Gut Eibenhof eröffnet. Die deutsch-jüdische Emigrantin Irmi Selver, die bei dem Versuch, aus Hitlers Europa zu fliehen, ihren Mann und ihre Kinder verlor, hätte ohne Zuversicht wohl kaum überlebt. Die Flucht aus Deutschland war der jüdischen Chemnitzerin und ihrer Familie noch geglückt. Kurz nach Kriegsausbruch sollte es von den Niederlanden mit dem Schiff nach Curaçao gehen. Der Dampfer geriet in ein deutsches Minenfeld und kenterte. Irmis Mann und ihre beiden Kinder starben. Sie selbst hat überlebt und kam bei einem Freund in England unter. Ihr Mut und ihr Lebenswille haben sie durch die Tragödien und Verwerfungen getragen, die sie als deutsche Jüdin im 20. Jahrhundert erleben musste. Eines Tages sagte sie zu sich selbst: „Ich habe beschlossen zu leben“. Sie zog nach New York und hat ein zweites Leben begonnen. Der Film wurde von Irmi Selvers Tochter, der Filmemacherin Veronica Selver und deren Freundin Susan Fanshel produziert.

Das spanische Drama „20.000 Arten von Bienen“

Sofia Otero in „20.000 Arten von Bienen“. Foto: Gariza Films, Inicia Films

Im Cinema by Velotel Bad Saarow wird am 1. September der Film „20.000 Arten von Bienen“ gespielt. Die Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren erzählt von einem achtjährigen Jungen, der nach und nach für sich feststellt, dass er lieber ein Mädchen sein will. Ein Bienenstock dient als Leitmetapher. Das spanische Drama wird aus der Perspektive des Kindes erzählt und führt den Zuschauer:innen konsequent vor Augen, wie schwierig es sein kann, seinen Platz in der Welt zu finden. Gleichzeitig zeigt der Film wie die Mutter, die selbst noch mit ambivalenten elterlichen Altlasten ringt, mit der Identitätssuche ihres Kindes umgeht. Bei der Berlinale 2023 räumte der Film ab: Sofía Otero erhielt den Silbernen Bären für die beste darstellerische Leistung in einer Hauptrolle. Unsere Kritik zu „20.000 Arten von Bienen“ könnt ihr hier lesen.

Das Filmdrama „Joyland“ auf dem Festival „Film ohne Grenzen“

Eine Szene aus dem 2022 erschienenen Filmdrama „Joyland“. Foto: Imago/Everett Collection

Zuversicht prägt auch das im November 2022 erschienene Filmdrama „Joyland“. Am Samstag, dem 2. September, wird in der Kulturscheune das Spielfilmdebüt des pakistanischen Regisseurs Saim Sadiq gespielt. Der Film erzählt eine sehr berührende queere Liebesgeschichte in der tief in patriarchalischen und traditionellen Werten verwurzelten pakistanischen Gesellschaft. Hauptprotagonist ist der verträumte Haider, der ein Außenseiter in seiner Familie ist. In seiner zugeschriebenen Rolle findet sich Haider nicht wieder, sein Leben wird von seiner Frau, einer glücklichen und erfolgreichen Kosmetikerin, finanziert. Durch ein Stellenangebot in einem Tanzetablissement nimmt sein Leben eine drastische Wendung. Er tritt in die schillernde Welt des Showbusiness ein und wird für die trans Sängerin Biba zum Backgroundtänzer. Beim Filmfestival in Cannes 2023 gab es dafür die „Queere Palme“ und wurde von Pakistan bei der Oscarverleihung 2023 als bester internationaler Film nominiert.

Zuversicht bestimmt ebenso den neuen Film „Fallende Blätter“ (1. September) von Aki Kaurismäki. Dieser erzählt von zwei einsamen Menschen, die zufällig im nächtlichen Helsinki aufeinander treffen. Das Motto wird auch in Maite Alberdis Dokumentarfilm „Die unendliche Erinnerung“ (2. September) widergespiegelt. In der zärtlichen Liebesgeschichte beginnt die Frau von Góngora, der an Alzheimer erkrankt ist, die alltäglichen Momente auf Video aufzunehmen. Der deutsche Film „Kalle Kosmonaut“ spiegelt das Thema ebenfalls wider. Der Film erzählt eindrucksvoll über zehn Jahre hinweg das Leben des jungen Kalle und zeigt, wie soziale Ungleichheit ein Leben bestimmen kann. Der 2022 erschienene Film „The Lost King“ (3. September) von Stephen Frears spiegelt das Thema Zuversicht in der wahren Geschichte von Philippa Langley, Hobbyhistoerikerin und alleinerziehende Mutter, die sich auf die Suche nach dem Grab von König Richard III begibt.

Kalle aus dem 2022 erschienenen Dokumentarfilm „Kalle Kosmonaut“. Foto: Film ohne Grenzen

Das Filmfest „Film ohne Grenzen“ ist in der nationalen sowie internationalen Filmszene gut vernetzt und eine feste Größe im Brandenburger Festivalbetrieb. In einer knappen Stunde gelangt man von Berlin auf die malerische Halbinsel im Scharmützelsee. Das Festival ist autofrei, die Anreise mit Fahrrad oder öffentlichem Nahverkehr empfiehlt sich also. Tickets könnt ihr hier kaufen, das ganze Programm des Festivals „Film ohne Grenzen“ findet ihr hier.

  • Film ohne Grenzen, Gut Eibenhof, Kulturscheune, Alte Eiche 33, Bad Saarow, 31. August ab 17 Uhr bis 3. September 22 Uhr. Cinema by Velotel Bad Saarow, Ulmenstraße 2, Bad Saarow, 1. September ab 19.30 Uhr bis 3. September 20 Uhr. Eintritt: 6-10 €, mehr Infos hier

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